Naechte Der Liebe - Tage Der Hoffnung
mit ihm sprechen. Ich möchte nicht, dass mich all die Leute hier weinen sehen.“
Jessica konnte ihr ihre Bitte natürlich unmöglich abschlagen. „Okay.“
Sie spürte den Blick ihres Ehemannes geradezu körperlich, während sie Mark entgegenging. Das machte sie nur noch entschlossener. Sie hatte nicht vor, ihren Fehler vom Morgen zu wiederholen, doch wenn Gabriel glaubte, sie würde parieren wie einer der Farmhunde, dann irrte er sich.
Kaum hatte sie Mark erreicht, zog er sie in die Arme.
Jessica hatte mehr als genug von der Torheit der Männer. „Lass mich auf der Stelle los.“ Diese kleine Umarmung würde nicht nur ihre eigene Ehe weiter belasten, sondern auch Kayla großen Kummer bereiten. Jessica verstand Marks Verhalten nicht – der Junge, mit dem sie aufgewachsen war, war nie boshaft oder rachsüchtig gewesen. Mark gab sie frei, doch sie wusste, dass der Schaden bereits angerichtet war.
„Darf ich jetzt meine beste Freundin nicht mehr umarmen?“
Weil inzwischen alle auf sie aufmerksam geworden waren, senkte Jessica die Stimme. „Lass diese Spielchen. Kayla …“
„Nein, Jessie. Ich möchte nicht über sie reden.“
„Warum nicht? Du hast mir doch immer alles anvertraut.“ Sogar seine Freude darüber, als er merkte, dass er Kayla liebte. „Wie konntest du das tun, Mark? Sie ist schwanger.“
Er hatte Kayla ein Eheversprechen gegeben, und für Jessica stand außer Frage, dass man Versprechen hielt. Selbst wenn es schmerzte. Selbst wenn man seine Meinung geändert hatte.
„Wäre es besser gewesen bei ihr zu bleiben, wenn ich sie nicht mehr liebe?“, fuhr er sie an und wies damit unwissentlich die Prinzipien zurück, nach denen Jessica lebte. „Ich überlasse ihr unser Haus, und ich werde auch für das Baby sorgen, mach aus mir also keinen Schurken!“ Er senkte die Stimme zu einem rauen Flüstern. „Sei nicht wie alle anderen und urteile über mich, ohne die Tatsachen zu kennen. Du nicht auch, Jessie.“
Sie strich sich fahrig durch das Haar. Ihre Gedanken überschlugen sich. Einerseits verachtete sie Mark für das, was er getan hatte, andererseits jedoch bewunderte sie ihn dafür, dass er seinem Herzen folgte. Traf sie selbst wirklich die bessere Wahl, indem sie eine Ehe ohne Liebe führen wollte? „Aber ich …“
„Ich habe dir gesagt, dass ich dich liebe“, unterbrach er sie. „Ich war nur zu dumm, das früher zu erkennen.“
Jessica hätte nicht sagen können, wieso sie merkte, dass Gabriel hinter sie getreten war. Sie hoffte noch, dass ihr Instinkt sie täuschte, als sich ein starker Arm um ihre Taille legte. „Gabriel“, fing sie an, weil sie einen Streit verhindern wollte.
„Sei still, Jessica“. Er sagte das so leise, dass sie es fast nicht verstand, doch seine Wut war nicht zu überhören. „Ich habe dir doch gesagt, du sollst dich von meiner Frau fernhalten.“
„Wir leben in einem freien Land.“
„Mark!“ Jessica schüttelte verzweifelt den Kopf. Nach einem Moment, in dem es fast so aussah, als würde die Situation eskalieren, zuckte Mark mit den Schultern und ging zu den Johnson-Mädchen hinüber.
„Sieh mich an und lächle.“
Normalerweise hätte Jessica einer solchen Anweisung nicht Folge geleistet, doch sie hatte das Gefühl, Gabriel bereits bis an seine Grenze gereizt zu haben. Sie drehte sich zu ihm um. „Was immer du gehört hast, es ist nicht so, wie du denkst.“
Er beugte sich zu ihr, um ihr etwas zuzuflüstern, und ihr war klar, dass er das tat, um den Eindruck zu erwecken, sie seien ein verliebtes Paar.
„Wirklich? Ich dachte, ich hätte gehört, wie ein anderer Mann dir seine Liebe gesteht.“
Jessica versteifte sich, als er ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigte.
„Nichts dazu zu sagen?“ Er küsste sie auf die Wange.
„Bitte lass …“
„Wir werden zu Hause darüber reden.“
Die nächtliche Autofahrt zurück zur Angel-Farm war die schlimmste in Jessicas Leben. Gabriel sagte kein einziges Wort, und sie wusste, dass es zwecklos war, ihn zum Reden zu bewegen. Selbst als sie die Farm erreichten, gab es keine Aussprache, denn er ging davon, um sich um etwas kümmern, weswegen Jim ihn kurz vor ihrem Aufbruch angerufen hatte.
Bis sie ihn ins Schlafzimmer nebenan kommen hörte, war Jessica das reinste Nervenbündel. Sie wollte diese Auseinandersetzung hinter sich bringen, selbst wenn das hieß, freiwillig ins Feuer zu springen. Sie band den Gürtel ihres Morgenmantels zu, den sie über ihrer Pyjamahose und ihrem
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