Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nächte des Schreckens

Nächte des Schreckens

Titel: Nächte des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
Vom Netzwerk:
lächerlich zu wirken, fragt er den Farmer schließlich: »Sagen Sie, Mr. Chapman, hat Sie vor einiger Zeit ein Wanderprediger besucht, ein gewisser Scott, der ganz in Schwarz gekleidet war?«
    »O ja. Das ist ungefähr vierzehn Tage her. So eine Art Verrückter...«
    »Sie haben ihn also wieder fortgeschickt?«
    »Natürlich...«
    Chapman hält inne und starrt vor sich hin.
    »Als er fortging, hat er irgendeine Verwünschung gegen mich ausgestoßen und von den Flammen der Hölle gesprochen. Sie glauben doch nicht etwa, daß...«
    »Im Moment glaube ich noch gar nichts, aber ich werde diesem Prediger ein paar Fragen stellen!«
    Richard Scotts äußere Erscheinung entspricht genau dem, was man sich unter einem Asketen vorstellt. Mit seinem ausgezehrten Gesicht, der hochgewachsenen Gestalt, dem spindeldürren Körper und dem schwarzen Anzug sieht er ziemlich furchterregend aus... Brian Hardy hat ihn mühelos aufspüren können, denn Scott hielt sich in Bribbaree auf. Der Wanderprediger leistete übrigens nicht den geringsten Widerstand, als Hardy ihn aufforderte, mit ihm zu kommen. Im Gegenteil, er legte sogar eine arrogante Genugtuung an den Tag.
    Jetzt sitzt er vor ihm und betrachtet ihn mit einem seltsamen Lächeln. Hardy ist klar, daß er es mit ihm nicht leicht haben wird.
    »Sie haben zwei Familien in Bribbaree gedroht, daß ihre Farmen niederbrennen werden!«
    »Das ist wahr.«
    »Nun, dies ist tatsächlich eingetreten, und im zweiten Fall haben wir es mit äußerst verdächtigen Umständen zu tun!« Richard Scott sieht dem Inspektor ruhig in die Augen.
    »Sie hatten es verdient, daß Gott sie strafte.«
    »Und Sie haben dabei nicht zufällig ein bißchen nachgeholfen?«
    »Natürlich habe ich das.«
    »Sie geben also zu, den Brand gelegt zu haben?«
    Mit demselben aufreizenden Lächeln erwidert der Mann: »Ich gebe zu, daß ich zu Gott gebetet habe, er möge diese Lästerer züchtigen, und er hat meine Bitte erhört. Insofern habe ich der Strafe nachgeholfen, und nicht mit Benzinkanistern oder Zündhölzern. Das Gebet ist viel stärker als solche Hilfsmittel.«
    »Wollen Sie sich über mich lustig machen?«
    »Es ist sehr bedauerlich, wie wenig Sie begreifen, Inspektor. Wenn die Leute in Bribbaree so weitermachen, werden sie noch alle in der Hölle schmoren, und dagegen werden auch Sie nichts unternehmen können!«
    Brian Hardy hält es für besser, sich das alles nicht länger anzuhören, und läßt den Prediger ins Gefängnis bringen. Doch als er ihn am nächsten Morgen wieder in sein Büro kommen läßt, hat sich sein Ton ihm gegenüber vollkommen verändert.
    Inzwischen ist nämlich etwas sehr Bedeutsames geschehen! »Mr. Scott, ich muß mich bei Ihnen entschuldigen. Sie haben mit der Sache nichts zu tun. Heute nacht hat der Wald von Rannoch gebrannt. Ein ganzer Wald hat innerhalb von wenigen Stunden in Flammen gestanden, obwohl es drei Tage lang geregnet hat und der Boden feucht war. Die Behörden in Sydney haben Fachleute hergeschickt, denn dieses Phänomen ist absolut unbegreiflich!«
    Triumphierend erklärt Richard Scott: »Unbegreiflich nur für den, der nicht begreifen will. Um eine Handlung in Gang zu setzen, spielt es keine Rolle, an welchem Ort man sich aufhält. Entscheidend ist nur der Wille...«
    »Wollen Sie etwa behaupten, daß Sie vom Gefängnis aus das Feuer in Gang gesetzt haben?«
    »Natürlich...«
    Diesmal kann sich Inspektor Hardy nicht länger beherrschen. Wütend zeigt er mit dem Finger zur Tür: »Gehen Sie, und lassen Sie sich hier nicht mehr blicken!«
    Der Prediger zieht sich ohne Hast zurück.
    »Wie Sie wollen. Aber ob ich hier bin oder woanders, was macht das für einen Unterschied?«
     
    Ein paar Minuten später tritt ein Besucher in Inspektor Hardys Büro. Es handelt sich um einen jüngeren Mann etwa um die Dreißig. Er ist von schwächlicher Statur und trägt dicke Brillengläser.
    »Inspektor Hardy? Ich komme wegen der Sache mit den Bränden.«
    Brian Hardy ist nicht gerade wohlgelaunt.
    »Ja, und? Was wollen Sie?«
    »Ihnen die Wahrheit erzählen.«
    »Sie wissen, wie es sich zugetragen hat?«
    »Ich habe es gerade herausgefunden.«
    Der junge Mann scheint erst jetzt zu bemerken, daß er nicht mit dem Anfang angefangen hat.
    »Entschuldigen Sie, ich habe vergessen, mich vorzustellen: Ich heiße Roy Matthews. Ich habe den Brand im Wald von Rannoch untersucht. Ich bin nämlich Geologe.«
    »Was hat die Geologie mit der Sache zu tun?«
    »Ich verstehe Ihr Erstaunen. Es kommt

Weitere Kostenlose Bücher