Naechte der Leidenschaft
trug. »Danke, Gemahl. Ich fürchte, ich bin sehr müde.«
»Das habe ich bemerkt, Frau.«
»Habt Ihr?«
Amaury lächelte ein wenig, weil sie darüber so erstaunt zu sein schien. »Ja, das habe ich. Ihr wäret fast vornüber ins Feuer gekippt, als Ihr eingeschlafen seid.«
Sie versuchte, die Augen offen zu halten. »Nein, das bin ich nicht.«
»Doch, das seid Ihr.« Er drückte sie fest gegen sich, als er sich vorbeugte und das Zelt betrat. Auf seine Bitte hin schlug Emma hinter ihnen die Zeltplane herunter und Amaury blieb noch einen Moment lang stehen und sah sich im Innern des Zeltes um.
»Ihr könnt mich jetzt herunterlassen, Gemahl. Ich bin wieder wach.«
Ihre Worte ignorierend trug Amaury sie zur ihrer Bettstatt, setzte Emma darauf nieder und begann, sie zu entkleiden. Sie erkannte den Ausdruck in seinen Augen und lächelnd begann sie ebenfalls, sich an seinen Kleidern zu schaffen zu machen. Ob es ein langer Tag gewesen war oder nicht, ihr Mann hatte sich einiges von seiner Kraft für seine nächtlichen Pflichten aufgespart. Vielleicht hatte ihm aber auch das Bad im Fluss vorhin geholfen, seine Lebensgeister zu wecken. Was immer die Ursache war, seine Aufmerksamkeiten machten auch Emma sehr schnell wieder quicklebendig, und nachdem er die Feuer gelöscht hatte, die gleich unter ihrer Haut für ihn zu brennen schienen, fühlte sie sich hellwach und munter.
Danach lag sie ausgestreckt über ihm und hielt ihn in ihren Armen, seufzte zufrieden und rieb sich das Gesicht an den kurzen lockigen Haaren auf seiner Brust. Ihre Finger spielten ver-träumt damit, als sie leise fragte: »Gemahl, wann wird Little Georges Frau eintreffen, um ihn zu begleiten?« Seit Little Georges Ankunft hatte Emma diese Frage wiederholte Male gestellt und sie hatte begonnen, sieh über die Verzögerung zu wundern. Sie war neugierig, wie die Frau war, die dieser Mann geheiratet hatte. Ihre Neugier war so groß, dass sie hoffte, Amaury überreden zu können, die Frau mitzunehmen. Sie brauchten auf ihrem Weg an den Königshof nur bei deren Verwandten Halt zu machen und sie abzuholen. Diesen Vorschlag wollte sie ihrem Mann unterbreiten und ihre Frage wäre eine gute Einleitung dazu.
Als er nicht antwortete, hob Emma den Kopf und schaute ihn an. Sie lächelte, als sie feststellte, dass er schlief. Sie reckte sich hoch und küsste ihn auf die Wange, ehe sie sich die Decken bis zum Kinn hochzog, um sie beide damit zuzudecken. Nachdem sie sich eingekuschelt hatte, wartete sie auf den Schlaf.
War Emma vorhin auch todmüde gewesen, so dauerte es jetzt eine ganze Weile, bis sie einschlummerte. Es schien ihr gerade gelungen zu sein, als irgendetwas sie aufschreckte und mit einem Schlag wieder hellwach machte.
Sie öffnete langsam die Augen und wartete, dass sie sich an die Dunkelheit im Zelt gewöhnten. Dabei spitzte sie die Ohren, um auf das leise Geräusch zu horchen, das sie geweckt hatte. Aber da war nichts als Stille. Allmählich gelang es ihr, in der Dunkelheit die Schatten und Umrisse zu erkennen, und sie ließ den Blick schweifen. Ihr Kopf ruhte nicht mehr auf der Brust ihres Mannes, sondern neben seinem, und ihre Beine waren ineinander verschlungen. Emma hatte sich gerade so weit orientiert, als sie den großen, schwarzen Schatten wahrnahm, der auf der Bettseite ihres Mannes aufragte. Es war nicht die gegenüberliegende Zeltwand, wie Emma zunächst angenom-men hatte - es war der Schatten eines Menschen, der sich über Amaury beugte.
Emma spannte sich stocksteif an und brauchte einen Augenblick, um die Situation zu überdenken, doch dann sah sie das Aufblitzen von Metall, als der Schatten sich bewegte. Es sofort als ein Messer einschätzend, zog Emma mit einem Ruck ihre Beine unter denen ihres Mannes hervor, stemmte die Füße gegen sein Hinterteil und versetzte ihm einen kraftvollen Tritt, gleichzeitig stieß sie einen schrillen Schrei aus.
Amaury rollte sich von der Bettstatt herunter, warf sich gegen die Beine des mutmaßlichen Meuchelmörders und schickte diesen krachend zu Boden. Dann setzte er sich auf ihn.
Im nächsten Augenblick war das Zelt von Flüchen und Schreien erfüllt, als die beiden Männer sich auf dem Boden wälzten.
Emma stand auf dem Bett und schrie aus Leibeskräften um Hilfe, dann warf auch sie sich in das Durcheinander aus Armen und Beinen.
»Was zur Hölle ist hier los?!« Blake hielt die Fackel noch ein kleines Stück höher und starrte mit offenem Mund auf die drei Menschen, die am Boden miteinander
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