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Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
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aufeinander. »Und das Licht, das Licht ist nicht angegangen.«
    »Du bist zu alt, um dich im Dunkeln zu fürchten«, meinte Drew freundlich, stöpselte vorsichtig die Lampe wieder ein und knipste den Schalter ein. »Besser?«
    Sie vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter und nickte. »Danke.« Eine Welle der Dankbarkeit überschwemmte sie, als das Licht anging, und ihr Körper entspannte sich. »Laß mich nicht allein, Drew. Bitte laß mich nicht allein.«
    »Ich hab' dir doch versprochen, mich um dich zu kümmern.« Lächelnd fuhr er fort, ihr Haar zu streicheln. »Ich werde dich nie alleine lassen, Emma. Du brauchst keine Angst zu haben.«
    Um die Weihnachtszeit war Emma beinahe wieder glücklich. Drew nahm ihr alle Alltagsgeschäfte ab. Er suchte ihre Kleidung aus, überwachte ihr Anrufe und erledigte ihre finanziellen Angelegenheiten.
    Alles, was sie zu tun hatte, war, den Haushalt zu versorgen und für ihn da zu sein. Sie brauchte keinerlei Entscheidungen mehr zu treffen. Ihre Dunkelkammer wurde zugesperrt, ihre Fotoausrüstung weggeschlossen. Wenn sie an ihre Arbeit dachte, versank sie unweigerlich in Depressionen.
    Zu Weihnachten schenkte er ihr einen großen, tränenförmigen Diamantanhänger. Aus irgendeinem Grund brachte dieses Geschenk sie zum Weinen.
    Sie unterzog sich verschiedenen Fruchtbarkeitstests. Als diese intimen Probleme in der Presse breitgetreten wurden, litt sie zunächst schweigend unter dieser Demütigung, dann würdigte sie die Zeitungen keines Blickes mehr. Was interessierte es sie, was in der Welt vorging? Ihre Welt bestand aus sieben Räumen mit Blick auf den Central Park.
    Als die Ärzte ihr bescheinigten, dass keine körperlichen Ursachen für ihre Unfruchtbarkeit vorlagen, schlug sie zögernd vor, Drew solle einige Tests vornehmen lassen.
    Daraufhin schlug er sie bewusstlos und schloss sie zwei volle Tage in ihrem Schlafzimmer ein.
    Die Alpträume kamen immer wieder, manchmal zweimal die Woche. Ab und zu beruhigte Drew sie und tröstete sie, bis die Panik nachließ, öfter allerdings schimpfte er sie eine dumme Kuh, beklagte sich, dass sie seinen Schlaf störe, und überließ sie ihrer Angst.
    Und als er eines Tages unvorsichtig genug war, die Fernbedienung neben dem Bett und das Abbey Road- Album auf dem Plattenteller liegen zu lassen, da war sie bereits zu erschöpft, um davon Notiz zu nehmen.
    Mit der Zeit erkannte sie, beinahe unbeteiligt, was er ihr antat, was er aus ihr machte. Der Mann, in den sie sich verliebt hatte, existierte nicht mehr. Was blieb, war ein Monster, das sie in dem Apartment im elften Stock wie eine Gefangene hielt.
    Sie dachte daran fortzulaufen. Zwar ließ er sie nur selten mehr als einige Stunden allein und begleitete sie stets, wenn sie ausging, doch manchmal, wenn sie nachts schlaflos im Bett lag, träumte sie von Flucht. Sie würde Marianne oder Bev anrufen, oder ihren Vater. Man würde ihr helfen.
    Doch Scham sowie die Zweifel, die er in ihrem Herzen gesät hatte, hielten sie davon ab.
    Er hatte sie nie wieder mit dem Gürtel geschlagen, jedenfalls nicht bis zu der Nacht, in der die Verleihung des American Music Award stattfand und er und seine Band übergangen wurden.
    Emma wehrte sich nicht. Sie erhob auch keinen Einspruch. Als er sie mit den Fäusten zu malträtieren begann, zog sie sich in sich selbst zurück, so wie sie sich einst unter der Küchenspüle verkrochen hatte, und war nicht mehr erreichbar.
    In seiner Raserei beging Drew einen schwerwiegenden Fehler. Er sagte ihr, warum er sie geheiratet hatte.
    »Wozu bist du eigentlich zu gebrauchen?« Sie lag auf dem Boden, kämpfte gegen den auf- und abebbenden Schmerz an, während er durch das Zimmer tobte und alles kurz und klein schlug, was ihm im Weg stand. »Glaubst du, ich wollte mein Leben mit einem verwöhnten, dämlichen Flittchen verbringen, das im Bett kaum zu ertragen ist?«
    Während der Preisverleihung war er gezwungen gewesen, dazusitzen und lächelnd zuzusehen, wie ein anderer die Bühne betrat und den Preis, der eigentlich ihm gebührte, entgegennahm. Nun machte er seinem angestauten Frust Luft, indem er die edlen Waterford-Gläser eines nach dem anderen zertrümmerte.
    »Was hast du denn je getan, um mir zu helfen? Nichts. Und was hab' ich nicht alles für dich getan! Ich habe dir das Gefühl gegeben, wichtig für mich zu sein, begehrenswert. Ich habe zumindest einen Hauch von Romantik in dein langweiliges, uninteressantes Leben gebracht.«"
    Von seiner Zerstörungswut erschöpft,

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