Naechtliches Schweigen
einem besonderen Stern.« Er streckte die Hand aus und zog eine Nadel aus ihrem Haar. Unfähig, sich zu rühren, stand sie da, wie ein Kaninchen, das vor der Schlange zittert. »Künstler sind auf bestimmte Weise miteinander verbunden.« Langsam entfernte er eine weitere Haarnadel. »Was verbindet uns, Emma?«
Wie hypnotisiert starrte sie ihn an, konnte keinen klaren Gedanken fassen. Als sie abwehrend den Kopf schütteln wollte, verlor er die Beherrschung und riß sie an sich, fuhr mit der Hand durch ihr Haar und preßte seinen Mund hungrig auf ihre Lippen.
Dann geschah etwas, wofür sie sich ihr Leben lang verachten würde: Sie wehrte sich nicht. Einen Moment lang empfand sie brennendes Verlangen. Durch ihr Verhalten angestachelt fuhr seine Zunge zwischen ihre geöffneten Lippen. Da er ihr protestierendes Stöhnen mit Leidenschaft verwechselte, glitten seine Hände unter ihr T-Shirt und fanden ihre Brüste.
»Nicht! Bitte nicht!«
Er lachte nur. Ihr angstvolles Zittern brachte sein Blut in
Wallung. Voll heißer Begierde drückte er sie an sich, bis sich ihre leise Gegenwehr in panischer Angst verwandelte.
»Laß mich los!«
Jetzt setzte sie sich mit aller Kraft zur Wehr, krallte die Nägel in seine Lederjacke, kratzte und trat nach ihm. Er stieß sie so brutal gegen die Wand, dass die Flaschen auf dem Regal zu klappern begannen. Wie ein in die Enge getriebenes Tier schlug sie um sich, versuchte zu schreien, aber ihre Stimme versagte. Seine Hände zerrten am Reißverschluss ihrer Jeans. Ihr keuchendes Schluchzen erregte ihn bis zum Wahnsinn.
Für einen Augenblick gab er sie frei, um seine Hose zu öffnen. Verzweifelt suchte sie nach einem Ausweg. Ihr Blick fiel auf eine große Papierschere, sie wirbelte herum und packte sie mit beiden Händen.
»Bleib mir vom Leib!« befahl sie laut. Ihre Stimme klang rauh, und die Hände, die die Schere hielten, flatterten.
»Was soll das?« Blackpool deutete den wilden Ausdruck in ihren Augen richtig. Sie würde erst zustechen und dann nachdenken. Also doch noch Jungfrau, kombinierte er schwer atmend. Nur zu gerne hätte er diesen Zustand geändert. »Verteidigst du deine Unschuld? Vor einer Minute noch warst du nur allzu bereit, sie wegzuwerfen.«
Emma schüttelte nur den Kopf und hob drohend die Schere, als er vorsichtig einen Schritt auf sie zukam. »Mach, dass du rauskommst. Lass dich hier ja nicht wieder blicken. Wenn ich das Marianne erzähle...«
»Du wirst ihr gar nichts erzählen.« Er lächelte, ein hinterhältiges, gemeines Lächeln. »Wenn du das tust, dann hast du eine Freundin weniger. Sie wird dir kein Wort glauben, sie vertraut mir nämlich. Aber dich wird sie keines Blickes mehr würdigen, wenn ich ihr erzähle, dass du mich verführen wolltest.«
»Du bist ein mieser, verlogener Bastard!«
»Ganz recht, Emmaschatz. Aber weißt du, was du bist? Eine frigide Zicke!« Etwas ruhiger griff er nach seinem achtlos beiseite gestellten Bier und nahm einen tiefen Schluck. »Und dabei wollte ich dir nur einen Gefallen tun. Du hast nämlich Probleme, Süße, und zwar ganz gewaltige, aber nichts, was nicht mit einer guten Nummer behoben werden kann.« Immer noch lächelnd begann er, langsam über seine Hose zu reiben. »Glaub mir, ich kann's dir gut besorgen. Frag mal deine Freundin.«
»Raus!«
»Aber davon hast du keine Ahnung, was? Ihr süßen kleinen katholischen Unschuldslämmchen seid doch alle gleich, nur die Sünde im Kopf. Aber ich weiß, was in dir vorgeht, wenn du Marianne und mich nachts hörst. Weiber wie du, die schreien geradezu nach einer Vergewaltigung, da können sie's genießen und sich dabei einreden, sie wären trotzdem noch rein und unberührt. Dabei bettelt ihr alle nach mehr!«
Emmas Blick folgte seiner streichelnden Hand, und sie wedelte erneut mit der Schere. »Wenn ich die hier benutzen muss«, warnte sie langsam, »dann singst du anschließend im Knabenchor.«
Befriedigt stellte sie fest, dass die Farbe aus seinem Gesicht wich. Ihre Worte hatten ihn in Wut, aber mit Sicherheit auch in Angst versetzt.
»Du miese Hure!«
»Besser eine Hure als ein Eunuch«, erwiderte Emma betont ruhig, obwohl sie fürchtete, dass ihr die Schere jeden Moment aus den kraftlosen Fingern gleiten würde.
Die Fahrstuhltüren öffneten sich, und beide zuckten zusammen.
»Emma!« erklang Mariannes fröhliche Stimme. »Emma, bist du da?«
Blackpool warf Emma einen tückischen Blick zu. »Ich bin hier, Schatz. Emma hat mir die Fotos gezeigt.«
»Ach,
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