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Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
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hätte sie sich kaum mehr freuen können. Da niemand sie beobachtete; drehte sie lachend einige Pirouetten, schnappte sich dann aus einem Impuls heraus ihre Jacke und stürmte aus dem Haus.
    Wieder öffnete Alice die Tür, aber diesmal weinte sie nicht. Ihre Lippen krümmten sich nur leicht, als sie Emma ansah. »Du bist zurückgekommen?«
    »Ja. Hallo, Alice.« Emma musste sich zusammennehmen, um nicht vor Freude um sie herumzutanzen. Stattdessen gab sie ihrem überraschten früheren Kindermädchen einen Kuss auf die Wange. »Ja, ich bin wieder da. Ich wollte zu Bev. Ist sie zu Hause?«
    »Sie ist oben, in ihrem Büro. Ich sage ihr Bescheid.«
    »Danke.« Am liebsten hätte Emma laut gesungen. In ihrem ganzen Leben war sie noch nicht so glücklich gewesen. Wenn sich alle Verliebten so fühlten, dann hatte sie viel zu lange auf diese Erfahrung gewartet. In einer Bodenvase leuchtete ein Bouquet aus Narzissen und Hyazinthen. Emma beugte sich darüber und sog den süßen Duft ein.
    »Emma.« Bev, einen Bleistift hinter dem Ohr und eine große schwarzgefaßte Brille auf der Nase, eilte die Treppe herunter. »Ich bin so froh, dich zu sehen.« Sie schlang die Arme um das Mädchen und drückte es an sich. »Du hast mir ja gesagt, dass du nach London kommst, aber ich dachte, du hättest keine Zeit, um mich zu besuchen.«
    »Ich habe alle Zeit der Welt.« Emma fiel ihr strahlend um den Hals. »Ach, Mami, ist das nicht ein herrlicher Tag.«
    »Ich habe die Nase noch nicht zur Tür rausgestreckt.« Bev hielt sie auf Armeslänge von sich, und ihre Augen hinter der Lesebrille wurden schmal. »Du siehst aus wie eine Katze, die Sahne geschleckt hat. Was ist los?«
    »Sehe ich so aus?« Emma preßte die Hände an ihre Wangen. »Tatsächlich?« Lachend hakte sie sich bei Bev ein. »Ich musste mit jemanden reden, ich hab's einfach nicht mehr ausgehalten. Papa ist mit Pete und dem neuen Roadmanager unterwegs. Aber er wäre eh nicht der Richtige gewesen.«
    »Nein?« Bev nahm ihre Brille ab und legte sie auf den Wohnzimmertisch. »Wofür wäre er nicht der Richtige gewesen?«
    »Ich habe gestern jemanden kennengelernt.«
    »Jemanden?« Bev deutete auf einen Sessel und ließ sich dann selbst auf der Lehne nieder, während Emma ruhelos auf und ab ging. »Einen männlichen Jemand vermutlich.«
    »Einen wundervollen männlichen Jemand. Ich weiß, ich höre mich an wie eine Idiotin - wo ich mir doch immer geschworen habe, nie solchen Blödsinn von mir zu geben, aber er ist fantastisch, so süß und so witzig.«
    »Hat dieser fantastische, süße, witzige Mann auch einen Namen?«
    »Drew. Drew Latimer.«
    »Birdcage Walk.«
    Kichernd umarmte Emma Bev, ehe sie ihr nervöses Hin und Her wieder aufnahm. »Du bist auf dem laufenden.«
    »Natürlich.« Bev runzelte einen Augenblick die Stirn, dann schalt sie sich eine zimperliche Närrin, weil Emmas Affäre mit einem Musiker sie beunruhigte. Ein Esel schimpft den anderen Langohr, dachte sie reuevoll. »Sieht er in natura so gut aus wie auf den Fotos?«
    »Besser.« Emma erinnerte sich an sein Lächeln, an den warmen Ausdruck seiner Augen. »Wir sind hinter der Bühne regelrecht zusammengerasselt. Er hat auf dem Boden gesessen, Gitarre gespielt und gesungen, wie Papa das manchmal macht. Wir haben uns unterhalten, und er hat mit mir geflirtet. Ich fürchte, ich habe nur Unsinn geredet.« Sie zuckte die Achseln. Unsinn oder nicht, sie wollte jedes einzelne Wort im Gedächtnis behalten. »Und das Allerbeste war, er kannte mich nicht. Er hatte nicht die geringste Idee, wer ich bin.«
    »Macht das einen Unterschied?«
    »Und ob. Er hat sich gefreut, mich zu sehen, verstehst du? Mich, und nicht Brian McAvoys Tochter. Jeder, mit dem ich bislang ausgegangen bin, war im Grunde genommen an Papa interessiert oder wollte wissen, wie man sich als Brian McAvoys Tochter so fühlt. Aber Drew hat mich zum Essen eingeladen, ohne zu wissen, wer ich bin. Es hat ihn nicht interessiert. Und als ich es ihm gesagt habe, da war er, na ja, ein bisschen verlegen. Ich fand seine Reaktion einfach süß!«
    »Bist du mit ihm ausgegangen?«
    »Nein, ich war so durcheinander, und außerdem hatte ich ein bisschen Angst. Aber heute hat er mir geschrieben. Und - ach, Mami, ich kann es kaum erwarten, ihn wiederzusehen. Ich wünschte, du könntest heute abend dabeisein.«
    »Du weißt, dass das nicht geht, Emma.«
    »Ja, ja, ich weiß.« Emma holte tief Atem. »Ich hab' mich noch nie so gefühlt. Irgendwie...«
    »Ganz leicht im Kopf

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