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Nächte am Nil

Nächte am Nil

Titel: Nächte am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Verantwortung.«
    Faruk Ben Sahedi winkte. Die riesigen Wächter traten zur Seite und ließen den Hakim passieren. Dann schloß sich die Tür wieder, und Faruk war allein in dem großen, leeren Saal. Vom Innenhof klang schwach das Plätschern des Marmorbrunnens durch die Stille.
    Er trat an eine goldene Wandverzierung, schob sie etwas zur Seite und starrte durch ein kleines Guckloch in das Zimmer nebenan.
    Birgit lag, wie er sie verlassen hatte, auf dem Rücken, die Hände gefaltet. Wie aufgebahrt sieht sie aus, dachte Sahedi schaudernd. O Allah, sie darf nicht sterben; nicht, bevor ich sie besessen habe, bevor ich ihren herrlichen Leib genossen habe wie eine aufgebrochene Granatfrucht. Dann mag sie, bei Allah, eingehen. Nur diese eine Nacht will ich genießen, dann kann sie begraben werden.
    Er warf noch einen Blick auf Birgit, schob die goldene Verzierung wieder zurück und verließ schnell den Harem.
    Zwei Tage warte ich noch, dachte er, als er wieder in seiner Bibliothek war und sein Sekretär ihm die Briefe zur Unterschrift vorlegte. Wenn sich ihr Zustand nicht bessert, soll sie wirklich zu Professor Babachelma kommen. Aber ich werde mitziehen. Ich werde neben ihr wohnen. Ich werde sie bewachen wie den größten Diamanten dieser Erde. Und wenn ich die ganze Klinik miete, für sie allein.
    »Was gibt es Neues, Zehir?« fragte er den Sekretär.
    Der junge Ägypter sah über den Kopf seines Herrn hinweg in den Garten.
    »Eine israelische Agentin ist flüchtig. Man sucht sie überall. Sie hat den Chef des Geheimdienstes niedergeschlagen. So meldete mir mein Freund aus dem Ministerium.«
    »Wenn schon!« Sahedi hob die fetten Schultern. »Was geht das uns an.«
    *
    So einsam die Oase Bir Assi liegt, mitten in einer weglosen Sandwüste, umgrenzt von ausgetrockneten Salzseen oder noch unbekannten, unerforschten und völlig unwegsamen schwammigen Salzsümpfen; so wenig man sie auf einer Karte findet und kaum jemand weiß, daß es überhaupt dort Lebewesen gibt: Es finden sich immer Menschen, die für Geld bereit sind, alles zu tun.
    Aisha kam nach drei Stunden zurück und setzte sich mit glänzenden Augen neben Brockmann, Lore und Ludwigs auf die Terrasse.
    »Wir haben alles«, sagte sie. »Fünf Kamele, davon drei Reitkamele, zwei Zelte, Wasserschläuche und Fellsäcke für dreihundert Liter Wasser, Konserven, Orangensaft, Trockenfleisch. Decken, Käse in Dosen, Fruchtstangen, Mehl und Mais, Gerste und Reis, Milchpulver, zwei Kocher mit Hartspiritus, vier Schnellfeuergewehre mit Munition, drei Revolver, zwei Dolche, Beduinenkleidung und ein Sonnensegel.«
    »Du bist ein fabelhaftes Mädchen, Aisha.« Brockmann beugte sich vor und streichelte ihr über die Wange. Obgleich es Lore nicht sehen konnte, ahnte sie doch, was diese Sekunde Stille bedeutete und womit sie ausgefüllt war. Er streichelt sie jetzt, dachte sie mit zuckendem Herzen. Und sie senkt die Augen und ist glücklich. Natürlich, was wäre er jetzt ohne Aisha? Sie kann ihm helfen, sie kann ihm ihre Liebe beweisen, indem sie ihm die Sterne vom Himmel holt – oder fünf Kamele besorgt. Ich kann ihm nicht helfen; ich kann nur herumsitzen, in die Welt hinauslauschen und warten, daß man mich anspricht, daß man mich bemerkt. Ich bin ihnen allen eine Last. Ich bin eine blinde Frau, zu nichts mehr nütze als zu den eigenen Gedanken.
    »Ich trage zu dem Unternehmen einen Kompaß bei, meine Wüstenkarte, ein Paar Stiefel, ja, und meinen Wunsch, daß es euch gelingen möge«, sagte Ludwigs ernst. »Wann wollt ihr losziehen?«
    »Die Kamele warten bei Eintritt der Dunkelheit außerhalb des Wadis.« Aisha sah Alf aus flimmernden Augen an. »Sie sind vollgefressen, ihre Höcker sind stramm voll Wasser wie eiserne Türme. Sie könnten drei Wochen ohne Wasser durch die Wüste ziehen. Es sind die besten Kamele von ganz Bir Assi.« Aisha legte die Arme um ihre Knie und zog sie an. Wie ein kleines Mädchen hockte sie auf dem Sessel. Ludwigs fand, daß sie bezaubernd aussah. »Wir können heute nacht schon weit kommen. Sie sind schnell, die Kamele.«
    »Heute nacht schon?« fragte Lore leise.
    »Ja, Lorchen.« Brockmann legte den Arm um ihre Schulter. Zwischen den Augen Aishas bildete sich eine steile Falte. Sie soll verdursten, dachte sie grausam. Die Sonne soll ihr die Haut vom Körper brennen, sie soll ihre ganze, stolze Schönheit zerstören. Ich hasse sie. O Allah, wie ich sie hasse!
    »Heute nacht ist die beste Zeit dazu«, sprach Brockmann weiter. »Ich habe für

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