Nächte am Nil
werden.«
Baraf verbeugte sich stumm und ging.
Gruppe I war der Kommandotrupp des ehemaligen Hauptmanns Brahms. Er bestand aus zehn Männern, alle frühere Soldaten des Afrikakorps, meistens Pioniere, die mit Sprengladungen und Minen umzugehen verstanden. Es waren Kerle, die den Teufel in der Hölle ausräucherten, wenn man es verlangte. Abenteurer, die nicht fragten, sondern gehorchten. Gruppe I, das bedeutete: Gnadenlosigkeit. Sie war die winzige ›Fremdenlegion‹ des Hauptmanns Brahms.
»Ich ahne jetzt, wo Birgit Brockmann ist«, sagte Brahms wenig später zu Zuraida. Er lag neben ihr auf dem Diwan und rauchte hastig und nervös eine flache, dicke ägyptische Zigarette. »Wahrscheinlich in einem Harem, verdammt noch mal! Und bei einem Kerl, der todsicher ein Freund irgendeines Ministers ist. Der nach links und nach rechts schmiert und den man mit Samthandschuhen anfassen muß.« Er warf die Zigarette in einen Aschenbecher, der mit Rosenwasser gefüllt war. Die Glut verzischte. »Aber nicht mit Josef Brahms!«
Ein Kommandotrupp ›stahl‹ aus den Gärten der Villen sieben Gärtner. Sie wurden an Ort und Stelle im Regierungsboot verhört. Dann drohte man ihnen die Auspeitschung bis zum Tode an, wenn sie ein einziges Wort sagten und ließ sie wieder laufen. Auch den Gärtner des millionenschweren Faruk Ben Sahedi. Er berichtete, daß seit drei Tagen eine weiße Frau den Harem beherrschte.
»Faruk Ben Sahedi«, sagte Brahms, als er die Meldung per Funk erhielt. »Ein schöner Mist! Das ist ein Freund von Minister Feisal Abdul Mossou. Ich weiß, daß sie ihre Weiber untereinander austauschen. Und heimlich saufen tun sie auch, als Moslems! Ausgerechnet der!« Er sah seinen Stoßtruppführer, einen ehemaligen Oberfeldwebel der Pioniere, nachdenklich an. »Das wird 'ne harte Nuß, Franz!«
»Keine Sorge, Herr Hauptmann.« Franz Oberhalt lächelte breit. »Mit geschwärzten Gesichtern sehen wir alle aus wie zu lange gebackene Weckmänner.«
*
Birgit hatte sich in der langen Nacht, in der sie schlaflos in ihrem goldenen Käfig herumwanderte, einen Plan zurechtgelegt, der ihr als einzige Rettung erschien.
Sie mußte krank werden.
Am Morgen, als zwei zierliche, glutäugige Dienerinnen an ihr Bett traten, um sie zum Bad zu führen, das bereits mit stark nach Rosenöl duftendem Wasser gefüllt war, lag sie bleich und leise stöhnend unter der seidenen Decke und gab keine Antwort auf alle Fragen. Sie verdrehte sogar so schrecklich die Augen, daß die beiden Dienerinnen entsetzt wegliefen und nach Faruk Ben Sahedi riefen.
Keuchend rannte wenig später der dicke Faruk in Birgits Zimmer und setzte sich auf die Bettkante.
»Was ist denn, meine goldene Taube?« fragte er und sah verwirrt auf das verzerrte, wie von großen Schmerzen zermarterte Gesicht Birgits. »Bist du krank? Hast du Schmerzen? So sprich doch, mein Augapfel.«
»Einen Arzt …«, flüsterte Birgit kaum hörbar. »Einen Arzt, schnell. Mein Herz … ich bekomme keine Luft … ich ersticke …« Sie zuckte plötzlich hoch, krallte sich an Faruk fest und hieb ihm die Fingernägel tief ins Fleisch. »Luft!« stöhnte sie laut. »Luft! O Luft!«
Sahedi verbiß den Schmerz, löste die Finger Birgits von seinen zerkratzten Armen und sprang auf. »Ich hole den besten Hakim Ägyptens!« rief er. »Nur ein paar Minuten, mein Engel! Der beste Hakim soll dich pflegen!«
»Ich ersticke!« keuchte Birgit und bemühte sich, starr zu blicken und die Augen hervorquellen zu lassen. Es gelang ihr, indem sie die Luft anhielt und wirklich Atemnot bekam. »Oh! Oh! Mein Herz …«
Sahedi rannte in panischem Schrecken hinaus.
Zwanzig Minuten später erschien der Arzt. »Der Hakim«, sagte Sahedi zu der erschöpften Birgit. »Er wird dich heilen. Er ist der beste Arzt. Er hat in Deutschland und Frankreich studiert.«
Und zu dem noch stummen und Birgit nur fragend ansehenden Arzt sagte er: »Machen Sie sie gesund, Doktor. Ich zahle Ihnen ein Vermögen, wenn mein blonder Engel wieder lachen kann.«
»Lassen Sie uns allein, Faruk.« Der Hakim setzte sich neben Birgit auf den Diwan. Er ergriff ihre Hand und hielt sie fest. Eine unendliche Beruhigung ging von ihm aus.
Sahedi zögerte, doch dann ließ er Birgit und den Hakim allein. Aber vor der Tür zu dem Trakt der Lieblingsfrau postierte er zwei seiner schwerbewaffneten Wächter.
Der Arzt ließ die Hände Birgits los, sobald sie allein im Zimmer waren. Er stand sogar auf und legte seine Hände auf den Rücken.
»Sie
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