Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Das Klicken des Auslösers riß ihn aus seiner Versunkenheit, und er blickte hoch.
    »Entschuldigung. Ich wollte Sie nicht stören.«
    Seine Augen, von demselben Goldton wie sein Haar, trafen die ihren und hielten sie fest. Das blasse, empfindsame Gesicht passte zu seiner Stimme, und die vollen, geschwungenen Lippen verzogen sich zu einem, wie sie meinte, schüchternen Lächeln.
    »Kein Mann würde sich nicht gerne von Ihnen stören lassen.« Abwesend zupfte er weiter an der Gitarre, während er sie betrachtete. Sie war ihm zuvor schon aufgefallen, und nun bot sich zum erstenmal die Gelegenheit, sie genauer anzusehen. Der nachlässig gebundene Pferdeschwanz betonte ihre klaren, feinen'Gesichtszüge. »Hi. Ich bin Drew Latimer.«
    »Hallo - ach ja, natürlich. Ich hab' Sie gar nicht erkannt.« Was sicherlich der Fall gewesen wäre, dachte Emma, wenn sie nicht von der Musik vollkommen gefangen gewesen wäre. Sie hielt ihm ihre Hand hin. »Sie sind doch der Leadsänger von Birdcage Walk. Mir gefällt Ihre Musik.«
    »Danke.« Er hielt ihre Hand fest, bis sie sich neben ihn kniete. »Ist das Fotografieren Ihr Hobby oder Ihr Beruf?«
    »Beides.« Unter seinem intensiven Blick beschleunigte sich Emmas Puls. »Hoffentlich nehmen Sie es mir nicht übel, dass ich einfach so eine Aufnahme von Ihnen gemacht habe. Ich hörte Sie spielen und ging der Musik nach.«
    »Ich bin froh, dass Sie das getan haben.« So viel hatte er eigentlich gar nicht sagen wollen. »Gehen Sie doch heute abend mit mir essen, dann können Sie noch hundert weitere Fotos schießen.«
    »Noch nicht einmal ich fotografiere beim Essen«, lachte sie.
    »Dann lassen Sie die Kamera zu Hause.«
    Sie wartete einen Moment, um sicherzugehen, dass ihre Stimme ihr gehorchte. »Ich muss noch arbeiten.«
    »Vielleicht zum Frühstück? Lunch? Auf einen Schokoriegel?«
    Kichernd erhob sie sich. »Ich weiß zufällig, dass Sie allerhöchstens Zeit für einen Schokoriegel hätten. Sie sind die Vorgruppe für Devastation morgen abend.«
    Er gab ihre Hand nicht frei. So einfach würde er sie nicht davonkommen lassen. »Anderer Vorschlag. Ich besorge Ihnen eine Eintrittskarte für das Konzert, und Sie gehen anschließend mit mir was trinken.«
    »Ich gehe sowieso zu dem Konzert.«
    »Gut. Wen muss ich also aus dem Weg räumen?« Drew hielt seine Gitarre in der einen und Emmas Finger in der anderen Hand. Sie bemerkte, dass sein Hemd bis zur Taille offenstand und helle, weiche Haut freigab. Mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung sprang er auf. »Sie werden mich bei meinem großen Auftritt doch nicht allein lassen? Ich brauche moralische Unterstützung.«
    »Sie sehen nicht so aus, als ob Sie die nötig hätten.«
    Als Emma sich losmachen wollte, verstärkte Drew seinen Griff. »Es klingt zwar banal, aber es ist die reine Wahrheit. Sie sind die schönste Frau, die ich je gesehen habe.«
    Geschmeichelt und verwirrt zugleich suchte Emma nach Worten. »Vielleicht sollten Sie häufiger ausgehen.«
    Er lächelte siegesgewiss. »Gute Idee. Wo würden Sie gerne hingehen?«
    Emma schwankte zwischen Panik und dem Wunsch zu lachen. Hinter der Bühne raschelte es, und man hörte Stimmengewirr. Die Musiker kamen zurück. »Ich muss jetzt wirklich gehen.«
    »Verraten Sie mir wenigstens Ihren Namen. Ein Mann sollte doch wissen, wer ihm das Herz gebrochen hat.«
    »Mein Name ist Emma. Emma McAvoy.«
    »Au weia.« Drew fuhr zusammen und ließ ihre Hand fallen. »Tut mir leid, ich hatte ja keine Ahnung. Jetzt stehe ich da wie ein Idiot.«
    »Wieso?«
    »Brian McAvoys Tochter, und ich mache ungeschickte Annäherungsversuche!«
    »So ungeschickt waren die gar nicht«, murmelte sie und räusperte sich, als sich ihre Blicke trafen. »Ich muss zurück. Es war... sehr nett, Sie kennengelernt zu haben.«
    »Emma.« Befriedigt bemerkte er, dass sie zögerte und sich dann umdrehte. »Vielleicht haben Sie während der nächsten zehn Wochen ja doch mal Zeit für besagten Schokoriegel.«
    »Wir werden sehen.« Mit einem Aufatmen ging Emma zur Bühne zurück.
    Kurz darauf erhielt sie ein mit einer rosa Schleife verziertes Milky Way, zusammen mit ihrem ersten Liebesbrief. Der Bote war schon längst wieder weg, als sie immer noch in der Tür stand und verzückt das Briefchen anstarrte.
    Emma,
    wenn wir erst mal in Paris sind, gebe ich mir mehr Mühe. Doch fürs erste eine kleine Erinnerung an unsere erste Begegnung. Ich werde an Sie denken.
    Drew
    Ein Schokoriegel! Über einen ganzen Korb voll Diamanten

Weitere Kostenlose Bücher