Naechte der Leidenschaft
nicht gewachsen. Über was für eine seltsame Fähigkeit verfügte ihr Gatte doch!
»Er steigt vom Pferd!«, kreischte jemand vor der Tür -Emma vermutete, dass es Mavis war.
»Habt Ihr den Akt vollzogen?!«, brüllte Rolfe, Panik erfüllte seine Stimme.
»Mylord?« Emma riss ihren Blick los und sah ihrem Mann ins Gesicht.
»Legt Euch hin«, wies Amaury sie grimmig an. Hoffnung war in ihm aufgestiegen, als die Wirkung ihres Blickes auf seinen
edelsten Körperteil diesen zu neuem Leben erweckt hatte.
Emma ließ sich sofort zurückfallen und keuchte schockiert, als ihr Mann sich plötzlich auf sie legte und sich sein sprießendes drittes Bein dabei gegen ihre Schenkel drängte.
»Ist das jetzt das Vollziehen?«, fragte sie furchtsam, denn inzwischen war es - mit seinem Gewicht auf sich - ein wenig schwieriger geworden zu atmen. Sie spürte jedoch keinen wirklichen Schmerz, und sie war sicher, dass er gesagt hatte ...«
»Noch nicht ganz«, stieß Amaury grimmig hervor. »Öffnet Eure Beine!«
»Meine Beine ...« Emma war verwirrt.
»Er ist an der Burgtür!«, klang es halb gezischt, halb geflüstert von draußen, während die Burg unter dem Krachen zu erbeben schien, mit dem eben diese Tür jetzt aufgestoßen wurde. Schritte waren zu hören, als alle zur Treppe liefen.
»Mylady ...«
»Ja.«
»Es tut mir Leid.«
»Ist es vorüber?«
Amaury sah in ihr angsterfülltes Gesicht und fragte sich, wie es möglich war, dass allein ihr Blick auf seine Männlichkeit bewirkt hatte, diese binnen Sekunden zum Stehen zu bringen. Es war für ihn völlig unerwartet gewesen. Und es hat uns gerettet, oder besser, es wird uns gleich retten, dachte er entschlossen. Während Amaury dies dachte, bahnte sich draußen ein Mann mit den Ellbogen seinen Weg durch die Menschenmenge, die Treppe hinauf, auf das Schlafgemach zu.
»Es tut mir Leid«, wiederholte Amaury und entschuldigte sich im Voraus für den Schmerz, den er ihr gleich zufügen musste. Dann stieß er zu.
Emmas Schmerzensschrei brach in schockierter Fassungslosigkeit ab, als plötzlich die Tür aufgestoßen wurde.
3.
Das sind ja alle Menschen der Welt, dachte Emma benommen. Zumindest waren es alle Menschen ihrer kleinen Welt, die sich an der weit offen stehenden Tür eingefunden hatten. Lord Bertrand, der Bischof, ihr Cousin Rolfe, Lord Blake, Lord Amaurys Männer und jeder ihrer Diener - einschließlich jener, die als Wachen abgestellt worden waren -, alle standen sie an der Tür zu ihrem Zimmer. Und jeder Einzelne von ihnen schien darauf erpicht, das Paar auf dem Bett zu sehen. Jeder wollte sich überzeugen, dass der Akt vollzogen worden war und dass sie den Mann nicht mehr zu fürchten hatten, der nach Atem ringend dastand. Auf seinem Gesicht kämpften Erschöpfung und Niederlage miteinander, als er auf das ineinander verschlungen daliegende Paar starrte. Die Bettvorhänge hatte Emma gedankenlos weit offen gelassen, als sie ins Bett gestiegen war.
Die Zeit schien einen Herzschlag lang stehen zu bleiben. Alle standen wie erstarrt da, bis Amaury schließlich handelte. Alles geschah wie in einer einzigen Bewegung - er sprang von Emma herunter und aus dem Bett, warf ihr ein Laken zu, um sie zu bedecken, schnappte sich sein Schwert, das er gegen die Wand gelehnt hatte, und wandte sich dann um, um sich den Eindringlingen entgegenzustellen. Nackt und bloß stand er vor ihnen.
»Was hat das zu bedeuten?«
Emma sah ihren Mann aufmerksam an. Trotz seines Wissens um die Dinge, die hier vor sich gingen, gab er das höchst glaub-würdige Bild eines Bräutigams ab, der in seiner Hochzeitsnacht unerwartet gestört worden war. Sie nahm sich einen Augenblick Zeit, ihren Gatten für diese Fähigkeit zu bewundern, ehe sie zu Bertrand schaute.
Ihre Erinnerung hatte sie getrogen. Sie wusste zwar, dass Fulk und sein Cousin ungefähr von gleicher Größe und Statur gewesen waren, aber beide waren kleiner als Amaury. Ihr war nur nicht bewusst gewesen, um wie viel kleiner. Guter Gott, neben ihrem neuen Ehemann wirkte Bertrand wie ein Knabe. Und dass Blake und ihr Cousin Rolfe, die hinter ihm standen, ihn um mindestens eine Haupteslänge überragten, trug auch nicht dazu bei, ihn beeindruckend erscheinen zu lassen. Er wirkte wie ein Zwerg unter Riesen. Wie ein sehr kleiner, hellblonder Zwerg. An seiner Erscheinung war nichts, was auch nur eine Spur von Größe aufwies. Und mochte er auch noch so gut aussehen, verglichen mit den festen und energischen Gesichtszügen ihres neuen Gatten
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