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Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
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und trank den letzten Schluck des kalten, bitteren Kaffees. »Sie sind noch nicht wiedergekommen. Sie konnten mir noch nichts Konkretes sagen. Ich kann Emma doch nicht auch noch verlieren!« Seine Hände zitterten so stark, dass er etwas Kaffee verschüttete. Johnno setzte sich neben ihn.
    »Emma ist zäh. Kinder fallen andauernd hin.« Er warf Lou einen wütenden Blick zu. »Können Sie ihn nicht endlich in Ruhe lassen?«
    »Nur noch ein paar Fragen.« Lou war an derartige Ausbrüche gewöhnt. »Ihre Frau, Mr. McAvoy, sie hat doch Ihren Sohn gefunden?«
    »Ja. Sie ist nach oben gegangen, als sie den Notarzt kommen hörte. Sie wollte nach Darren sehen... Wissen Sie, sie wollte sich vergewissern, dass er nicht aufgewacht war. Dann hörte ich sie schreien, nur noch schreien. Ich lief los. Ich fand sie in Darrens Zimmer, sie saß auf dem Boden und hielt ihn im Arm. Und sie schrie. Man musste ihr ein Beruhigungsmittel geben.«
    »Mr. McAvoy, sind Sie oder Ihre Familie jemals bedroht worden?«
    »Nein.«
    »Niemals?«
    »Nein. Nun, ab und zu kamen mal Drohbriefe, aber die betrafen meistens politische Dinge. Pete hat alles aufbewahrt.«
    »Wir brauchen alles, was innerhalb der letzten sechs Monate gekommen ist.«
    »Das ist ein ganz schöner Berg Post«, gab Pete zu bedenken.
    »Das kriegen wir schon hin.«
    Brian ignorierte sie beide und sprang auf, als der Arzt das Zimmer betrat. »Emma«, sagte er nur. Mehr brachte er nicht heraus.
    »Sie schläft jetzt. Sie hat eine Gehirnerschütterung, eine Fraktur am Arm und ein paar geprellte Rippen, aber keine inneren Verletzungen.«
    »Wird sie wieder gesund?«
    »Sie braucht in den nächsten Tagen noch intensive Pflege, aber ihre Aussichten sind sehr gut.«
    Jetzt erst begann Brian zu weinen, etwas, wozu er weder beim Anblick des leblosen Körpers seines Sohnes noch während der Wartezeit in dem grün gestrichenen Raum, getrennt von seiner Familie, fähig gewesen war. Heiße, befreiende Tränen quollen zwischen seinen Fingern hervor, als er das Gesicht mit den Händen bedeckte.
    Wortlos klappte Lou sein Notizbuch zu und hielt den Arzt zurück, der im Begriff war, den Raum zu verlassen. »Lieutenant Kesselring, Mordkommission.« Wieder zückte er seine Dienstmarke. »Wann ist die Kleine vernehmungsfähig?«
    »Nicht vor ein, zwei Tagen.«
    »Ich muss ihr so schnell wie möglich einige Fragen stellen.« Er reichte dem Arzt seine Karte. »Bitte verständigen Sie mich, sobald ich mit ihr reden kann. Was ist mit der Frau, mit Beverly McAvoy?«
    »Sie steht unter Beruhigungsmitteln. Innerhalb der nächsten zehn oder zwölf Stunden wird sie nicht zu sich kommen. Und selbst dann bin ich nicht sicher, ob Sie sie vernehmen können - oder ob ich gewillt bin, das zuzulassen.«
    »Rufen Sie mich an.« Lou warf noch einen Blick ins Wartezimmer. »Ich habe selbst einen Sohn, Doktor.«
    Furchtbare Träume quälten Emma. Sie wollte nach ihrem Papa und nach ihrer Mami rufen, aber ihr war, als ob sich eine schwere Hand über ihren Mund und ihre Augen gelegt hätte. Ein ungeheures Gewicht schien sie niederzudrücken.
    Das Baby schrie. Das Geräusch hallte in ihrem Zimmer, in ihrem Kopf wider, bis es ihr vorkam, als schrie Darren direkt in ihr selbst und suche sich zu befreien. Sie wollte, musste sofort zu ihm, aber rund um ihr Bett lauerten doppelköpfige Schlangen und knurrende, zischelnde Dinger mit schwarzen Fangzähnen, von denen der Seiber herabtropfte. Immer wenn Emma versuchte, aus dem Bett zu klettern, kamen sie näher, zischten, geiferten, grinsten böse.
    Wenn sie im Bett bliebe, wäre sie in Sicherheit. Aber Darren rief nach ihr.
    Sie- musste jetzt tapfer sein, mutig genug, um zur Tür zu laufen. Als sie losrannte, verschwanden die Schlangen. Der Boden unter ihren Füßen schien zum Leben zu erwachen, sich zu bewegen, zu vibrieren. Sie blickte über die Schulter zurück. Doch da war nur ihr Zimmer, voller Spielsachen, mit ordentlich auf den Regalen aufgereihten Puppen und der freundlich grinsenden Mickey Mouse. Während sie die Lampe betrachtet, verwandelte sich das Grinsen in ein tückisches Schielen.
    Sie rannte in die Diele, ins Dunkel.
    Musik erklang. Die Schatten schienen im Rhythmus zu tanzen. Sie hörte Geräusche. Atem, schweren, feuchten Atem, eine Art Knurren und die Bewegung von etwas Trockenem, Gleitenden auf dem Holz. Als sie in Richtung von Darrens Geschrei lief, spürte sie den heißen Atem auf ihren Armen und rasche, bösartige Kniffe an ihrem Knöchel.
    Die Tür war

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