Nächte des Schreckens
die sechs Stunden hintereinander gegen die Flammen gekämpft haben, stellen die Männer ihre Bemühungen ein. Das Feuer läßt nach, aus dem einfachen Grunde, weil nichts mehr vorhanden ist, das brennen könnte. Selbst die Mauern sind eingestürzt. Von der Scheune und der Farm des Ehepaars Wallace ist nur noch ein Haufen Asche übriggeblieben. Inspektor Brian Hardy tritt auf Mr. Wallace zu, und während er sich die Stirn abwischt, fragt er ihn: »Sie wollten mir doch noch etwas sagen?«
»Ja, es ist wegen des Ausdrucks, den Sie gebraucht haben: Sie sprachen von einem >Höllenfeuer<. Das hat mich an etwas erinnert: Vorgestern ist nämlich ein Mann hierhergekommen, ein Wanderprediger. Er war groß und mager und ganz in Schwarz gekleidet. Vielleicht kennen Sie ihn...« Inspektor Hardy nickt: »Ja, so ein religiöser Eiferer, der sich manchmal hier in der Gegend herumtreibt. Ich habe von ihm gehört. Er heißt Richard Scott oder so ähnlich. Er hat eine Art Sekte gegründet. Sie nennen sich >Die Brüder Jesu<. Aber weshalb fragen Sie?«
»Nun, ich habe ihn fortgeschickt. Ich kann solche Leute nicht riechen, doch er hat es sehr übelgenommen. Als er fortging, schrie er: >Gott wird euch mit einem Höllenfeuer strafen!<«
Brian Hardy schweigt einen Moment.
»Mit anderen Worten, sie meinen, er könne sich als Arm Gottes verstanden haben? Das ist durchaus möglich. Ich werde der Sache nachgehen.«
3. Juli 1967, gegen ein Uhr morgens. Anderthalb Jahre sind vergangen, seitdem die Farm der Wallaces niedergebrannt ist. Inspektor Hardy hat inzwischen in Sachen Richard Scott ermittelt. Er hat den Prediger vorgeladen und verhört. Dieser war wirklich eine seltsame Figur. Was er sagte, klang beinahe nach einer Selbstbezichtigung. Unablässig wiederholte er in beschwörendem Tonfall: »Wallace hatte die Flammen der Hölle verdient...«
Doch in dieser eisigen Julinacht wird Brian Hardy nicht etwa in seiner Eigenschaft als Polizist aus dem Bett gerissen. Man hat ihn geweckt, weil wieder ein Brand ausgebrochen ist.
Genau wie vor anderthalb Jahren, muß er mitten in der Nacht die Löschspritze bedienen, doch diesmal nicht schwitzend, sondern schlotternd vor Kälte, denn in Australien ist jetzt tiefer Winter. Die brennende Farm, die den Chapmans gehört, ist das Ebenbild der ehemaligen Wallace-Farm, denn auch hier wüten die Flammen mit ungeheurer Kraft. Auch dies ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Höllenfeuer.
Als der Morgen anbricht, sieht man das wahre Ausmaß der Katastrophe. Der Brand hat hier noch mehr zerstört als damals bei den Wallaces. Dort fanden sich zwischen der Asche immerhin noch ein paar Balken und Reste des Mauerwerks. Hier ist jedoch nicht das geringste davon übriggeblieben. Alles liegt in Schutt und Asche. Noch nie hat Inspektor Hardy etwas Derartiges gesehen!
Der Farmer Chapman geht auf ihn zu: »Ich habe Ihnen etwas zu sagen, denn hier stimmt etwas nicht!«
Es ist seltsam, aber Inspektor Hardy hatte irgendwie damit gerechnet...
Der Farmer fährt fort: »Dies war kein gewöhnlicher Brand. Ich bin nämlich gegen Mitternacht wach geworden, weil es in unserem Schlafzimmer auf einmal so heiß war. Der Raum war wie ein Brutofen.«
»War das Feuer schon ausgebrochen?«
»Nein, eben nicht. Ich habe daraufhin das ganze Haus untersucht, aber es war alles in Ordnung. Dann dachte ich, der Heizkessel sei vielleicht defekt. Ich ging also in den Keller, doch daran lag es nicht. Die Heizung funktionierte ganz normal.«
»Aber woher kam dann diese Hitze?«
»Ich weiß es nicht. Jedenfalls packte mich die Angst. Ich ging wieder nach oben zu meiner Frau und sagte ihr, sie solle sofort mit mir kommen. Sie warf sich einen Mantel über und folgte mir ins Freie, und das hat uns das Leben gerettet.«
Mister Chapman zittert jetzt leicht.
»Ich weiß, es klingt unwahrscheinlich, Inspektor, aber ich schwöre Ihnen, daß das die Wahrheit ist. Wir waren noch keine Minute im Freien, als das Haus in Flammen aufging und wie eine Fackel brannte!«
»Übertreiben Sie auch nicht?«
»Nein. Das Feuer hat im Erdgeschoß begonnen. Und in sämtlichen Zimmern brannte es auf einen Schlag zur selben Zeit! Verstehen Sie? Zur selben Zeit! Dann erreichten die Flammen den zweiten Stock, und nach fünf Minuten waren sie schon im Dach. Nein, das war kein normales Feuer. Es hatte etwas... etwas Diabolisches!«
Inspektor Hardy denkt angestrengt nach. Es gibt da einen Gedanken, den er einfach nicht mehr los wird. Auf das Risiko hin,
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