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Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
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darüber nachzugrübeln. Was er mit seinem eigenen Leben machte, ging mich natürlich auch nichts an. Dann hat Drew alles für mich geregelt. Ich war zu naiv, um mich um meine finanziellen Angelegenheiten, um meine Freunde oder meine Arbeit zu kümmern. Und ich war so daran gewöhnt, meine Wege vorgeschrieben zu bekommen, dass ich, ohne aufzumucken, alles mitgemacht habe. Jetzt soll ich wieder alles vergessen und mich an dich halten, damit du den großen Beschützer spielen kannst.«
    »Glaubst du, dass ich deswegen hier bin?«
    Sie drehte sich um. »Stimmt das denn nicht?«
    »Teilweise vielleicht.« Michael stieß genüsslich den Rauch aus, ehe er seine Zigarette ausdrückte. »Wenn man jemanden liebt, hat man automatisch den Wunsch, ihn zu beschützen. Trotzdem will ich nicht, dass du vergisst, was zwischen dir und Latimer vorgefallen ist. Ich will, dass du lernst, damit zu leben, aber du sollst es beileibe nicht vergessen.«
    »Das werde ich auch nicht.«
    »Ich auch nicht.« Michael stieg aus dem Bett und ging zu ihr hinüber. Der Regen klatschte immer noch gegen die Fenster, untermalt vom Heulen des Windes. »Ich werde nie vergessen, was er dir angetan hat. Und von Zeit zu Zeit werde ich mir wünschen, er wäre noch am Leben, so dass ich ihn eigenhändig ins Jenseits befördern könnte. Aber ich werde auch nie vergessen, dass du nicht aufgegeben hast. Du hast den Kampf aufgenommen, und du hast überlebt. Du und schwach?« Vorsichtig zeichnete er die feine Narbe an Emmas Kinn nach. »Glaubst du wirklich, ich halte dich für schwach? Ich habe gesehen, was er an diesem Tag mit dir gemacht hat. Das Bild werde ich für den Rest meines Lebens vor Augen haben. Du hast dich nicht unterkriegen lassen, Emma.«
    »Nein, und ich werde nie wieder zulassen, dass irgend jemand mein Leben kontrolliert.«
    »Ich bin nicht dein Vater!« Er spie die Worte förmlich aus. »Und ich bin nicht Latimer. Ich will dein Leben nicht kontrollieren, sondern daran teilhaben.«
    »Ich weiß selber nicht, was ich eigentlich will. Ich komme immer wieder zu dir zurück, und das erschreckt mich, weil ich nichts dagegen tun kann. Ich will nicht von dir abhängig sein, auch nicht gefühlsmäßig.«
    »Verdammt, Emma!« Als das Telefon klingelte, fluchte er.
    »Es ist für dich.« Emma hielt ihm den Hörer hin.
    »Ja?« Er griff nach seinen Zigaretten, hielt dann inne. »Wo? In zwanzig Minuten. Ja, gut.« Er legte auf und sah Emma an, wobei er bereits in seine Jeans stieg. »Ich muss weg.«
    Sie nickte nur. Es hatte Tote gegeben, das konnte sie ihm vom Gesicht ablesen.
    »Wir sind hier noch nicht fertig, Emma.«
    »Nein.«
    Er legte sein Halfter um. »Ich bin zurück, so schnell ich kann.«
    »Michael.« Instinktiv schlang sie die Arme um ihn. »Bis bald.«
    Als er fort war, hatte sie keine Lust mehr, ins Bett zu kriechen. Der Regen war jetzt so dicht geworden, dass sie das Meer kaum noch erkennen konnte, sondern nur noch das Donnern der Wellen hörte. Das graue Licht, verbunden mit dem monotonen Geräusch des Wassers, hatte etwas Beruhigendes. Es war kühl genug, um das Feuer im Kamin zu entzünden, und sowie es hell brannte, rief sie beim Flughafen an, um ihr Gepäck liefern zu lassen.
    Dann erst fiel ihr auf, dass sie zum ersten mal ganz allein im Haus war, in einem Haus, das ihr vielleicht bald gehören würde. Nachdem sie sich einen Tee aufgebrüht hatte, schlenderte sie langsam durch die Räume. Wenn sie das Haus kaufte, wäre eine Umgestaltung vonnöten. Der Raum über der Küche zum Beispiel konnte zu einem Studio ausgebaut werden. Das Licht dort war ideal - wenn die Sonne schien, natürlich.
    Im oberen Stockwerk lagen drei große, luftige Schlafzimmer, viel zuviel Platz eigentlich, doch ihr gefiel die Geräumigkeit des Hauses. Nachdenklich schaute sie auf die Uhr. Ein Anruf beim Makler könnte sich lohnen. Doch ehe sie den Hörer aufnehmen konnte, klingelte das Telefon.
    »Emma?«
    »Papa.« Sie ließ sich auf der Sofalehne nieder.
    »Ich wollte nur wissen, ob du gut angekommen bist.«
    »Alles in bester Ordnung. Wie geht's dir?«
    »Im Moment ist alles ein bisschen hektisch. Wir nehmen gerade die letzten Songs auf, aber es wird noch genug Zeit bleiben, um zu dir runterzukommen.«
    »Papa, ich habe gesagt, mir geht es gut. Es gibt wirklich keinen Grund, warum du die lange Reise machen solltest.«
    »Erstens möchte ich dich sehen, zweitens sind wir für drei Grammys nominiert.«
    Emma erhob keine weiteren Einwände. »Natürlich. Herzlichen

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