Naechte Der Liebe - Tage Der Hoffnung
gerade so, als würdest du mir unterstellen, dass sie noch meine Geliebte ist.“
„Du weißt genau, was ich meine. Sie ist nicht meine Freundin, und ich habe nicht die Absicht, zu ihrer Party zu gehen.“
„Schön. Dann gehe ich eben allein.“
Diese Antwort machte Jessica nur noch ärgerlicher. „Nein, das wirst du nicht.“ Zum Glück hatten sie inzwischen den Wagen erreicht.
Gabriel blieb stehen und ließ sie los. „Wie bitte?“ Sein Ton war ausgesprochen bedrohlich.
Auch wenn es schwer war, standhaft zu bleiben, würde sie nicht mehr in den Spiegel schauen können, wenn sie es nicht täte. „Du möchtest nicht, dass ich Mark sehe. Schön. Aber Gleiches gilt auch für dich. Du bekommst keinen Freibrief von mir, dich mit deinen früheren Geliebten zu treffen.“
„Der Unterschied, Jessica-Darling, ist, dass ich nicht herumlaufe und meine unsterbliche Liebe für Sylvie in alle Welt posaune. Und erst recht werfe ich mich ihr nicht jedes Mal in die Arme, wenn sie auch nur mit dem kleinen Finger winkt.“ Er zog die Wagenschlüssel aus seiner Hosentasche. „Du kannst mit zum Dinner kommen oder nicht, aber du hast nicht richtig zugehört, wenn du glaubst, du könntest mich davon abhalten.“
Jessica hätte schreien mögen, denn er hatte recht. Wenn es darum ging sich durchzusetzen, würde sie immer den Kürzeren ziehen. Gabriels Charakter war unter den schrecklichsten Umständen geformt worden, und das hatte ihn hart gemacht. Er würde sich nie einer Frau beugen, ganz besonders nicht einer Frau, die er gekauft und unter der Voraussetzung geheiratet hatte, dass sie nichts von ihm erwartete.
Niemals .
In den nächsten Tagen herrschte angespanntes Schweigen zwischen ihnen. Jessica blieb auf Distanz und überlegte, was sie tun sollte. Wenn sie zu Sylvies Party ging, würde Gabriel eine weitere Runde in ihrem andauernden Konflikt gewinnen. Wenn sie jedoch nicht hinging, würde die blonde Hexe ohne Zweifel versuchen, Gabriel zu bezirzen. Und Jessica entdeckte, dass sie ziemlich besitzergreifend war, was ihren Mann betraf. Noch etwas, was sie nicht erwartet hatte.
Natürlich gelang es ihr nur tagsüber, Gabriel aus dem Weg zu gehen. Nachts gehörte sie ihm. Trotz allem sehnte sie sich mittlerweile danach, wie er sie sich fühlen ließ – so lebendig, so leidenschaftlich, so unglaublich weiblich. Und noch etwas anderes verlockte sie – sie glaubte langsam, dass das Bett der einzige Ort war, wo Gabriel die eiserne Kontrolle über seine Gefühle ab und zu aufgab.
Manchmal, in den intimsten Momenten, glaubte sie, einen Blick auf den Mann hinter der Maske zu erhaschen, und hatte flüchtige Eindrücke von Verletzlichkeit und echten Gefühlen. Wenn sie ihn veranlassen könnte, diese Maske auch in einer anderen Umgebung fallen zu lassen, dann bekäme sie vielleicht die Antworten, die sie so verzweifelt suchte: Gab es in ihrer Ehe ein Chance auf Gefühle, oder war sie hoffnungslos Brachland?
Doch Gabriel verschanzte sich hinter einem undurchdringlichen Wall aus Distanz, sobald sie sich nach der Liebe voneinander lösten.
Es reicht, Jessie. Sie trug Farbe auf eine Leinwand auf und befahl sich aufzuhören an Dinge zu denken, die sich in Gabriels Bett abspielten. Sie sollte besser über die Party nachdenken, die in zwei Tagen stattfand, und über die Tatsache, dass sie noch nichts von Richard Dusevic gehört hatte. Ein Klecks Farbe tropfte von ihrem Pinsel auf die Leinwand.
„Verflixt!“ Sie beschloss aufzuhören, bevor sie das ganze Bild ruinierte.
Etwas später verließ sie die Farm in rasantem Tempo mit dem Kombi, damit sie es sich gar nicht erst anders überlegen konnte. Sie war lange genug ein Feigling gewesen.
Es war Zeit, nach Hause zu fahren – auf die Randall-Farm, wo ihr Vater in dem Bewusstsein friedlich entschlafen war, dass sie, Jessica, ihr Land beschützen würde. Tränen stiegen ihr in die Augen, doch sie kämpfte dagegen an.
Etwa eine Stunde später parkte sie vor ihrem Elternhaus und stieg aus.
Irgendwie hatte sie erwartet, dass es halb verfallen sein würde, aber das Haus befand sich offenbar in gutem Zustand. Sie betrat die Veranda und spähte durch ein Fenster. Zu ihrer Überraschung waren alle ihre alten Möbel noch da, sorgfältig mit Tüchern gegen Staub abgedeckt.
Mit einem dicken Kloß im Hals legte sie die Hand auf den Türknauf. Natürlich war abgeschlossen. Nach der Zwangsräumung durch die Bank war sie nie zurückgekommen, und jetzt fragte sie sich, ob sich jemand die Mühe
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