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Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihm ins Bett gehen wollte. Doch als Michael und ich uns das erstemal geliebt haben, da habe ich Gefühle verspürt, die ich nie für möglich gehalten hätte.«
    »Wenn du von Drew sprichst, heißt es >ins Bett gehen<, bei Michael sagst du >sich liebem.«
    »Tatsächlich?« Emma schenkte Katherine eines ihrer seltenen Lächeln. Eine Erinnerung kam in ihr auf - Johnno, der auf dem Bett ihres Hotelzimmers auf Martinique saß. Wenn echte Gefühle ins Spiel kommen, dann ist es fast eine heilige Handlung. »Man braucht keinen akademischen Grad, um das herauszubekommen .«
    »Nein.« Zufrieden sank Katherine in die Kissen zurück. »Fühlst du dich in physischer Hinsicht wohl bei Michael?«
    »Nein. Aber es ist eine wundervolle Art von Unbehagen.«
    »Erregend?«
    »Das auch. Aber ich kann nicht... ich kann nie die Initiative ergreifen.«
    »Möchtest du das denn?«
    »Ich weiß es nicht. Ich glaube - ich würde ihm gern zeigen, was ich für ihn empfinde. Aber ich habe Angst, etwas falsch zu machen.«
    »Was denn genau?«
    Verwirrt hob Emma die Hände und ließ sie wieder fallen. »Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht könnte ich etwas tun, das ihn ärgert, oder...« Ungeduldig drehte sie sich zum Fenster.
    »Ich kann Drew einfach nicht vergessen. Ich werde nicht los, was er einmal zu mir gesagt hat. Wie ungeschickt ich mich im Bett anstellen würde. Ich wäre lächerlich, hat er behauptet.« Wütend darüber, dass sie Drew noch immer gestattete, ihr Leben zu beeinflussen, wandte Emma sich wieder zu Katherine.
    »Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass dein angebliches Versagen im Bett zum großen Teil an deinem Partner und den Umständen liegen könnte?«
    »Ja. Hier drin.« Emma tippte kurz mit dem Finger an ihre Schläfe. »Ich weiß, dass ich weder gefühlskalt noch leidenschaftslos bin. Trotzdem habe ich Angst davor, auf Michael zuzugehen; Angst, ich könnte etwas verderben.« Nachdenklich spielte sie mit einer kleinen Kristallpyramide, in der sich das Licht in allen Regenbogenfarben brach. »Und dann diese Alpträume. Ich habe vor Drew jetzt fast soviel Angst wie zu seinen Lebzeiten. Wenn ich ihn nur aus meinen Träumen verbannen könnte, wenn ich sein Gesicht und seine Stimme aus meinem Unterbewusstsein löschen könnte, dann wäre es mir vielleicht möglich, den nächsten Schritt mit Michael zu wagen.«
    »Willst du das wirklich?«
    »Natürlich. Glaubst du denn, ich will auch weiterhin bestraft werden?«
    »Wofür?«
    »Dafür, dass ich etwas, was er wünschte, nicht schnell genug ausgeführt habe. Oder dass ich dieses oder jenes falsch gemacht habe.« Erregt stellte sie die Kristallpyramide ab und kreuzte die Arme vor der Brust. »Oder dafür, dass ich ein unpassendes Kleid getragen habe. Dass ich Michael liebte. Er wusste es, er wusste, was ich für Michael empfand.« Emma nahm ihre nervöse Wanderung durch den Raum wieder auf. »Als er uns zusammen sah, auf meiner Ausstellung, da wusste er es. Deshalb hat er mich geschlagen. Ich musste ihm versprechen, Michael nie wiederzusehen, und trotz dieses Versprechens hat er mich weiterhin geschlagen. Er wusste, dass ich mein Versprechen nicht halten würde.«
    »Ein Versprechen, dass man unter Zwang abgegeben hat, ist nichts wert.«
    Diese Logik wollte Emma nicht einleuchten. »Der springende Punkt ist, dass ich versucht habe, mein Versprechen zu halten, aber ich war dazu nicht in der Lage. Ich konnte einfach nicht. Also hat er mich bestraft.«
    Emma ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Ich habe gelogen«, fuhr sie eher zu sich als zu Katherine gewandt fort. »Ich habe Drew und mich selbst belogen.«
    Katherine lehnte sich vor und fragte sanft: »Warum taucht Drew wohl in deinem Traum auf, dem Traum von der Nacht, in der Darren starb?«
    »Damals habe ich auch gelogen«, murmelte Emma tonlos. »Ich habe mein Versprechen nicht gehalten und auf Darren achtgegeben. Deswegen haben wir ihn verloren. Papa und Bev haben sich verloren. Ich hatte geschworen, immer auf Darren aufzupassen, nie zuzulassen, dass ihm etwas geschieht. Aber ich habe mein Versprechen gebrochen, und niemand hat mich je dafür bestraft. Niemand hat mir die Schuld gegeben.«
    »Doch. Du selber. Hast du dir nicht selbst die Schuld gegeben? Dich selbst bestraft?«
    »Wenn ich doch nur nicht weggerannt wäre - er hat nach mir gerufen.« Für Bruchteile von Sekunden erinnerte sie sich an die Stimme, die sie verfolgt hatte, als sie die dunkle Diele entlanggeflohen war. »Er hatte solche Angst, und trotzdem

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