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Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut

Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut

Titel: Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Anderson
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Angebot zu schätzen wissen“, bedankte ich mich höflich für das äußerst großzügige Ansinnen des freundlichen fremden Oberst.
    „Das dürfte sich einrichten lassen. Ich sorge für eine ehrenhafte Gemeinschaft von gutem Benehmen! Sie brauchen keine Ängste haben. Ich stehe dafür ein.“
    Das Glück war endlich einmal auf meiner Seite. Auch der Bedienstete lächelte dankbar und zuvorkommend.
    Der Offizier wandte sich an diesen.
    „Geben Sie der Dame mein Zimmer. Ich quartiere mich so lange bei einem Kameraden ein. Im Krieg haben wir schon schlechter geschlafen.“
    Der Angestellte schrieb eifrig seinen neuen Gast in ein Buch.
    „Herzlich willkommen!“, begrüßte er mich nun.
    „Wir wünschen einen angenehmen Aufenthalt!“
    „Ich werde Sie in einer Stunde abholen lassen, erschrecken Sie nicht, wenn es klopft“, verabschiedete der Tscheche sich.
    Er zog ein Zigarettenetui hervor und steckte sich eine Zigarette an.
    Seine Kameraden hatten das Gespräch interessiert aus der Ferne beobachtet und flüsterten nun dezent mit ihm, so als ginge es um etwas ganz anderes. Ihr Benehmen wirkte nicht gefährlich, sondern vertraut europäisch. Das war nach den vielen Entbehrungen und Erniedrigungen äußerst wohltuend. Eine Träne des Glücks kullerte aus meinem Auge und ließ mich den Schmerz des alten Menschseins fühlen. Ich unterdrückte diese Regung.
    Der Bedienstete rief den Portier herbei, der mich eingelassen hatte.
    Dieser geleitete mich zu dem Zimmer.
    Niemanden störte, dass ich nur eine kleine Tasche als Gepäck hatte, denn es war Krieg.
    Das Zimmer war ausgezeichnet. Sogar warmes Wasser stand an einem Waschbecken zur Verfügung. Genussvoll ließ ich es über meine kühlen Hände rinnen. Vampiren ist immer kalt. Nur frisches Menschenblut wärmt uns von innen.
    Eine vom Hauptraum abgetrennte Stehtoilette stand mir ebenfalls zur Verfügung. Das war ein ungewöhnlicher Luxus. Zumeist konnte man schon froh sein, eine auf dem Flur zu finden.
    Das Zimmer roch nach Zigarettenrauch, aber darüber konnte ich mich unter diesen Umständen sicher nicht beschweren. Ein Sessel aus Brokat, ein Schminktisch, ein Schränkchen und ein breites Bett ließen Gemütlichkeit entstehen.
    Nach etwa einer Stunde hörte ich ein vorsichtiges Klopfen. Ein Gefreiter stand vor der Tür. Er begleitete mich in den Speisesaal.
    Dort hatten sich bereits viele männliche Gäste versammelt. An einem der Tische erwarteten mich drei Offiziere sowie zwei junge Frauen. Einer von ihnen war mein Helfer.
    Sie blickten interessiert und zugleich freundlich. Bei meinem Erscheinen erhoben sich die Männer.
    In den Blicken der Mädchen lag eine kleine Spur Unruhe. Es sah aus, als übte ich auf die Männerwelt eine besondere Anziehung aus. Die Begleiterinnen spürten das instinktiv.
    Das konnte durchaus ein Problem werden, deswegen sollte ich mich unter den Schutz meines Gastgebers begeben. Männliche Bindungen bewahren uns Frauen vor Gefahren dieser Art, da sie andere zur Zurückhaltung zwingen.
    Die Tschechen ließen es sich nicht nehmen, mir galant die Hände zu küssen und dabei mit den Hacken in militärischer Manier zu knallen.
    Von den anderen Tischen im Saal beobachteten uns die anderen Offizierskameraden unauffällig.
    Mein Begleiter stellte die kleine Runde vor. Er selbst hieß Tarpen von Radewitz und entstammte einem alten, mir unbekannten tschechischen Adelsgeschlecht. Die anderen Offiziere waren bürgerlicher Herkunft, aber von ebenso hervorragendem Benehmen.
    Die beiden jungen Damen hatten sie nur eingeladen, um mir die Angst zu nehmen. Es waren die Tochter des Hotelbesitzers und deren gleichaltrige Freundin.
    Keiner erkannte mich bisher. Niemand in der Runde ahnte, dass sie die Tochter des Zaren unter sich hatten. Es ist auch etwas anderes, wenn man eine Person auf einem Bild sieht, als wenn man sie wirklich trifft. Zudem zeigten die zuletzt in Russland verbreiteten Fotos mich meist im Jahr 1915.
    Sowohl Hunger und Entbehrungen, wie die vor einigen Monaten durchgemachten schweren Masern, als auch die neue Haarfarbe und die gewöhnliche Frisur hatten mein Äußeres verändert. Es war mehr das eines jungen Mädchens als das einer Frau.
    Nun stellte mich Tarpen von Radewitz vor.
    „Das ist die verehrte Olga Woroman. Alles andere über sie befindet sich bisher im Dunklen.“
    Der fremde Offizier hatte sich den Namen auf dem Passierschein tatsächlich gemerkt.
    Alle lächelten höflich. Die Einführung durch den Oberst war augenscheinlich ein

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