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Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
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eine Solokarriere starten. Schließlich war er der Star, und die anderen standen ihm nur im Weg.
    Was er brauchte, war möglichst viel Rummel um seine Person, Artikel in den Zeitungen und so. Wenn diese Beerdigung das vorantreiben könnte, gut. Außerdem wäre es herrlich, Emma eine Weile los zu sein.
    »Ich denke, du solltest hingehen.«
    Ihr Herzschlag setzte fast aus. Sei vorsichtig, warnte sie sich. Mach jetzt keinen Fehler. »Also kommst du mit?«
    »Nein. Aber du wirst schon ein, zwei Tage allein zurechtkommen. Johnno ist ja dabei. Sieh zu, dass du einen gebührend betroffenen Eindruck machst, und laß ein paar passende Sätze über das traurige Schicksal der Aidskranken fallen.«
    Sie trug ein schlichtes schwarzes Kostüm. Da Drew jeden ihrer Schritte überwachte, konnte sie sonst nichts mitnehmen. Sie brauchte ja wohl kaum irgendwelchen modischen Schnickschnack für eine Trauerfeier, oder? fragte er. Schwarze Pumps und eine große schwarze Geldbörse, die zugleich als Handtäschchen diente, wurden ihr gestattet. Während sie auf dem Bett saß, kontrollierte Drew sogar ihr Schminktäschchen.
    Da er ihren Pass und ihre Kreditkarten in Verwahrung genommen hatte-- du gehst mit solchen Dingen viel zu leichtsinnig um, Emma -, war sie vollkommen abhängig von ihm. Er buchte die Flüge, Hin- und Rückflug. Vierzehn Stunden Freiheit. Ihr Abflug von La Guardia war um Viertel nach neun, und um halb elf am selben erwartete er sie zurück. Großzügig hatte er ihr vierzig Dollar in bar zugesteckt, und weitere fünfzehn hatte sie heimlich aus der Haushaltskasse entnommen. Sie war sich dabei wie eine Diebin vorgekommen. Das Geld steckte in ihrem Schuh. Wenn sie die Zehen bewegte, konnte sie es fühlen und wurde von Aufregung und Scham erfüllt.
    Sie hatte ihn angelogen.
    Lüg mich ja nie an, Emma. Ich finde es ja doch heraus, und dann kriegst du die Quittung.
    Sie würde nie wieder zurückkommen.
    Glaub nicht, dass du mich verlassen kannst, Emma. Ich finde dich. Ich finde dich überall, und dann wird es dir sehr leid tun.
    Sie lief fort.
    So schnell kannst du gar nicht laufen, Emma, damit du mir entkommst. Du gehörst mir. Du brauchst jemanden, der auf dich aufpasst.
    »Emma? Verdammt, Emma, hör mir zu!«
    Sie fuhr erschrocken zusammen, als er sie hart an den Haaren zog. »Entschuldige.« Ihre Finger verkrampften sich, kalter Schweiß brach ihr aus.
    »Du bist aber auch zu dämlich. Der Himmel weiß, was du ohne mich anfangen würdest.«
    »Ich... ich habe an Luke gedacht.«
    »Spar dir deine Trauermiene auf, bis du weg bist. Du machst mich krank. Johnno wird jeden Moment hier sein, um dich abzuholen.« Er beugte sich so nah zu ihr, dass sein Gesicht ihr gesamtes Blickfeld ausfüllte. »Was sagst du, wenn«er dich fragt, wie es dir geht?«
    »Dass alles in bester Ordnung ist. Dass es dir leid tut, zu Hause zu bleiben, aber dass du Luke ja nicht gekannt hast und dir bei seiner Beerdigung fehl am Platze vorgekommen wärst.« Wie ein Papagei plapperte sie die Instruktionen nach, die er ihr erteilt hatte. »Und ich muss sofort wieder zurück, weil du eine leichte Grippe hast und ich mich um dich kümmern will.«
    »Wie es sich für eine liebende Ehefrau gehört.«
    »Ja.«
    »Sehr gut.« Ihre Unterwürfigkeit stieß ihn ab. Keinen Mucks hatte sie von sich gegeben, als er ihr letzte Nacht eine Tracht Prügel verpasst hatte, um ihr noch einmal gründlich einzubläuen, wer der Herr im Hause war, ehe sie wegfuhr.
    Natürlich hatte er darauf geachtet, weder im Gesicht noch an anderen sichtbaren Körperteilen Spuren zu hinterlassen. Wenn sie zurückkäme, würde sie ihr blaues Wunder erleben. Er gedachte, sie daran zu erinnern, dass der Platz einer Frau im Haus war und nirgendwo sonst.
    Dort, wo auch der Platz seiner Mutter gewesen wäre, dachte Drew bösartig. Doch Hure, die sie war, hatte sie es dort nicht lange ausgehalten und ihn mit diesem Wrack von Vater allein gelassen. Hätte der alte Esel ihr ab und zu die Leviten gelesen, wäre es nie so weit gekommen.
    Er lächelte Emma zu. Nein, dann hätte seine Mutter, genau wie Emma, gehorsam dagesessen und getan, was man ihr sagte. Jede Frau brauchte einen Mann, der ihr zeigte, wo es langging.
    »Vielleicht ist es doch keine so gute Idee, wenn du zu der Trauerfeier gehst.«
    Befriedigt sah er, wie ihre Augen groß wurden. Es bereitete ihm eine diebische Freude, mit ihr zu spielen wie die Katze mit der Maus.
    Emmas Hände wurden feucht, doch sie zwang sich zur Ruhe.
    »Wenn du willst,

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