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Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
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verbissen wie sein Vater vor zwanzig Jahren. Wort für Wort war er die Akten durchgegangen, hatte jedes Foto Zentimeter für Zentimeter betrachtet und wieder und wieder die Vernehmungsprotokolle gelesen. Soweit es ihm möglich war, versuchte er sich an seinen Besuch in dem Haus, damals mit Emma, zu erinnern, und hielt sämtliche Einzelheiten gleichfalls schriftlich fest.
    Aufgrund der peinlich genauen Ermittlungen seines Vaters und Emmas Erinnerungsvermögens konnte er die Nacht von Darrens Tod im Geiste ziemlich genau nachvollziehen.
    Musik. Er dachte an die Beatles, die Stones, Janis Joplin, die Doors.
    Drogen. Alles von Gras bis hin zu LSD, großzügig geteilt.
    Unterhaltungen, Diskussionen, Klatsch. Gelächter. Politische Debatten. Über Vietnam, Nixon und die Frauenbewegung.
    Leute, die kamen und gingen. Einige waren eingeladen, andere tauchten einfach auf. Keiner achtete auf ein unbekanntes Gesicht. Förmliche Einladungen galten als spießbürgerlich. Das Leben stand im Zeichen von Frieden, Liebe und Gemeinschaftlichkeit. So schön sich das anhörte, für einen Cop Anfang der Neunziger war es frustrierend.
    Michael war im Besitz der Gästeliste, die sein Vater zusammengestellt hatte. Natürlich war diese beklagenswert unvollständig, aber dennoch ein Anfang. Tage hatte er damit verbracht herauszufinden, wo sich die auf der Liste erwähnten Leute in der Nacht von Jane Palmers Tod aufgehalten hatten. Sechzehn von ihnen, darunter alle vier Mitglieder von Devastation, ihr Manager und Bev McAvoy waren in London gewesen. Obwohl er sie am liebsten von der Liste der Verdächtigen gestrichen hätte, überprüfte Michael die Alibis sehr sorgfältig.
    Zwölf Namen hatte der Computer ausgespuckt. Sollte es tatsächlich eine Verbindung zwischen zwei Morden, die im Abstand von zwanzig Jahren begangen worden waren, geben, dann musste sie auf dieser Liste zu finden sein.
    »Damit kann man schon mal arbeiten.« Michael beugte sich über die Schulter seines Vaters, so dass sie beide den Ausdruck betrachten konnten. »Ich möchte da gerne ins Detail gehen und alle möglichen Verbindungen zwischen diesen zwölf Personen und Jane Palmer ausleuchten.«
    »Die McAvoys stehen auch auf deiner Liste. Du glaubst doch nicht etwa, dass sie ihren eigenen Sohn getötet haben?« »Nein. Es geht mir um den Zusammenhang.« Michael öffnete einen Ordner. Er hatte verschiedene Namen mit gestrichelten Linien verbunden, so dass das Ganze einem von Brian, Bev und Jane angeführtem Familienstammbaum glich. Darunter standen die Namen von Emma und Darren. »Ich habe das mit Hilfe der Verhör-Protokolle zusammengestellt. Nehmen wir mal Johnno.« Michael fuhr mit dem Finger eine Linie entlang. »Er ist Brians ältester Freund, sie haben die Band zusammen gegründet. Während ihrer gesamten langen Trennung von Brian ist er auch mit Bev in Kontakt geblieben. Und er kennt Jane am längsten.«
    »Was ist mit dem Motiv?«
    »Entweder Geld oder Rache«, erläuterte Michael. »Beides trifft zweifellos auf Jane Palmer zu, aber bei allen anderen auf der Liste können wir nur Vermutungen anstellen. Blackpool.« Michaels Finger bewegte sich weiter nach unten. »Zum Zeitpunkt von Darrens Tod war er nur ein Mitläufer. Sein großer Durchbruch kam erst Monate später, als er einen Song aufnahm, den Brian und Johnno geschrieben haben. Dann wurde Pete Page sein Manager.« Er zog die Linien nach, die Blackpool mit Brian, Johnno, Pete und Emma verbanden.
    »Kennt er die Palmer?« wollte Lou wissen.
    »Konnte ich noch nicht herausfinden.«
    Lou lehnte sich zurück und nickte beifällig. »Da stehen Namen auf deiner Liste, die sogar mir bekannt sind.«
    »Alle Größen des Rock 'n' Roll.« Michael, der auf der Kante seines Schreibtisches Platz genommen hatte, zündete sich eine Zigarette an. »Wenn man als Hauptmotiv für diese Entführung Geldgier unterstellt, dann sind die meisten Personen auf dieser Liste aus dem Schneider. Und hier kommt Jane ins Spiel. Wenn die Idee von ihr stammt, könnte sie Erpressung, Drogen, Sex oder irgend etwas sonst benutzt haben, um jemand anders unter Druck zu setzen und so über diesen Jemand an Brian heranzukommen, mit Umweg über Darren. Sie hat Emma einmal dazu benutzt, ihn zurückzugewinnen, und hat nur Geld bekommen. Aber sie wollte mehr. Und die beste Möglichkeit, es zu bekommen, führte über Brians Sohn.«
    Michael erhob sich und ging im Büro hin und her, während er den Faden fortspann. »Wenn sie ins Haus gelangt wäre, hätte

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