Naechte der Leidenschaft
zurechtzulegen.
»Nein«, verkündete er und begann endlich, seine Hosen anzuziehen. »Ich werde nicht tot sein. Aber ich werde im Sterben liegen.«
13.
»O Mylady. Es ist so ungerecht!«
Emma legte die Hand auf Maudes Schulter und tätschelte sie tröstend. »Ja, das Schicksal hat eine launische Natur«, murmelte sie und schickte diesen Worten einen dramatischen Seufzer hinterher.
Amaury verzog bei dieser jämmerlich schlechten Vorstellung seiner Frau ein wenig das Gesicht und fluchte im Stillen, dass er sich nicht beherrscht hatte, als er Maudes Aufschrei gehört hatte.
»Seht doch, Mylady! Er scheint zu sich zu kommen. Er hat Schmerzen.«
Emma zuckte zusammen, schaute auf ihren Mann herunter und runzelte die Stirn, als sie gerade noch einen Blick auf seine verzerrte Miene erhaschte, ehe er wieder mit ausdruckslosem Gesicht dalag. Kurz nachdem er heute Morgen seinen Plan dargelegt hatte, lag Amaury so da. Es sollte alles so aussehen, als wäre er im Schlaf überfallen und durch Messerstiche verletzt worden. Er stand an der Schwelle zum Tod, verweilte dort aber noch, ehe er den letzten Schritt hinüber tat. Die offizielle Version lautete, dass Emma aufgewacht war, als man ihren Mann mit einem Messer attackiert hatte. Sie hatte sich auf den Angreifer geworfen, sodass sie und ihr Mann in ein Handgemenge mit ihm verwickelt worden waren. Als dann Blake ins Zelt gekommen war, hatten sie im Schein der Fackel erkannt, dass sie mit Little George gekämpft hatten.
Amaurys erster Offizier sollte behaupten, er sei kurze Zeit vor Blake in das Zelt gekommen und habe, obwohl er im Dunkeln nicht die Hand vor Augen habe sehen können, bei der Rauferei mitgemacht. Noch ehe die anderen herbeigeeilt gekommen waren, hatte der Bösewicht jedoch irgendwie entkommen können. Bertrand und Lady Ascot würden auf diese Weise erfahren, dass der Mann, den sie mit dem Mord beauftragt hatten, die ihm aufgezwungene Tat ausgeführt hatte. Amaury hoffte, dass es mit diesem Plan gelänge, sowohl für die Sicherheit Emmas als auch für die von Little Georges Frau zu sorgen, bis sie deren Aufenthaltsort und einen Weg gefunden hatten, sie zu befreien.
Emma war überzeugt, dass ihr Plan besser funktioniert hätte, doch die Männer hatten ihm nicht zugestimmt und sie hatte sich deshalb der Mehrheit beugen müssen. Und hatte sich seitdem darüber geärgert, weil unzählige Probleme aufgetaucht waren, die bedacht werden mussten. Zunächst hatten sie Amaurys Männer davon abhalten müssen, sich mit Lärm und Geschrei in den Wäldern auf die Suche nach dem vermeintlichen Angreifer zu machen. Sie hatten sie davon überzeugen können, dass es jetzt wichtiger war, ihren Weg fortzusetzen, um Hilfe für Amaury zu bekommen. Das nächste Problem, das es zu lösen galt, war, Maude von ihm fern zu halten. Amaury, vorgeblich bewusstlos und dem Tode nahe, musste den Rest der Reise im Wagen transportiert werden und sollte die ganze Zeit über reglos daliegen. Da er schon mit seiner »richtigen« Krankheit nur schlecht zurechtgekommen war, hätte es Emma eigentlich nicht überraschen dürfen, dass er seine vorgetäuschte Krankheit noch schlechter ertrug. Bei jeder Gelegenheit hatte er gejammert und sich darüber beklagt, wie ein hilfloser Säugling daliegen zu müssen.
Und die Möglichkeit zum Jammern hatte er oft gehabt.
Maude von dem Versuch abzuhalten, seine Verbände zu wechseln oder etwas anderes zu tun, durch das sie herausfinden würde, dass er überhaupt nicht verletzt war, zwang Emma dazu, ebenfalls im Wagen zu reisen und die besorgte Ehefrau zu spielen. Den größten Teil des Reisetages hatte sie damit verbracht, zu verhindern, dass Maude die Klagen ihres Mannes hörte. Besonders beim Mittagsmahl, als alles, was sie ihrem todkranken Mann anbieten konnte, ein Apfel war. Es wäre für sie unmöglich gewesen, ihrem vorgeblich bewusstlosen, im Sterben liegenden Mann etwas zu essen zu beschaffen. Geduldig erklärte sie ihm deshalb, dass sie nichts als einen Brotkanten für ihn hatte, den sie beim Morgenmahl hatte beiseite schaffen können.
Danach war alles noch schlimmer geworden, denn es hatte zu regnen begonnen. In dem Versuch, ihren »armen« Ehemann auf dem unbedeckten Wagen vor dem Nieselregen zu schützen, hatte sich Emma eine Decke übergeworfen und sich für den Rest der Fahrt über ihn gebeugt. Was Amaury die Möglichkeit gegeben hatte, unter dem Schutz der Decke nur noch mehr zu jammern. Gereizt von seinen Klagen und der Tatsache, dass sich ihr
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