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Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
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beide ins Schwanken. Kühler Wein tropfte seinen Rücken hinunter, und Bev kicherte. »Vielleicht kannst du mich ja tragen«, schlug er vor. In dem Moment hörte er Emmas Schreie.
    Als er herumwirbelte, stieß er einen kleinen Tisch um. Von Drogen und Alkohol benommen, stolperte er, fing sich wieder und stürmte in die Halle, wo sich bereits eine kleine Menschenmenge versammelt hatte. Er drängte sich hindurch und sah ein zusammengekrümmtes Bündel Mensch am Treppenabsatz liegen.
    »Um Gottes willen, Emma!« Er hatte Angst, sie zu berühren. In ihrem Mundwinkel schimmerte Blut. Mit bebenden Fingern wischte er es fort und blickte auf, sah eine gesichtslose Menge, verschwommene Farben, konnte nichts klar wahrnehmen. Sein Magen verkrampfte sich, und der saure Inhalt stieg ihm die Kehle hoch.
    »Ruf einen Notarzt«, brachte er noch hervor, dann beugte er sich wieder über seine Tochter.
    »Nicht bewegen.« Mit kalkweißem Gesicht kniete sich Bev neben ihn. »Du solltest sie besser nicht bewegen. Wir brauchen eine Decke!« Einer der Umstehenden drückte ihr geistesgegenwärtig eine kleine afghanische Brücke in die Hand. »Sie kommt wieder in Ordnung, Bri.« Vorsichtig deckte Bev Emma zu. »Sie wird wieder gesund werden.«
    Brian schloss die Augen und schüttelte fassungslos den Kopf, als wolle er das furchtbare Bild vertreiben. Doch als er sie wieder öffnete, lag Emma immer noch leichenblass und leblos am Boden. Es war viel zu laut hier, die Musik schien von allen Seiten zu hämmern, und die flüsternden, tuschelnden Stimmen brausten um ihn herum. Da fühlte er eine Hand auf seiner Schulter, spürte einen raschen, aufmunternden Klaps.
    »Der Notarzt ist unterwegs«, teilte ihm P. M. mit. »Halt durch, Bri.«
    »Schmeiß sie raus«, flüsterte Brian und schaute hoch, direkt in Johnnos bleiches, zu Tode erschrockenes Gesicht. »Sorg dafür, dass alle hier verschwinden.«
    Johnno nickte und begann, die Leute hinauszudrängen. Die Tür stand weit offen, die Nacht war von hellem Scheinwerferlicht erleuchtet und von Sirenengeheul durchdrungen.
    »Ich gehe jetzt nach oben«, meinte Bev ruhig. »Ich erkläre Alice, was passiert ist, und sehe nach Darren. Wir fahren mit Emma ins Krankenhaus. Sie wird wieder gesund, Bri, ganz sicher.«
    Er konnte nur hilflos nicken und auf Emmas stilles, blasses Gesicht hinunterschauen. Obwohl er gerne ins Bad gegangen wäre und den Finger in den Hals gesteckt hätte, um seinen Körper von all den Chemikalien zu befreien, mit denen er sich die ganze Nacht vollgepumpt hatte, wagte er es nicht, Emma alleine zu lassen.
    Alles war wie ein Traum, dachte er, wie ein dumpfer, böser Traum. Doch er brauchte Emma nur anzusehen, um sich der Realität wieder allzu deutlich bewusst zu werden.
    Das Abbey Rcwd-Album lag noch immer auf dem Plattenteller, und ausgerechnet jetzt erklang das Stück, das einen hinterhältigen Mord zum Thema hatte. Maxwells Silberhammer fuhr nieder.
    »Bri.«Johnno klopfte ihm auf den Arm. »Geh bitte beiseite, damit man Emma versorgen kann.«
    »Wie bitte?«
    »Geh beiseite.« Johnno zog Brian behutsam hoch. »Die Männer müssen sich um sie kümmern.«
    Betäubt beobachtete Brian, wie die Sanitäter hereinkamen und sich über seine Tochter beugten. »Sie muss die Treppe heruntergefallen sein.«
    »Das wird schon wieder.« Johnno warf P. M. einen hilflosen Blick zu. »Kleine Mädchen sind viel zäher, als man denkt.«
    »Das stimmt.« Stevie, ein bisschen unsicher auf den Beinen, stand hinter Brian, beide Hände auf dessen Schulter gelegt. »Unsere Emma steckt doch so 'nen Sturz locker weg.«
    »Wir begleiten euch ins Krankenhaus.« Pete gesellte sich zu ihnen. Zusammen sahen sie zu, wie Emma vorsichtig auf eine Bahre gehoben wurde.
    Oben begann Bev zu kreischen... und schrie und schrie, bis das ganze Haus von ihren Schreien erfüllt war.

8
    Wenn Lou Kesselring schlief, schnaubte er wie ein angeschossener Büffel. Hatte er sich, bevor er zu Bett ging, noch ein, zwei Bier einverleibt, schnaubte er gar wie zwei angeschossene Büffel. Seine Frau, mit der er seit siebzehn Jahren verheiratet war, löste dieses nächtliche Problem mittels Oropax. Lou wusste, dass Marge ihn auf ihre ruhige, gleichbleibende Weise liebte, und er gratulierte sich zu seiner Voraussicht, vor der Hochzeit nicht mit ihr geschlafen zu haben. Sonst durchaus aufrichtig, hatte er doch dies eine kleine Geheimnis für sich behalten. Als Marge schließlich dahinterkam, steckte sein Ring bereits an ihrem

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