Naechte Der Liebe - Tage Der Hoffnung
und entzog ihr seine Hand.
„Gabe“, sie legte ihm die Hände auf die Schultern, „glaubst du wirklich, dass du es fertigbringen wirst, unser Kind, unser sehr junges Kind, auf ein Internat zu schicken, sein kostbares Leben Fremden anzuvertrauen? Wird dich das nachts ruhiger schlafen lassen, als deinen Sohn oder deine Tochter im Kinderzimmer am Ende des Flurs zu wissen?“
Gabriel wurde blass. „Himmel.“
„Du wirst unser Baby lieben. Das werden wir beide tun. Keiner kann das ändern.“
„Nein.“ Er versteifte sich. „Du hast recht mit dem Internat. Ich werde ganz bestimmt nicht mehr daran denken, unser Kind wegzuschicken. Aber weiter kann ich nicht gehen. Das Kind zu lieben wird deine Aufgabe sein.“
Jessica beschloss ihrem Herzen zu folgen. „In Ordnung, Gabe. In Ordnung.“ Zum ersten Mal merkte sie zu ihrer eigenen Überraschung, dass sie ihren Mann viel besser kannte als er sich selbst.
Er hatte die Fähigkeit zu lieben und zwar aus so tiefem Herzen, dass es ihn fast zerstört hätte, als er die, die er am meisten liebte, verlor. Und doch hatte er eingestanden sie zu lieben. Sein Mut beschämte sie. Dieser Mut würde ihm die Kraft geben, ihr Kind ins Herz zu schließen. Sie zweifelte nicht daran, dass er in der Sekunde, in der er sein Baby in den Armen hielt, erkennen würde, dass er gar nicht anders konnte, als es zu lieben.
„Jessie.“ Er nahm erneut ihr Gesicht in beide Hände und küsste den Regen von ihren Lippen. „Falls du mich noch einmal verlässt, werde ich nicht so vernünftig reagieren.“
Sie lachte. „Das nennst du vernünftig?“
„Verdammt vernünftig.“ Gabriel stand hastig auf und zog auch Jessica auf die Füße. „Komm, du musst dir schnell etwas Trockenes anziehen. Wir können nicht riskieren, dass du dich jetzt erkältest.“
Auch wenn er nicht erwähnte, weshalb es so wichtig war, dass sie gesund blieb, entging ihr sein kurzer Blick auf ihren Bauch nicht.
Lächelnd schob sie ihre Hand in seine Hand. Armer Gabriel, der so daran gewöhnt war, seinen Willen zu bekommen. Er hatte keine Ahnung, dass seine höchst unbequeme Frau drauf und dran war, sein Leben noch unberechenbarer zu machen.
EPILOG
Jessica hatte sich getäuscht. Gabriel verliebte sich nicht auf den ersten Blick in ihr Kind. Er tat es schon irgendwann zwischen dem achten Monat und der Geburt von Raphael Michael Dumont. Lächelnd erinnerte sie sich an seine entsetzte Miene, als er im Krankenhaus sein Kind im Arm hielt und erkannte, dass es um ihn geschehen war.
Sie musste so oft an diesen glücklichen Augenblick denken, wenn sie ihren kleinen Sohn sah. So auch jetzt, als sie sein Erdnussbutter-Sandwich in zwei Hälften schnitt und eine dem kleinen Jungen reichte, der ungeduldig darauf wartete. „Bitte sehr, mein Liebling.“
„Und Dads?“
Sie war schon auf die Frage gefasst gewesen, die er immer stellte, sobald er etwas zu essen verlangte, und gab ihm die zweite Hälfte. Gabriel hatte sich daran gewöhnt, zu den unmöglichsten Tageszeiten mit Leckereien gefüttert zu werden, die nur ein Dreijähriger für eine Delikatesse hielt. „Er ist im Arbeitszimmer.“
„Ich weiß.“ Raphael rannte davon.
Als Jessica gleich darauf mit ihrem und Gabriels Nachmittagskaffee und Rafes Kakao das Arbeitszimmer betrat, stand ihr Sohn neben dem Sofa, auf dem Gabriel saß. Der Junge lachte über etwas, das sein Vater gesagt hatte, doch ihr Mann war ernst. In seinen Augen sah sie tiefe Verletzlichkeit, die ihr den Atem nahm. Einen Moment später war dieser Ausdruck verschwunden, doch Jessica wusste, dass diese Verletzlichkeit da war. Das würde immer so bleiben, und diese Tatsache machte ihn zu einem besseren Menschen und einem wunderbaren Vater.
Gabriel biss von seinem Erdnussbutter-Sandwich ab und zerzauste seinem Sohn die rotbraunen Locken. Rafe hüpfte zu ihm aufs Sofa. Gabriel fasste seine Liebe zu seinem Sohn selten in Worte, aber Rafe brauchte keine Worte. Er wusste auch so, dass er innig und bedingungslos geliebt wurde.
Jessica stellte das Tablett auf den Couchtisch und setzte sich auf der anderen Seite neben Gabriel. „Stören wir dich?“
„Jeden Tag. Ich komme gar nicht zum Arbeiten.“
Lächelnd legte sie einen Arm um seine Taille und er einen um ihre Schultern. „Gut. Du wirst zu steif und griesgrämig, wenn wir dich in Ruhe lassen.“
Er drückte sie sanft an sich. Und sie verstand, was er sagen wollte. Wie ihr Sohn wusste sie, dass sie geliebt wurde und das so sehr, dass sie Gabriels
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