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Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
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ist im Krankenhaus, hier in L. A. Sie ist...«
    »Ein Unfall? Hat sie einen Unfall gehabt?«
    »Nein, sie ist böse zusammengeschlagen worden. Ich werde Ihnen alles erklären, sobald Sie hier sind.«
    »Geschlagen? Emma ist geschlagen worden? Ich verstehe das alles nicht.«
    »Sie ist in ärztlicher Behandlung. Man hat mir versichert, dass sie wieder gesund wird, aber sie wird Sie brauchen.«
    »Wir kommen, so schnell wir können.«
    Bev war bereits aus dem Bett gesprungen und in ihre Kleider geschlüpft. »Was ist denn passiert?«
    »Ich weiß es nicht. Sie liegt in L. A. im Krankenhaus.« Buchend kämpfte Brian mit seinen Hemdknöpfen.
    »Laß mich mal.« Rasch knöpfte Bev ihm das Hemd zu. »Es wird alles wieder gut. Bri. Emma ist zäher, als sie aussieht.«
    Er konnte nur wortlos nicken und sie einen Augenblick lang eng an sich drücken.

32
    Es war dunkel. Eine fast unwirkliche, seltsam fern anmutende Welle des Schmerzes überschwemmte ihren ganzen Körper, umgab sie wie ein warmes, rotes Meer, bedeckte sie und zog sie in die Tiefe, weit weg von Luft und Licht. Emma versuchte, sich freizustrampeln, unter den Wellen wegzutauchen, aber sie konnte dem dumpfen, allgegenwärtigen Schmerz nicht entgehen. Doch der Schmerz war zu ertragen. Die Dunkelheit und die Stille stellten eine viel größere Quelle des Schreckens dar.
    Sie konnte kein Glied rühren. Voller Entsetzen stellte sie fest, dass sie nicht genau sagen konnte, ob sie stand, saß oder lag. Ihre Arme und Beine waren vollkommen gefühllos, nur dieser nagende Schmerz pochte unablässig in ihrem Körper. Sie versuchte, zu sprechen, nach Hilfe zu rufen, doch ihre lautlosen Schreie verhallten ungehört.
    Sie war verletzt, wahrscheinlich schwer. Nur zu gut erinnerte sie sich an den hasserfüllten Blick, mit dem Drew sie bedacht hatte. Er hatte auf sie gewartet. Vielleicht war er immer noch da, beobachtete sie, lauerte im Dunkeln, und dieses Mal würde er...
    War sie schon tot?
    Ein anderes, weitaus stärkeres Gefühl gesellte sich zu den Schmerzen. Wut. Sie wollte nicht sterben. Unter Aufbietung all ihrer Willenskraft versuchte Emma, die Augen zu öffnen, doch es gelang ihr nicht.
    Eine Hand streichelte sacht ihr Haar. Schon diese federleichte Berührung genügte, um den Schmerz in Panik zu verwandeln.
    »Schschtt, Emma. Jetzt ist alles gut. Du brauchst nur Ruhe.«
    Es war nicht Drew. Weder die Stimme noch die Hand gehörte Drew.
    »Du bist in Sicherheit, ich schwöre es dir.«
    Michael. Emma versuchte, seinen Namen zu rufen; dankbar dafür, dass sie nicht alleine im Dunkeln war. Dass sie lebte. Dann rollte eine neue dunkelrote Welle über sie hinweg.
    Die ganze Nacht schwebte Emma zwischen Bewusstlosigkeit und Wachen, obwohl die Ärzte Michael gesagt hatten, dass sie die Nacht durchschlafen würde. Die Angst war stärker als alle Beruhigungsmittel. Sowie der künstliche Dämmerzustand sich lichtete, hielt die Angst Emma in ihren Krallen.
    Michael redete ihr die ganze Nacht lang gut zu, erklärte ihr immer wieder, dass sie in Sicherheit sei. Seine Stimme oder auch seine Worte schienen sie ein wenig zu beruhigen, also blieb er sitzen, hielt ihre Hand und sah sie an.
    Sie würde nicht sterben. Zwar würde sie sowohl physische als auch psychische Schmerzen auszustehen haben, aber sie würde leben. Das volle Ausmaß des seelischen Traumas war zu dieser Stunde noch nicht abzusehen. Er konnte nur warten. Und sich immer wieder die gleichen Vorwürfe machen.
    Er hätte ihr stärker zusetzen sollen. Während er ihren tiefen, rasselnden Atemzügen lauschte, verfluchte sich Michael für sein Zögern. Wenn er den Hebel an den richtigen Stellen angesetzt hätte, dann hätte er herausbekommen, wie schlimm die Dinge wirklich standen. Verdammt, schließlich war er ein Cop! Er sollte wissen, wie man die Leute zum Reden brachte.
    Und was hatte er getan? Nachgegeben! Er wollte ihr Zeit lassen, ihre Privatsphäre respektieren. Privatsphäre, mein Gott! Er hatte ihre Privatsphäre respektiert, anstatt sie sofort in Schutzhaft zu nehmen. Er hatte ihr Zeit gelassen, anstatt die New Yorker Kollegen zu bitten, einen Haftbefehl auszustellen.
    Es war seine Schuld. Weil er seinen Job nicht ordentlich erledigt hatte, weil er persönliche Gefühle über dienstliche
    Verpflichtungen gestellt hatte, lag sie nun hier, im Krankenhaus.
    Nur einmal ließ er sie kurz allein, als Marianne und Johnno aus New York eintrafen.
    »Michael.« Johnno nickte ihm kurz zu. »Was ist passiert?«
    Michael rieb

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