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Nächte am Nil

Nächte am Nil

Titel: Nächte am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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werden.«
    Zareb war sprachlos. Dann lächelte er gemein.
    »Du Katze«, sagte er gedämpft. »Man sollte dir das Fell verbrennen. Sieht aus wie eine Huri und benimmt sich wie ein Skorpion. Du solltest selbst Angst haben, in meine Hände zu fallen.«
    »Dr. Sikku würde es nicht ruhig hinnehmen.«
    »Sikku. Wer ist Dr. Sikku? Ein Bauchaufschneider. Ein Pflasterkleber. Ein Darmspüler. Ich huste ihn an die Wand.«
    »Dr. Sikku ist ein Freund des Präsidenten.«
    »Kairo ist weit«, lächelte Zareb.
    »Aber sein Arm reicht bis hierher.« Die Krankenschwester deckte Jörgi, der sich bloßgestrampelt hatte, wieder zu. »Und nun gehen Sie endlich! Ihr Gesicht ist keine Medizin.«
    Zareb verließ das kleine Zimmer. Er war tief beleidigt. Wütend stampfte er im Garten hin und her. Ein Moslem wird nicht von einer Frau beschimpft, das verbietet Mohammed. Eine Frau hat Untertan zu sein. Der Mann ist das höhere Wesen. Aber hier, in Europa, war alles anders. Hier verrohten die Sitten, und auch die Mädchen aus dem Orient vergaßen die Worte des Propheten.
    Zareb seufzte und bedauerte sich ob seiner Hilflosigkeit gegenüber dieser wilden Wüstenkatze.
    Am zehnten Tag schloß Dr. Sikku die Untersuchung mit der Bemerkung: »Es ist alles vorbei. Es besteht keinerlei Gefahr mehr. Der Junge muß jetzt gut gepflegt werden, damit er wieder zu Kräften kommt.«
    »Warum?« fragte Zareb zurück.
    Dr. Sikku sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Ich möchte Sie gerne sezieren, Zareb«, sagte er. »Ich möchte wirklich sehen, was bei Ihnen an Stelle des Herzens in der Brust liegt. Ein Stein? Ein faulender Kürbis? Eine haarige Kokosnuß? Eine aufgequollene Dattel? Es kann alles sein … nur ein normales Herz, das haben Sie auf keinen Fall.«
    »Alle beleidigen mich!« schrie Zareb und machte fast einen Luftsprung vor Wut. »Alle hacken auf mir herum, als sei ich Aas für die Geier! Warum denn, warum? Ich tue nur meine Pflicht! Ich führe aus, was man mir befiehlt!«
    »Dann befehle ich Ihnen, den Jungen zu pflegen wie Ihre eigenen Augen!«
    »Sie sind Arzt. Ich nehme Befehle nur von meinen Vorgesetzten an.«
    Am Abend fuhr ein großer Wagen vor, und Zareb hatte das unangenehme Gefühl, daß der Besuch neue Komplikationen brachte.
    Ein gutgekleideter, braunhäutiger Herr mit einem kleinen Schnurrbart unter der Nase stieg aus, schob Zareb, der in der Haustür stand, vor sich her, schloß die Tür mit einem Fußtritt und schlug als Begrüßung seinen weichen Filzhut viermal mit aller Kraft Zareb um die Backen. Es klatschte laut, und Zareb hielt still, starr vor Staunen und plötzlicher Angst.
    »So, mein Bruder«, sagte der fremde Besucher mit einer dunklen, herrischen Stimme. »Das war meine Visitenkarte. Genügt sie, oder soll ich mich noch einmal ausweisen?« Er griff in die Tasche seines eleganten Maßanzuges und zog einen stählernen, blitzenden Schlagring heraus.
    Zareb riß die Augen auf und wich zurück. Er kannte die Wirkung dieser Ganovenwaffe. Ein Gesicht sieht hinterher aus wie eine zerriebene Kartoffel in Tomatensoße.
    »Ich erkenne Sie«, sagte er deshalb schnell und dumpf. »Bitte kommen Sie herein.«
    Der vornehme Herr betrat das große Wohnzimmer und ging zum Fenster. Mit dem Rücken stellte er sich davor, so daß sein Gesicht im Schatten lag, aber das ängstlich zuckende Gesicht Zarebs im hellen Licht.
    »Der Junge wird bestens gepflegt«, sagte der Besucher. »Dr. Sikku sagt, daß er in acht Tagen aufstehen kann. Was dann weiter geschehen soll, erfährst du Ratte noch! Auf jeden Fall muß er kerngesund werden. Du bist verantwortlich dafür.«
    Zareb nickte und hob die Schultern. »Es wird alles so geschehen … aber ich verstehe nichts mehr. Es hat doch alles keinen Sinn.«
    »Es ist genug, wenn wir es verstehen.« Der Besucher löste sich vom Fenster, ging an Zareb vorbei zur Tür und benutzte den Weg dazu, Zareb noch einmal die Faust in den Rücken zu stoßen. Der Ägypter taumelte und hielt sich mit Mühe an der Tischkante fest. »Noch Fragen?«
    »Nein, mein Herr.« Zareb schwankte bis zur Haustür und starrte auf den großen Reisewagen. Hinter dem Steuer saß ein Chauffeur in unauffälliger, grauer Livree. »Doch, noch eine. Darf ich fragen, mit wem ich die Ehre hatte?«
    Der elegante Besucher sah Zareb durchdringend an.
    »Ich bin Delta II.«
    Mit flatternden Augen schloß Zareb die Tür, als der Wagen abfuhr. Dann lehnte er sich an die Wand und wischte den kalten Schweiß von seinem Gesicht.
    Der

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