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Nächte des Schreckens

Nächte des Schreckens

Titel: Nächte des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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reichte er mir einen verschnürten Gegenstand und sagte: >Heute abend, wenn wir beim Essen sind, wirfst du dieses Paket bei den Maurys durchs Kellerfenster...<«
    Louis Vigo sieht den Kommissar mit flehentlicher Miene an.
    »Ich wußte nicht, was in dem Paket war, das schwöre ich Ihnen! Ich dachte, er wollte ihm einen Streich spielen, mit toten Ratten oder so etwas ähnlichem. Also sagte ich ja. Am Abend tat ich, wie er mir befohlen hatte. Mit dem Paket unter dem Arm ging ich zum Hof der Maurys. Ich beeilte mich, denn ich wollte nicht erwischt werden. Ich warf das Paket durch das Kellerfenster und lief davon. Ich war noch keine vierhundert Meter entfernt, als ich einen schrecklichen Krach hinter mir hörte. Etwas schleuderte mich zu Boden, und als ich mich umdrehte, war das Haus der Maurys nicht mehr da!«
    Kommissar Puisart betrachtet sein Gegenüber. Er ist so gut wie sicher, daß der Mann die Wahrheit sagt und nicht wußte, daß sich in dem Paket eine Bombe befand. Doch dies zu beurteilen ist nicht seine Sache. Darüber werden die Geschworenen zu befinden haben.
    Dennoch muß er ihm noch zwei Fragen stellen: »Warum haben Sie nichts gesagt, als ich Sie damals verhörte?«
    »Als ich hinterher zu Bayard zurückkehrte, sagte er zu mir: >Wenn du den Mund aufmachst, bringe ich dich um.< Ich hatte Angst.«
    »Und warum haben Sie sich jetzt entschlossen zu reden?«
    »Ich konnte einfach nicht länger schweigen. Als Bayard heiratete, jagte er mich davon. Ich ging dann in die Stadt, um in der Fabrik zu arbeiten. Ich hatte gehofft, ich könnte vergessen, indem ich die Gegend verließ. Aber es war mir unmöglich...«
    Lucien Bayard wurde ein zweites Mal verhaftet. Obwohl inzwischen neun Jahre vergangen waren, hatte er sich kein bißchen verändert. Er hatte nichts von seiner Brutalität und auch nichts von seiner Arroganz eingebüßt.
    Als die Polizei ihn festnahm, sagte er zu den Beamten: »Sie können gegen mich nichts ausrichten! Eure Gesetze interessieren mich nicht. Ich habe meine eigenen Gesetze, und die sind hundertmal mehr wert!«
    Dennoch fand er sich hinterher vor dem Schwurgericht von Besançon auf der Anklagebank wieder, zusammen mit seinem ehemaligen Knecht Louis Vigo. Vergeblich versuchte er, die Geschworenen, die Zeugen und seinen Mitangeklagten einzuschüchtern. Es half ihm nicht, und selbst Louis Vigo hatte vor ihm keine Angst mehr.
    Am Ende des Prozesses wurde er zu zwanzig Jahren Gefängnis verurteilt, was in Anbetracht seines Alters lebenslänglich bedeutete.
    Louis Vigo erhielt fünf Jahre Gefängnis auf Bewährung. Damit war bewiesen, daß entgegen aller anderslautenden Meinungen es in diesem Landstrich doch noch Gerechtigkeit gab.
     

D AS H ÖLLENFEUER
     
    Obwohl es mitten in der Nacht ist, herrscht auf der Wallaceschen Farm an diesem 16. Januar 1966 eine geradezu unerträgliche Hitze. Dies liegt einerseits an der Jahreszeit, weil in der kleinen Stadt Bribbaree, die zweihundert Kilometer entfernt liegt von Sydney, jetzt Hochsommer ist. Doch ist dies nicht der einzige Grund, weshalb dem Ehepaar Wallace und den eilig herbeigelaufenen Nachbarn der Schweiß ausbricht: Die Farm brennt nämlich!
    Es ist ein Brand von ungeheurer Heftigkeit. Das Feuer war zunächst gegen Mitternacht in der Scheune ausgebrochen. Mr. und Mrs. Wallace wurden schlagartig geweckt, und sie taten, was sie konnten, um die Flammen zu bekämpfen, aber das war so gut wie gar nichts.
    Zum Löschen hatten sie nur ein paar Eimer und das Wasser aus ihrem Brunnen. Daraufhin war Mr. Wallace in seinen Wagen gesprungen, um Hilfe herbeizuholen. Bribbaree ist keine Stadt im eigentlichen Sinne. Es handelt sich eher um eine große Ansammlung von Farmen, die teilweise mehrere Kilometer voneinander entfernt liegen. Bis Mister Wallace Hilfe holen konnte, hatte das Feuer bereits das Haus erreicht.
    Die eingetroffenen Feuerwehrleute von Bribbaree, sämtlich freiwillige Helfer, haben sich natürlich sofort an die Arbeit gemacht. Einer von ihnen ist der Polizeiinspektor Brian Hardy, der sich im Schweiße seines Angesichts mit der Löschspritze abmüht. Trotz seiner nur fünfunddreißig Jahre ist er alles andere als sportlich und hat schon einen beachtlichen Bauch.
    Er wendet sich zu Wallace: »Ich weiß nicht, ob wir es schaffen werden. Ich habe so etwas noch nie gesehen. Es ist ein richtiges Höllenfeuer!«
    Der Farmer zuckt zusammen: »Ich habe jetzt keine Zeit, aber ich muß Ihnen später etwas sagen...«
    Der Morgen ist gekommen. Nachdem sie an

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