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Nächte des Schreckens

Nächte des Schreckens

Titel: Nächte des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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gleich darauf wird der Kofferraum geöffnet. Olivia und Buster sind durch das Tageslicht wie geblendet, und die frische Luft wirkt zunächst wie ein Schock, so daß sie nicht sofort reagieren.
    Olivia faßt sich als erste wieder.
    »Achtung, er hat einen Revolver!« sagt sie zu dem uniformierten Mann, der vor ihnen steht.
    Dieser lächelt beruhigend: »Jetzt hat er keinen Revolver mehr. Er trägt statt dessen Handschellen. Kommen Sie, es ist alles überstanden.«
    Der sogenannte Mac, der in Wirklichkeit Timothy Hunter hieß, war auf der Flucht, nachdem er ein Mitglied der Hippiekommune getötet hatte, von der er aufgenommen worden war. Er wurde später zu lebenslänglichem Gefängnis verurteilt.
    Was Buster und Olivia Caloun betrifft, so haben sie ihr schreckliches Abenteuer lange Zeit nicht vergessen können. Dennoch sind sie im nächsten Jahr noch einmal nach Baltimore zurückgekehrt, um Judy Findlay dafür zu danken, daß sie ihnen das Leben gerettet hat.
    Das junge Mädchen war sehr stolz darauf, mit ihnen eine Spazierfahrt in ihrem neuen Wagen machen zu können. Sie hatte nämlich mittlerweile tatsächlich den Führerschein erhalten. Wie hätte man ihn ihr auch länger verweigern können, wo sie doch eine solche Heldentat vollbracht hatte? Aber Judy Findlay war nun einmal eindeutig nicht dafür geeignet, und die Calouns brauchten lange, um sich auch von diesem Ausflug zu erholen. Allerdings brachten sie es nicht über sich, ihrer liebenswüdigen Fahrerin zu sagen, daß sie zum zweiten Mal in ihrem Leben ganz fürchterliche Angst im Auto gehabt hatten...
     

E S GIBT DOCH NOCH G ERECHTIGKEIT
     
    15. März 1945. Im Dörfchen Vaubois, das sich in der Nähe von Besançon befindet, ist wieder Ruhe eingekehrt. Das Kriegsgeschehen hat sich entfernt, doch man kann natürlich nie wissen. In dieser Gegend ist bis kurzem noch gekämpft worden, und die Bewohner leben nach wie vor in Angst.
    Auf dem Bauernhof der Familie Maury dreht sich die Unterhaltung beim Abendessen jedoch nicht um die militärischen Ereignisse. An dem großen Tisch vor dem Kamin sitzen der fünfundvierzigjährige Michel Maury, seine Tochter Anne und sein Schwiegersohn Aimé Rollat. Michels Frau Louisette, die Mutter von Anne, ist nicht anwesend, und genau um sie geht es bei diesem Gespräch.
    Jeder weiß, wo sich Louisette in diesem Moment aufhält, und eben dies ist der Grund für die angespannte, ja geradezu dramatische Stimmung, die jetzt am Tisch herrscht. Aimé Rollat, der Schwiegersohn, stellt sein Weinglas mit einer heftigen Geste auf den Tisch: »Wenn ich mir vorstelle, daß Louisette jetzt da drüben bei dem anderen ist! Das geht so nicht weiter, Michel, das muß endlich aufhören!« Michel Maury stößt einen tiefen Seufzer aus. Trotz seiner stämmigen Erscheinung und seiner kräftigen Stimme ist er von schüchternem Wesen und charakterlich ein Schwächling. Andernfalls hätte er diesen Zustand, der jetzt schon fast ein Jahr dauert, niemals akzeptiert.
    An diesem Abend ist seine Frau wie an allen übrigen Abenden in der »Scheune«...
    Doch was hier so bescheiden »die Scheune« genannt wird, ist in Wirklichkeit der größte Besitz von Vaubois, um nicht zu sagen von der ganzen Gegend, und dieser Besitz gehört Lucien Bayard. Die Ländereien von Lucien Bayard erstrecken sich um den gesamten Hof der Maurys, der wie eine Art Enklave in der Mitte liegt. Bayard hatte schon mehrmals versucht, den Hof aufzukaufen, doch Michel hat sich unter dem Druck seiner Tochter und seines Schwiegersohns bis jetzt geweigert.
    Daraufhin änderte der so mächtige und unersättliche Nachbar seine Taktik. Sei es aus Rachegelüsten, sei es aus wirklicher Neigung — jedenfalls begann er, Louisette Maury zu umwerben, und Louisette war ihm rasch erlegen. Bereits seit einigen Monaten läßt sie ihren Ehemann allabendlich allein und verbringt die Nächte statt dessen völlig ungeniert bei Bayard in der »Scheune«.
    Vergebens hat sich der schwächliche Maury gegen diese völlig unannehmbare Situation gewehrt, aus der er keinen Ausweg mehr sieht. Er hat seine Tochter und seinen Schwiegersohn an diesem Abend zu sich eingeladen, um mit ihnen darüber zu reden.
    Natürlich war ihm klargewesen, wie sie reagieren würden, und was sein Schwiegersohn soeben gesagt hat, ist absolut richtig: Es muß dem ein Ende gemacht werden.
    Er wendet sich jetzt an seine Tochter. Vielleicht fällt ihr eine Lösung ein, die alles auf einen Schlag wieder in Ordnung bringen wird.
    »Und du, Anne,

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