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Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
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bleibe ich hier, Drew.«
    Er streichelte so liebevoll über ihr Gesicht, dass sie sich erinnerte, wie es mit ihnen begonnen hatte. Irgendwie verschlimmerte diese Erinnerung die Situation noch. »Nein, geh du nur, Emma. Schwarz steht dir gut. Bist du sicher, dass dieses Luder Marianne nicht kommt?«
    »Ja. Johnno hat gesagt, sie kann es nicht einrichten.«
    Noch eine Lüge, eine, die Johnno hoffentlich nicht aufdecken würde. Drew hatte alles getan, um Marianne und sie zu entzweien, und solchen Erfolg damit gehabt, dass ihre alte Freundin weder anrief noch vorbeischaute.
    »Dann ist es ja gut. Wenn ich herausfinde, dass sie doch da war, dann wirst du das bereuen, Emma. Sie übt einen schlechten Einfluss auf dich aus, diese Schlampe. Die hat doch nur vorgegeben, deine Freundin zu sein, damit sie sich an deinen Vater ranmachen kann. Und an mich. Ich habe dir ja erzählt, dass sie hinter mir her ist, erinnerst du dich?«
    »Ja.«
    »Ah, da ist Johnno. Nun mach schon, setz dieses süße, traurige Lächeln auf, das wir alle so an dir lieben.« Automatisch krümmten sich Emmas Lippen. »So bist du ein braves Mädchen. Und denk daran, den Reportern gegenüber das Benefizkonzert zu erwähnen«, schärfte er ihr ein, als sie nach unten gingen. »Sieh zu, dass du ihnen klarmachst, wie sehr ich mich dafür einsetze, Geld zur Bekämpfung dieser furchtbaren Seuche aufzutreiben.«
    »Natürlich, Drew. Ich werde es nicht vergessen.« Entsetzt stellte sie fest, dass ihre Knie nachgaben. Vielleicht sollte sie doch besser zu Hause bleiben. Drew hatte ihr wieder und wieder eingetrichtert, wie hilflos sei ohne ihn war. »Drew, ich...« Doch Johnno stand bereits in der Tür.
    »Hallo, Kleines.« Er legte tröstend und trostsuchend zugleich den Arm um sie. »Ich bin froh, dass du mitkommst.«
    »Ja.« Ängstlich blickte sie sich nach Drew um. »Ich musste einfach hingehen.«
    Während des gesamten Fluges wurde sie von Dämonen geplagt. Drew würde ihr hinterherkommen. Er hatte herausgefunden, dass sie die fünfzehn Dollar mitgenommen hatte und würde sie dafür bestrafen. Er hatte ihr am Gesicht abgelesen, dass sie nicht beabsichtigte zurückzukommen.
    Ihre Angst war so groß, dass sie sich nach der Landung in Miami an Johnnos Arm klammerte und die wartende Menschenmenge nach Drew absuchte. Als sie am Auto anlangten, war sie in Schweiß gebadet, zitterte am ganzen Körper und rang nach Luft.
    »Emma, ist dir schlecht?«
    »Nein.« Sie leckte über ihre ausgetrockneten Lippen. Da! Dort stand ein schlanker, blonder Mann. Die letzte Farbe wich aus ihrem Gesicht. Doch dann drehte der Mann sich um. Es war nicht Drew. »Ich bin bloß ziemlich durcheinander. Kann ich - kann ich eine Zigarette haben?«
    Drew hatte ihr das Rauchen verboten, ihr sogar einmal den Finger angebrochen, als er sie dabei erwischte. Aber er war ja nicht hier, erinnerte sie sich, als sie sich die Zigarette anzündete. Sie war mit Johnno allein im Auto.
    »Es wäre besser gewesen, wenn du zu Hause geblieben wärst. Ich hatte keine Ahnung, dass dich das alles so mitnimmt.« Johnno war selbst viel zu sehr in seinen Kummer versunken, um ihr eine große Hilfe zu sein.
    »Mir geht es gut«, versicherte sie ihm. Wie ein Gebet wiederholte sie diese Worte im Geiste wieder und wieder.
    Von der eigentlichen Trauerfeier bekam Emma nicht viel mit. Die Worte, die Grabreden, all das rauschte an ihr vorbei. Sie vermochte noch nicht einmal zu weinen. Hoffentlich würde Luke ihr verzeihen, dass sie keine sichtbare Trauer an den Tag legte, aber sie fühlte sich, als sei sie selbst tot. All ihre Gefühle erschienen erstorben. Langsam entfernten die Menschen sich von der stillen Grabstätte, von den rosaweißen Marmorsteinen, von dem Blumenmeer. Emma nahm all ihre Kraft zusammen und folgte ihnen.
    »Johnno.« Marianne hielt ihn auf und legte ihm sanft die Hand auf den Arm, ehe sie ihn anstelle der üblichen Beileidsfloskeln küßte. »Ich wünschte, er hätte mehr Zeit gehabt, mir das Kochen beizubringen«, erklärte sie, um Johnno zum Lachen zu bringen.
    »Du warst sein einziger Misserfolg auf diesem Gebiet.« Er wandte sich an Emma. »Der Fahrer bringt dich zum Flughafen zurück. Ich muss noch in Lukes Apartment, "mich um ein paar Dinge kümmern. Bist du okay?«
    »Ja.«
    »Dich hatte ich hier nun gar nicht erwartet.« Obwohl sie sich für sich selber schämte, brachte Marianne es nicht fertig, einen freundlichen Tonfall anzuschlagen.
    »Ich... ich wollte unbedingt kommen.«
    »So?« Marianne

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