Naechte Der Liebe - Tage Der Hoffnung
kurzerhand. Sein Kuss hatte nichts Zärtliches – er war eher wie eine Brandmarkung, als würde er ihr einmal mehr verdeutlichen wollen, dass sie ihm gehörte. Sie versuchte, ihre Gefühle zu unterdrücken und die Kontrolle über einen Körper zurückzugewinnen, der nicht länger ihr eigener zu sein schien, doch sie kapitulierte. Wieder und immer wieder.
Und so verbrachte sie auch die nächsten sieben Nächte in Gabriels Bett und in seinen Armen, wo er ihr bewies, dass sie bisher nichts über ihre Bedürfnisse gewusst hatte. In diesen dunklen Stunden entdeckte sie eine verborgene, zutiefst sinnliche Seite an sich, die in vollen Zügen genoss, was sich zwischen den Laken abspielte, eine Frau, die ausschließlich ihrer Lust frönte.
Auch wenn er ihren Widerstand brach, seine eiserne Selbstbeherrschung gab Gabriel nicht auf. Das verletzte und frustrierte sie am meisten – Gabriel hatte Leidenschaft in eine Beziehung gebracht, die sie einmal als rein geschäftsmäßig gesehen hatte. Er ließ sie sich nach Dingen sehnen, von denen sie bisher nicht einmal geträumt hatte, aber er allein bestimmte die Spielregeln.
Tagsüber ging es ihr nicht viel besser. Sie war hin und her gerissen zwischen ihren Erinnerungen an die Nächte und einer heftigen Verwirrung. Als ihre Gemälde aus Amerika ankamen, war sie daher mehr als erleichtert, etwas tun zu können, um ihr abdriften in ein absolutes Gefühlschaos zu verhindern.
Nach dem Auspacken stellte sie die Bilder in den großen Raum im Erdgeschoss, den sie sich als Studio eingerichtet hatte. „Ich schaffe das“, sagte sie sich. Sie war nicht bloß Gabriel Dumonts bequeme Ehefrau, nicht bloß der Besitz eines Mannes, der sie mit aller Entschiedenheit aus allen wichtigen Dingen in seinem Leben fernhielt – ihr Platz war in seinem Bett und gelegentlich an seinem Arm. Darüber hinaus wollte er nichts mit ihr zu tun haben.
Jessica musste sich eingestehen, dass sie die kalte Distanz zwischen ihnen nur schwer erträglich fand, verdrängte diesen Gedanken aber augenblicklich. Sie hatte die Spielregeln gekannt, als sie diese Ehe eingegangen war. Falls sie sich mehr erhofft hatte, dann war das ihr Fehler, und sie sollte ihn besser gleich korrigieren.
Sie stellte eine vorbereitete Leinwand auf die Staffelei, die sie der Tür gegenüber aufgebaut hatte, und nahm einen weichen Bleistift zur Hand. Marks Gesicht war leicht zu zeichnen. Schließlich hatte sie es jahrelang mit großer Bewunderung betrachtet. Doch heute entdeckte sie Dinge darin, die ihr bisher nie aufgefallen waren. Dinge, die sie beunruhigten.
„Ein Anruf für dich, Jessie, mein Mädchen.“
Sie hatte es nicht klingeln gehört, so versunken war sie in ihre Arbeit gewesen. „Von wem?“
„Einem Richard Dusevic.“
Jessica riss die Augen auf, doch sie wartete, bis Mrs. Croft wieder gegangen war, ehe sie sich meldete.
„Ms. Randall, ich habe hier auf meinem Schreibtisch einige Dias liegen, die Ihre Gemälde zeigen, wie mir meine Assistentin sagt.“
„Oh.“ Sehr intelligent, Jessica.
„Können Sie mir die Originale schicken?“
Ruhig zu klingen, war nicht einfach. „Gern. Möchten Sie nur die, von denen Sie Dias vorliegen haben?“
„Stellen Sie mir eine Auswahl zusammen. Ich möchte sehen, was Sie können. Ich habe das Gefühl, ich werde nicht enttäuscht sein.“
Jessica presste den Hörer ans Ohr. „Ich werde sie Ihnen so schnell wie möglich schicken.“
„Ich melde mich, sobald ich mir Ihre Bilder angesehen habe.“
Jessica bedankte sich, und nachdem er aufgelegt hatte, versuchte sie sich zu fassen. „Du meine Güte, Richard Dusevic hat mich angerufen.“
„Wie viele Männer hast du eigentlich, Jessica?“ Die zynische Frage kam von der Tür her.
Instinktiv verdeckte sie ihre Arbeit auf der Staffelei und lächelte. Nichts konnte heute ihre Laune verderben. „Richard Dusevic ist der Inhaber einer der angesehensten Kunstgalerien Neuseelands.“
Gabriel lehnte sich mit verschränkten Armen an den Türrahmen. „Glückwunsch.“
„Es ist nur eine Aufforderung, ein paar Bilder vorzulegen, kein Angebot.“
„Aber Dusevic läuft nicht herum und fordert jeden auf, oder?“
„Nein.“ Sie strahlte. „Ich muss morgen früh zur Post, um die Gemälde nach Auckland zu schicken. Kann ich mir den Wagen ausleihen?“
„Ich fahre dich hin“, bot er lächelnd an, und dieses Lächeln erreichte tatsächlich seine Augen. „Ich muss sowieso in die Stadt.“
Jessica fing an, ihre Gemälde durchzusehen,
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