Naechte der Leidenschaft
rangen. Amaury und Emma - so nackt wie am Tage ihrer Geburt - und ein vollständig bekleideter Little George wälzten sich auf dem Boden, traten und schlugen um sich. Genauer gesagt, es schien die kleine Lady Emma zu sein, die um sich trat und um sich schlug. Die beiden Männer schienen mehr damit beschäftigt zu sein, ihre Tritte und Hiebe abzuwehren, während sie zur selben Zeit zwischen sie, auf sie, neben sie sprang. Wenn Lady Emma die Augen aufmachen würde, die sie im Augenblick fest zusammengekniffen hatte, vielleicht würde sie es dann erkennen und den Kampf aufgeben. Sie ist wahrhaftig die Einzige, die kämpft, dachte Blake amüsiert. Er schickte die Männer fort, die ihm in das Zelt gefolgt waren, ehe er brüllte: »Was geht hier vor?«
Zu jedermanns Erleichterung hielt Lady Emma bei seinen Worten sofort inne. Sie öffnete die Augen und sah, dass es im Zelt so hell war wie an einem sonnigen Morgen. Blitzschnell kroch sie aus dem Durcheinander hin zum Bett, griff sich ein Laken und bedeckte ihr Blöße damit, während sie auf den Tumult schaute, den sie zurückgelassen hatte. Unglücklicherweise sah sie alles wie durch einen Schleier und hob die Hände, um sich die Augen zu reiben. Gleich zu Beginn der Rauferei hatte sie einen Faustschlag auf das Auge bekommen. Damit dem anderen nicht das Gleiche widerfuhr, hatte sie ihre Augen fest geschlossen gehalten. Jetzt blickte sie finster auf die beiden Männer, die sich vom Boden aufgerappelt hatten, und zeigte anklagend auf den, der bekleidet war. Jedenfalls schien er angekleidet zu sein. So ganz hatten sich Emmas Augen noch nicht an die Helligkeit gewöhnt. Es könnte also gut sein, dass sie jetzt auf ihren Ehemann zeigte, aber sie verließ sich darauf, dass Blake wüsste, wen sie meinte, als sie rief: »Er hat versucht, uns zu töten!«
Blake sah sie konsterniert an, dann schaute er auf Amaury und Little George. Er nahm an, dass sie sich einen Spaß erlaubte - bis er den schuldbewussten Ausdruck auf dem Gesicht des Mannes bemerkte. »Little George?«, fragte er unsicher.
Emma runzelte die Stirn. Blinzelnd versuchte sie, den Mann zu erkennen, auf den sie gezeigt hatte. Es konnte doch ganz gewiss nicht Amaurys erster Offizier sein?
»Er hat nicht versucht, mich zu töten«, verkündete ihr Ehemann jetzt resigniert, was sowohl Blake wie auch Emma ungemein erleichterte. Aber diese Erleichterung erstarb in fassungslosem Erschrecken, als er hinzufügte: »Ich war wach. Er stand da mindestens zehn Minuten lang an meinem Bett und konnte es nicht über sich bringen.«
Blake sah, dass Emma sich schwach auf das Bett fallen ließ, und er hätte es ihr von Herzen gern gleichgetan, als er versuchte, das Durcheinander zu ordnen. »Nein. Nicht Little George. Sag mir, dass es nicht wahr ist«, forderte er Little George auf, und Wut begann in ihm aufzusteigen.
Little George wich seinem Blick aus und starrte schuldbewusst zu Boden.
»Aber warum? Amaury war immer gut zu dir. Er ...«
»Wo ist deine Frau?«
Überrascht schaute Emma ihren Mann an, als er diese Frage stellte. Es war dieselbe Frage, die sie ihm vorhin gestellt hatte. Und sie hatte geglaubt, er hätte geschlafen und sie nicht gehört. Doch jetzt sah es so aus, als hätte auch er sich über die Verzögerung gewundert, die das Zusammensein der Frischvermählten verhinderte.
Blake schien allmählich zu begreifen, und seine Schultern sackten ein wenig herunter. »Sie ist nicht bei ihren Verwandten, habe ich Recht?«
»Nein«, gab Little George unglücklich zu.
»Wo ist sie?«
»Entführt.« All sein Kummer schwang in diesem einen Wort mit. »Wir waren auf dem Weg nach Eberhart Castle. Ungefähr eine Stunde von der Burg entfernt, hat sie mich gebeten, Rast zu machen. Sie wollte ihre Notdurft verrichten. Sie ging ein Stück weit in den Wald hinein. Sie kam nicht mehr zurück. Stattdessen tauchte ein Mann auf und sagte, sie würden sie gefangen halten und würden sie töten, sollte ich versuchen, sie zu finden. Er sagte, ihr würde aber nichts geschehen, wenn ich ... so lange ich das täte, was er sagte.«
»Was wollten sie?«, fragte Amaury, als Little George nicht weitersprach.
»Zuerst nur sehr wenig. Ich sollte einfach abwarten und meine Ohren offen halten und ihnen berichten, was ich gehört hatte, wenn sie es verlangten.«
»Wem solltest du Bericht erstatten?«
»Zunächst wusste ich das nicht. Also habe ich erst einmal Augen und Ohren offen gehalten. Und dann kam de Lascey mit den Frauen.«
»Sylvie«,
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