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Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
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erneut an der Zigarette.
    »Ja.«
    »Ich bin Lieutenant Kesselring.« Lou präsentierte ihm seine Dienstmarke, doch Brian achtete nicht darauf und sah ihm weiterhin voll ins Gesicht. »Ich muss Ihnen einige Fragen stellen.«
    »Hat das nicht noch Zeit, Lieutenant?« Pete Page studierte die Dienstmarke mit hartem Blick. »Mr. McAvoy ist jetzt nicht in der Verfassung, Ihre Fragen zu beantworten.«
    »Es wäre für uns alle besser, wenn wir die Voruntersuchungen rasch hinter uns brächten.« Lou setzte sich und legte die Hände auf die Knie, nachdem er seine Marke wieder verstaut hatte. »Es tut mir leid, Mr. McAvoy. Ich respektiere Ihren Schmerz, aber ich will den Schuldigen zur Verantwortung ziehen.«
    Brian zündete sich eine neue Zigarette am Stummel der alten, an und blieb stumm.
    »Können Sie mir etwas über die Vorfälle des heutigen Abends sagen?«
    »Sie haben Darren umgebracht. Meinen kleinen Jungen. Aus dem Bettchen gezerrt und einfach auf dem Boden liegengelassen.«
    Todunglücklich griff Johnno nach seinem Kaffeebecher und wandte sich ab. Lou kramte einen Notizblock und einen frisch gespitzten Bleistift aus der Tasche.
    »Haben Sie eine Ahnung, wer dem Jungen etwas zuleide tun wollte?«
    »Nein. Jeder liebte Darren. Er ist so fröhlich, so lebenslustig.« Brians Hals war wie zugeschnürt, sein leerer Blick schweifte durch den Raum.
    »Ich weiß, wie schwer das alles für Sie ist. Erzählen Sie mir von heute abend.«
    »Wir hatten eine Party. Morgen fliegen wir alle nach New York, und da hatten wir diese Party gegeben.«
    »Ich brauche eine Liste aller Anwesenden.«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht kann Bev...« Er brach ab, da er sich daran erinnerte, dass sich Bev in einem der unteren Räume befand und unter schweren Beruhigungsmitteln stand.
    »Wir sollten gemeinsam schon imstande sein, eine ziemlich genaue Gästeliste aufzustellen«, warf Pete ein. Versuchsweise nahm er einen weiteren Schluck, doch der Kaffee brannte in seiner Kehle. »Aber ich kann Ihnen versichern, dass keiner von Brians Gästen zu so etwas fähig ist.«
    Genau das wollte Lou herausfinden. »War Ihnen jeder Partybesucher persönlich bekannt, Mr. McAvoy?«
    »Weiß ich nicht. Wahrscheinlich nicht.« Brian stützte einen Moment lang die Ellbogen auf die Knie, um die Hände fest gegen die Augen zu drücken. Der Schmerz tröstete ihn ein wenig. »Freunde und Freunde von Freunden und so weiter. Man öffnet die Tür, und die Leute kommen herein. Einfach so.«
    Lou nickte, ohne jedoch zu begreifen. Er dachte daran, wie Marge Partys organisierte. Die sorgfältige zusammengestellte Gästeliste, die detaillierte Planung und Überprüfung des Büfetts. Die Party zum Anlaß ihres fünfzehnten Hochzeitstages war so gründlich vorbereitet worden wie ein Staatsbankett.
    »Wir werden uns um die Liste kümmern«, entschied er. »Jetzt zu Ihrer Tochter. Emma, nicht wahr?«
    »Ja, Emma.«
    »Während der Party hat sie sich im Obergeschoß aufgehalten?«
    »Ja, sie hat geschlafen.« Seine Kleinen, sicher und behütet, von allem ferngehalten. »Sie haben beide geschlafen.«
    »Im selben Zimmer?«
    »Nein, sie haben jeder ein eigenes Zimmer. Alice Wallingsford, unsere Kinderschwester, war oben bei ihnen.«
    »Ja.« Man hatte Lou schon mitgeteilt, dass die Kinderschwester gefesselt, geknebelt und vollkommen verängstigt in ihrem eigenen Bett aufgefunden worden war. »Und die Kleine ist die Treppe heruntergefallen?«
    Brians Hand schloss sich krampfhaft um den Becher, bis sich seine Finger durch das Styropor bohrten. Kaffee ergoss sich aus den Löchern und floss auf den Boden. »Ich hörte sie nach mir rufen. Ich kam gerade mit Bev aus der Küche.« Glasklar erinnerte er sich an jenen kurzen, erregenden Kuss, den sie kurz vor Emmas Schrei ausgetauscht hatten. »Wir rannten sofort zu ihr, und da lag sie, am Fuß der Treppe.«
    »Ich sah sie fallen.« P. M.s rotgeränderte Augen zuckten. »Ich schaute hoch und sah sie stürzen. Es ging alles so schnell.«
    »Sie sagten, dass sie schrie.« Lou wandte sich wieder an P. M. »War das, ehe sie gefallen ist, oder danach?«
    »Ich... vorher. Genau, deswegen habe ich ja überhaupt hochgeschaut. Sie schrie, und dann hat sie wohl das Gleichgewicht verloren.«
    Lou machte sich eine Notiz. Er musste unbedingt mit dem kleinen Mädchen reden. »Ich hoffe, sie ist nicht allzu schwer verletzt?«
    »Die Ärzte.« Brians Zigarette war inzwischen verglüht. Er ließ sie in den Aschenbecher fallen, griff nach dem kaputten Becher

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