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Nächte des Schreckens

Nächte des Schreckens

Titel: Nächte des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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später heiratet er Louisette, verwitwete Maury. Als Mitgift bringt sie den Hof in die Ehe ein. Der große Besitz um die »Scheune« herum ist nun in Händen eines einzigen Mannes. Dieser hat bekommen, was er wollte, nämlich sowohl den Hof als auch die Frau.
    In Vaubois jedoch heißt es überall: »Es gibt eben keine Gerechtigkeit!«
     
    6. April 1954. Vor neuneinhalb Jahren wurde der Hof der Maurys durch die verbrecherische Tat eines Bombenlegers zerstört, wobei Michel Maury und dessen Tochter Anne den Tod fanden.
    Da erscheint ein Mann von etwa fünfundzwanzig Jahren im Büro von Kommissar Puisart. Er ist dunkelhaarig, hat eine niedrige Stirn und einen gehetzten Blick. Man spürt, daß es ihn große Überwindung gekostet hat, hierher zu kommen, doch man spürt ebenso, daß es für ihn jetzt kein Zurück mehr gibt.
    Nachdem er erklärt hat, zu der damaligen Explosion auf dem Hof der Maurys eine wichtige Aussage machen zu wollen, wird er vorgelassen.
    Der Mann nimmt dem Beamten gegenüber Platz und beginnt mit tonloser Stimme: »Louis Vigo... Erkennen Sie mich nicht, Herr Kommissar?«
    Vergeblich kramt Puisart in seinem Gedächtnis. Nein, er kennt den Mann nicht.
    Dieser meint kopfschüttelnd: »Natürlich, ich verstehe. Es ist ja auch schon so lange her! Ich war damals Knecht bei Lucien Bayard, und Sie haben mich verhört.«
    Jetzt erinnert sich der Kommissar. Er hatte ihn zusammen mit den anderen befragt, einen etwas zurückgebliebenen Halbwüchsigen. Er hatte es seinerzeit vorgezogen, nicht weiter zu insistieren, weil er fürchtete, der junge Bursche könnte sich um Kopf und Kragen reden.
    Nach einem letzten Moment des Zögerns springt Louis Vigo ins kalte Wasser: »Ich... ich war es, der damals die Bombe gelegt hat!«
    Kommissar Puisart ist zutiefst schockiert. Er hatte mit gewissen Enthüllungen gerechnet, aber nicht damit!
    Der ehemalige Knecht fährt fort: »Aber es war trotzdem nicht meine Schuld, Herr Kommissar! Ich war nur vollkommen verblendet.«
    Und Louis Vigo berichtet ihm, wie es zu diesem ganz besonders scheußlichen Verbrechen kam, das lange vorbereitet worden war und nur durch die Mithilfe eines schwachen und beeinflußbaren Individuums ausgeführt werden konnte, nämlich durch ihn selbst...
    »Ich war zu der Zeit sechzehn Jahre alt, und ich hegte eine geradezu glühende Bewunderung für Monsieur Bayard. Ich wußte zwar, daß er hart und unnachgiebig war und nicht zimperlich in der Wahl seiner Mittel, aber ich wußte ebenso, daß er alles, was er besaß, aus dem Nichts heraus geschaffen hatte. Daher glaubte ich, daß ich auch einmal so werden könnte wie er. Ich ließ mich also bei ihm als Knecht anstellen. Lucien Bayard zahlte von allen Bauern in der Gegend am wenigsten, aber das war mir egal. Ich wollte nichts anderes, als in seiner Nähe zu sein und seine Achtung zu erlangen...«
    Kommissar Puisart stellt eine Zwischenfrage: »Wann war das genau?«
    »Im Oktober 1944.«
    »War er damals schon mit Louisette Maury zusammen?«
    »Ja. Und die beiden verheimlichten das auch keineswegs. Sie führte sich uns gegenüber bereits wie die künftige Herrin auf.«
    »Und wie hat sich Lucien Bayard Ihnen gegenüber verhalten?«
    Louis Vigo befeuchtet sich die Lippen mit der Zunge.
    »Das war ja das Seltsame, Herr Kommissar. Ich verstand es nicht. Als ich zu ihm kam, sagte ich ihm, wie sehr ich ihn bewunderte. Ich dachte, es würde ihn freuen, doch statt dessen war er von da an zu mir viel strenger als zu den anderen. Mir gab er niemals Taschengeld, mich ließ er weiterarbeiten, wenn alle schon Feierabend hatten, und ich durfte auch nicht in der Scheune schlafen wie die anderen. Als einziger mußte ich bei den Pferden im Stall schlafen, wo ich immer Angst hatte, von einem Huf getroffen zu werden. Ich war kreuzunglücklich, denn ich begriff nicht, was mein Herr gegen mich hatte.«
    Der Kommissar hat jedoch längst begriffen. Er hat begriffen, mit welch raffinierten psychologischen Mitteln Lucien Bayard den unglückseligen Louis Vigo monatelang traktiert hatte. Von dem Moment an, wo er dieses beeinflußbare Wesen vor sich sah, wußte er, daß er alles von ihm verlangen konnte. Es kam nur darauf an, ihn richtig darauf einzustimmen.
    Der ehemalige Knecht setzt seinen Bericht fort: »Und eines Tages, es war der 14. März 1945, kam er zu mir und sagte: >Louis, willst du künftig nicht mehr im Pferdestall schlafen? Bist du bereit, dir meine Anerkennung zu verdienen?< Und ich erwiderte: >O ja, Herr!< Und dann

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