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Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Freien aufhalten, wenn das andere Fahrzeug hier auftauchte. Ohne an ihre Einkäufe zu denken, sprang sie aus dem Wagen und schrie vor Schreck auf, als sich eine Hand auf ihren Arm legte.
    »Lady!« Der junge Mann fuhr zurück und verlor beinahe das Gleichgewicht. »Was ist denn los?«
    »Was wollen Sie?«
    Regen tropfte von einer blauen Kappe auf eine platte, sommersprossige Nase. Die Augen waren nicht zu erkennen. »Ist das Ihr Haus?«
    Emma hielt die Schlüssel fest in der Hand. Besser als gar keine Waffe, dachte sie. »Warum?«
    »Ich habe hier drei Gepäckstücke, American Airlines Flug Nummer 457 aus New York, für Emma McAvoy.«
    Ihr Gepäck! Fast hätte sie laut gelacht. »Entschuldigung. Sie haben mich irritiert. Sie sind hinter mir hergefahren, seit ich den Supermarkt verlassen habe, und ich dachte schon, jemand verfolgt mich.«
    »Ich warte seit zehn Minuten hier«, korrigierte er und hielt ihr ein Klemmbrett unter die Nase. »Bitte hier unterschreiben.«
    »Aber...« Sie sah gerade noch ein Fahrzeug langsam auf das Haus zukommen. Die Person hinter dem Steuer war in dem dichten Regen nicht zu erkennen. »Es tut mir leid«, wiederholte sie. »Würden Sie bitte hier warten, bis ich meine Einkäufe ins Haus gebracht habe?«
    »Hören Sie mal, Lady, ich hab' noch mehr zu tun.«
    Emma zog einen Zwanziger hervor. »Bitte.« Ohne sein Einverständnis abzuwarten, ging sie zum Auto, um es auszuräumen.
    Im Haus angelangt überprüfte sie als erstes, ob alle Türen verschlossen waren. Das Kaminfeuer verbreitete ein beruhigendes Licht und gemütliche Wärme, so dass Emma bald davon überzeugt war, einen Fehler gemacht zu haben. Und als das andere Fahrzeug innerhalb der nächsten zwanzig Minuten nicht mehr auftauchte, war sie sich dessen ganz sicher.
    Das Kochen trug zu ihrer Entspannung bei, die Düfte, die aus dem Topf aufstiegen, die leise Musik. Draußen wurde es langsam dunkel, während der Regen immer noch unaufhörlich leise zur Erde fiel. Wieder vollkommen beruhigt, beschloss Emma, nach oben zu gehen und auszupacken.
    Das Geräusch eines Wagens, der draußen vorbeifuhr, schürte ihre Panik von neuem. Wie erstarrt blieb sie am Fuß der Treppe stehen und blickte aus dem dunklen Fenster. Bis dato war ihr noch gar nicht aufgefallen, welch leichtes Ziel sie in dem hell erleuchteten Haus bot. Bremsen quietschten, und eine Autotür fiel zu.
    Sie war gerade auf dem Weg zum Telefon, als sie Schritte vor der Tür hörte. Ohne zu zögern, lief sie zum Kamin und packte den Feuerhaken, der daneben lag. Besser als nichts.
    Sie war allein, und er wusste das, dachte Emma entsetzt, und nur, weil sie dumm genug gewesen war, bei voller Festbeleuchtung, ohne die Vorhänge zu schließen, im Haus herumgelaufen war. Da stand das Telefon. Sie würde Hilfe herbeirufen, und wenn die Hilfe nicht schnell genug eintraf, dann würde sie sich selbst helfen.
    Ihr Herz klopfte wie wild, als sie den Hörer abnahm.
    »Emma! Ich ertrinke hier draußen!«
    »Michael?« Der Hörer entglitt ihrer Hand und fiel zu Boden. Achtlos warf sie auch den Feuerhaken beiseite und stürzte zur Tür, um mit unsicheren Fingern aufzuschließen. Als sie die Tür geöffnet und sich in seine Arme geworfen hatte, lachte sie bereits wieder.

38
    Es trieb Emma zum Wahnsinn, dass sie immer noch ständig über ihre Schulter schaute, ohne sich dessen bewusst zu sein. Fast eine Woche war vergangen, seit sie in das Haus am Strand zurückgekehrt war - und seit Michael und Conroy inoffiziell bei ihr eingezogen waren. Ein Test, dachte sie manchmal, ein Test für die Zukunft, an die sie langsam wieder zu glauben begann. Mit Michael zu leben, ihr Bett und ihre Zeit mit ihm zu teilen, gab ihr kein Gefühl von Gefangenschaft, sondern von Normalität, ja fast von Glück.
    Doch trotz ihrer inneren Zufriedenheit meinte Emma immer noch, sie würde beobachtet. Meistens achtete sie nicht auf dieses Gefühl oder verdrängte es einfach, indem sie sich einredete, ihr seien wahrscheinlich wieder Reporter oder Fotografen auf den Fersen, die Material für einen Exklusivbericht benötigten.
    Diese Leute konnten sie und das, was sie mit Michael zusammen aufbaute, nicht berühren.
    Dennoch hielt sie die Türen verschlossen und Conroy immer dicht bei sich, wenn sie alleine war.
    Wie oft sie sich auch sagen mochte, dass sie Gespenster sah, sie fuhr fort, auf der Hut zu sein. Sogar wenn sie mitten im hellen Sonnenlicht den Rodeo Drive entlangging, kam es ihr so vor, als bohrten sich Augen in ihren

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