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Nächte des Schreckens

Nächte des Schreckens

Titel: Nächte des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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selten vor, daß wir bei Brandfällen hinzugezogen werden, aber in dieser Angelegenheit konnte nur ein Geologe das Rätsel lösen. Es liegt nämlich unter der Erde!«
    Inspektor Hardy zeigt plötzlich großes Interesse. Als Roy Matthews dies bemerkt, fährt er mit professionellem Eifer fort:
    »Tatsächlich handelt es sich hier um einen einzigartigen Fall. Um zu verstehen, was passiert ist, müssen Sie wissen, daß der Boden von Bribbaree zum größten Teil aus Torf besteht. Sicher ist Ihnen bekannt, daß Torf ein fossiles Mineral pflanzlichen Ursprungs ist und unter anderem als Brennstoff verwendet wird. Im natürlichen Zustand ist Torf normalerweise sehr feucht, doch in Ausnahmefällen wie hier in Bribbaree ist er trocken. Hier kommt der Torf in Form von Adern vor, die zum Teil die Oberfläche erreichen, die sich aber auch sehr tief in den Boden eingraben können, genau wie unterirdische Kohlevorkommen...« Inspektor Hardy beginnt zu begreifen, und was er da erahnt, ist geradezu phantastisch.
    Der Geologe fährt fort: »Das Ganze geht von der Farm der Wallaces aus. Obwohl es sich um ein ganz natürliches Feuer handelte, hatte es unabsehbare Folgen. Ich bin vor Ort gewesen und habe gesehen, daß sich an dieser Stelle der Torf beinahe auf Bodenhöhe befindet. Nachdem die gesamte Farm niedergebrannt war, griffen die Flammen auf den direkt darunter liegenden Torfboden über. Dies war der Beginn eines unterirdischen Brandes, der jetzt bereits anderthalb Jahre dauert.«
    »Aber das ist ja entsetzlich!«
    »Das kann man wohl sagen! Nach ersten Berechnungen erstreckt sich die Torffläche über ungefähr dreihundert Quadratkilometer. Die Wallace-Farm war gewissermaßen das Zündholz, das den Brand in Gang gesetzt hat. Mittlerweile brennt sie unterirdisch weiter, ohne daß man es sehen kann. Doch wenn der Brandherd eine Torfader erreicht, die dicht unter der Erdoberfläche liegt, dann wird alles, was sich darüber befindet, ebenfalls in Brand gesetzt. Dies war bei den Chapmans der Fall und beim Wald von Rannoch.«
    Brian Hardy hat sich von seiner Überraschung noch immer nicht erholt.
    »Und wird das noch lange so weitergehen?«
    »Ganz bestimmt. Torf hat die Eigenschaft, sehr langsam zu verbrennen. Der Brand wird noch an die zehn Jahre dauern. Denn es gibt keinerlei Mittel, dem Feuer Einhalt zu gebieten, selbst wenn man Löschfahrzeuge einsetzt oder den Boden aufgräbt. Das Ganze liegt viel zu tief in der Erde. Was man als einziges tun kann, ist, herauszufinden, welche Häuser auf Torfboden gebaut sind, und diese zu evakuieren. Alle übrigen Häuser sind nicht in Gefahr.«
    Inspektor Hardy schüttelt ungläubig den Kopf.
    »Dann hatte der Prediger doch recht!«
    »Wie bitte?«
    »Ja, das Feuer unter unseren Füßen ist tatsächlich die Hölle. Bribbaree ist gewissermaßen auf der Hölle errichtet worden!«
     

E IN LIEDERLICHES F RAUENZIMMER
     
    An diesem 1. Februar 1945 findet in Marlieu, einem Dorf im Norden Frankreichs, eine Hochzeit statt. Doch während bei solchen Anlässen für gewöhnlich fast die gesamte Bevölkerung zusammenkommt, hat sich diesmal niemand die Mühe gemacht. Die Bewohner Marlieus wollen an der Hochzeit von Rolande Lacroix und Henri Rouffier nicht teilnehmen.
    Dabei ist er ein anständiger junger Bursche und stammt aus einer ordentlichen Familie. Er ist auf dem Bürgermeisteramt angestellt, er trinkt nicht, er ist fleißig und immer freundlich.
    Was ist nur in ihn gefahren, ausgerechnet diese Rolande heiraten zu wollen? Und weshalb haben seine Eltern sich dem nicht widersetzt?
    Was in ihn gefahren ist, kann man leicht erraten: Henri Rouffier ist ein Mann wie alle anderen, und wie diese ist auch er von Rolande schlichtweg fasziniert.
    Rolande Lacroix wird von den Dorfbewohnern als >liederliches Frauenzimmer< bezeichnet. Sie ist fünfundzwanzig Jahre alt, eher kräftig gebaut, hat einen frischen Teint, fast schwarze Augen und braunes Haar, das sie zu einem großen Knoten geschlungen trägt. Rolande ist unbestreitbar ziemlich vulgär, doch sie hat ebenso unbestreitbar etwas sehr Reizvolles und Sinnliches an sich. Mit ihren fünfundzwanzig Jahren hat sie schon zwei kleine Töchter, deren Väter nicht bekannt sind. Die beiden kleinen Mädchen sind gewissermaßen das Hochzeitsgeschenk an ihren künftigen Ehemann. Sie besitzt nämlich überhaupt nichts. Ihre Eltern sind gestorben, als Rolande noch ganz jung war.
    Hinter ihren Gardinen verfolgen die Leute von Marlieu, wie das Brautpaar die Stufen der

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