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Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
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würde mir glauben? Drew wird einfach alles abstreiten.« Erneut schlich sich Angst in ihr Gesicht, in ihre Stimme. »Er kann so überzeugend sein, Marianne, dem kaufen die Leute alles ab.«
    »Gut, lassen wir die Cops mal beiseite und suchen dir einen Anwalt.«
    »Ich - ich brauche noch etwas Zeit. Ich kann einfach noch nicht mit Außenstehenden darüber reden. Ich will nur so weit weg von ihm wie möglich.«
    »Okay. Planen wir also eine Verschwörung. Aber erst wird gegessen. Ich kann besser denken, wenn ich was im Magen habe.«
    Sie überredete Emma, wenigstens ein paar Bissen zu sich zu nehmen, dann flößte sie ihr Pepsi ein, in der Hoffnung, das Koffein würde etwas Farbe in Emmas Wangen bringen.
    »Wir machen uns in Miami ein paar schöne Tage.«
    »Nein.« Emma konnte jetzt klarer denken. Von all den wilden Plänen, die sie während der letzten zwei Tage geschmiedet hatte, ließ sich nur einer verwirklichen. »Ich kann noch nicht einmal über Nacht bleiben. Hier würde er mich zu allererst vermuten.«
    »Dann nach London, zu Bev. Sie hilft dir garantiert.«
    »Geht nicht. Drew hat meinen Pass im Safe eingeschlossen. Ich hab' noch nicht mal mehr einen Führerschein, den hat er zerrissen.« Emma setzte sich auf. Sogar die paar Happen, die sie gegessen hatte, lagen ihr wie ein Stein im Magen. »Marianne, ich habe fünfundfünfzig Dollar bei mir - fünfzehn davon habe ich vom Haushaltsgeld abgezweigt. Ich habe keine Kreditkarten mehr, die hat er mir schon vor Monaten weggenommen. Alles was ich besitze, trage ich am Leib.«
    Marianne schenkte sich einen weiteren Grand Marnier ein. Da hatte sie die ganze Zeit in ihrer Wohnung gesessen und ihren verletzten Stolz gepflegt, während Emma durch die Hölle gegangen war.
    »Mach dir wegen Geld keine Sorgen. Bei mir hast du immer Kredit. Ich hebe erst mal etwas Bargeld ab, und dann gebe ich dir eine Vollmacht für meine Kreditkarte. Du hast die Wahl. Visa, Master Card oder American Express.«
    »Du hältst mich sicher für eine ziemlich klägliche Figur.«
    »Nein, ich halte dich für die beste Freundin, die ich je hatte.« Tränen brannten in Mariannes Augen. »Am liebsten würde ich den Kerl umbringen!«
    »Bitte sag niemanden etwas davon. Noch nicht.«
    »Gut, wenn du nicht willst. Aber ich finde', dein Vater sollte davon erfahren.«
    »Nein. Zwischen Papa und mir steht es ohnehin nicht zum besten. Ich glaube, ich brauche nur dringend etwas Zeit. Zuerst dachte ich daran, in die Berge zu fahren, mir ein Häuschen im Wald zu mieten, aber ich fürchte, ich kann die Einsamkeit nicht ertragen. Ich möchte in einer großen, lauten Stadt untertauchen. Am liebsten in L. A. Immer, wenn ich an Flucht gedacht habe, war das mein Ziel. Außerdem habe ich in der letzten Zeit wieder viel geträumt.«
    »Von Darren?«
    »Ja. Die Alpträume haben vor ein paar Monaten wieder angefangen, und sie lassen mir keine Ruhe. Ich muss noch einmal nach L. A., und dazu kommt, dass Drew mich dort bestimmt nicht sucht.«
    »Ich komme mit.«
    Emma nahm dankbar Mariannes Hand. »Ich habe gehofft, dass du das tun würdest. Nur für eine Weile.«

28
    Das Schlafzimmer war dunkel und schmutzig. Janes letzte Putzfrau hatte eine Woche zuvor gekündigt und nebenbei noch einen silbernen Kerzenleuchter mitgehen lassen. Jane hatte den Diebstahl gar nicht bemerkt. Sie verließ ihr Schlafzimmer nur noch, um gelegentlich in der Küche nach Essbarem zu suchen, und quälte sich japsend und schnaufend die Treppe wieder hoch. Wie ein Hamster hortete sie Drogen, Alkohol und Lebensmittel in ihrem Zimmer.
    Einst war das Zimmer schön eingerichtet gewesen, mit Janes geliebten roten Samtvorhängen am Fenster und am Bett. Die Vorhänge am Fenster hingen, mittlerweile grau vor Staub, immer noch da, doch die, die das große runde Bett umgaben, hatte Jane in einem Wutanfall heruntergerissen und benutzte sie jetzt als zusätzliche Bettdecke, da ihr so oft kalt war.
    Die rotsilberne Tapete war fleckig. Jane pflegte ihren Liebhabern alles hinterherzuwerfen, was ihr in die Hände fiel - Lampen, Nippsachen, Flaschen. Deswegen hatte sie auch solche Schwierigkeiten, einen Mann länger als zwei Nächte in ihrem Bett zu halten.
    Der letzte, ein großer, muskulöser Dealer namens Hitch, hatte ihre Launen länger als die meisten seiner Vorgänger ertragen, sie dann, als es ihm zu viel wurde, bewusstlos geschlagen und war unter Mitnahme ihres Diamantrings in wärmere Gefilde verschwunden, um nach angenehmerer Gesellschaft Ausschau zu

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