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Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich die vom Neonlicht im Flur geblendeten Augen. »Latimer. Sieht so aus, als sei er in ihr Hotelzimmer eingedrungen.«
    »O Gott.« Marianne hielt einen kleinen Stoffhund in der Hand. »Wie schlimm ist es?«
    »Schlimm genug.« Das Bild der auf dem Teppich hingestreckten Emma stand ihm noch deutlich vor Augen. »Er hat ihr drei Rippen gebrochen und die Schulter ausgerenkt. Sie hat innere Verletzungen und ich weiß nicht wie viele Prellungen und Fleischwunden. Ihr Gesicht... die Ärzte meinen, sie kommt ohne plastische Chirurgie aus.«
    Mit zusammengebissenen Zähnen starrte Johnno auf die geschlossene Tür. »Wo ist dieser Hundesohn?«
    »Tot.«
    »Gut. Wir möchten sie sehen.«
    Michael wusste, dass die Ärzte über sein Verhalten schon mehr als verärgert waren, aber er hatte sie mit Hilfe seiner Dienstmarke dazu überredet, ihn an Emmas Bett sitzen zu lassen. »Geht ihr schon mal. Ich kläre das mit der Krankenschwester und warte in der Cafeteria auf euch.« Wie Johnno starrte er auf die geschlossene Tür. »Sie steht unter schweren Beruhigungsmitteln.«
    Um ihnen etwas Zeit zu geben, hielt sich Michael in der Cafeteria an einem Kaffee fest und ließ noch einmal jeden Moment des Tages Revue passieren. Was hätte er anders, besser machen können? Alles eine Frage des Timings, dachte er bedrückt. Wenn er die Tür fünf Minuten eher aufgebrochen hätte, wäre alles vielleicht ganz anders gekommen.
    Als die zwei wiederkamen, stand Michael auf. Mariannes Augen waren rot verschwollen, aber sie sah nicht so aus, als würde sie in Ohnmacht fallen. Sie ließ sich auf den Stuhl fallen, den Michael ihr freigemacht hatte. »Ich hätte sie nicht alleine lassen dürfen.«
    »Es ist nicht deine Schuld«, tröstete Johnno sie.
    »Nein, es ist nicht meine Schuld. Trotzdem hätte ich sie niemals alleine lassen dürfen.«
    Johnno ignorierte die Nichtraucherzeichen, zündete eine Zigarette an und reichte sie an Marianne weiter. »Während des Fluges hatte Marianne mir berichtet, was da vor sich gegangen ist. Ich vermute, du weißt bereits, dass Latimer Emma über ein Jahr lang misshandelt hat.«
    Michael zerdrückte den leeren Styroporbecher zwischen den Fingern. »Die Einzelheiten kenne ich noch nicht. Sobald Emma dazu in der Lage ist, werde ich ihre Aussage aufnehmen.«
    »Aussage?« Marianne blickte hoch. »Warum muss sie denn eine Aussage machen?«
    »So läuft das nun mal ab.« Wieder schaute Michael zu Emmas Tür hin. »Reine Routine.«
    »Aber du übernimmst das bitte selber«, warf Johnno ein. »Ich möchte nicht, dass sie einem Fremden alles erzählen muss.«
    »Ja, ich werde ihre Aussage selbst zu Protokoll nehmen.«
    Marianne musterte ihn, ohne auf die immer länger werdende Asche ihrer Zigarette zu achten. Er sah entschieden besser aus als auf dem Foto, das vor über zehn Jahren in der Zeitung erschienen war, auch wenn die Anspannung der letzten Stunden Spuren hinterlassen hatte. Tiefe Schatten lagen unter seinen Augen, und er wirkte erschöpft und ausgelaugt. Dennoch stufte sie ihn als einen Mann ein, auf den man sich verlassen konnte. Und trotz Emmas gegenteiliger Behauptung entsprach Michael Kesselring exakt Mariannes Vorstellungen von einem Cop. .
    »Hast du Drew getötet?«
    Sein Blick wanderte zu ihr hinüber. Mehr als irgend etwas sonst auf der Welt wünschte er sich, diese Frage bejahen zu können. »Nein. Ich kam zu spät.«
    »Wer denn?«
    »Emma.«
    »Um Himmels willen«, war alles, was Johnno dazu einfiel.
    »Hört zu, ich lasse sie nicht gerne alleine«, sagte Michael.
    »Ihr wollt euch doch bestimmt erst mal ein Zimmer nehmen und etwas ausruhen.«
    »Wir bleiben hier.« Marianne griff nach Johnnos Hand. »Wir können uns an Emmas Bett abwechseln.«
    Mit einem zustimmenden Nicken verschwand Michael wieder in Emmas Zimmer.
    Beim Morgengrauen kam Emma wieder ganz zu sich. Das Licht, so dämmrig es auch sein mochte, bedeutete eine Erleichterung. Die Nacht war von so vielen Träumen, so vielen seltsamen Träumen erfüllt gewesen. Die meisten verschwanden wieder, Gespenster der Nacht, die das Sonnenlicht scheuten. Aber sie wusste, der Alptraum war wiedergekommen. Fast konnte sie noch die Musik und das Zischen der Schatten hören.
    Schlaftrunken versuchte sie, sich aufzurichten, doch ihre Glieder schienen tonnenschwer. Außerdem konnte sie nur ein Auge öffnen. Mit einer Hand tastete sie umher, spürte den Verband - und erinnerte sich.
    Panik. Sie füllte ihre Lungen, würgte sie in der Kehle. Als sie den Kopf

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