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Nahe Null: [gangsta Fiction]

Nahe Null: [gangsta Fiction]

Titel: Nahe Null: [gangsta Fiction] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Dubowitzki
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kollektive Ausführung der Euthanasie. Aber die Menschen sprachen im Gegenteil nur ungern über diese Dinge und stürzten sich seelenruhig in den abstumpfenden Kampf gegeneinander. Häuften belanglose Angelegenheiten und hohle Aktivitäten auf. Und Berge geschändeter Körper. Nur um sich hinter ihnen vor der Angst zu verkriechen. Ergeben zu warten, sich nicht anmerken zu lassen, dass es ihnen graute; mutig Nichtigkeiten zu erörtern, wie in der Schlange beim Zahnarzt oder beim Proktologen, wo jeder sich geniert und Angst hat, doch je schneller die Schlange vorankommt, desto munterer wird darüber geredet, wer wo Urlaub gemacht hat, ob es Krieg mit den Eskimos geben wird oder ob man an diesem Abend in diversen Klubs tanzen gehen und morgen Nachmittag in aller Ruhe ins IPO einsteigen kann.
    Aber nicht davon wollte ich reden, sondern von den Blumen, den Blumen. Verdammt, ich kann mich nicht einmal richtig ausdrücken. Kurz, ich begann, auf alles zu schimpfen und verkehrt herum zu leben. Aus Protest. Also, es ist üblich, Frauen Blumen zu schenken, und sie mögen das, also werde ich nie jemandem Blumen schenken. Auch heiraten ist Sitte, geduldig nervt die Frau ihren Mann, der Mann seine Frau, die Kinder nerven alle beide und beide wiederum die Kinder. Von allen Gefühlen, die die Ehe so mit sich bringt, ist das wichtigste die Schuld. Nein, dachte ich, sobald ich das bemerke - Scheidung. Und keine normale Arbeit. Und keine Kindheitsfreunde. Keine modischen Bücher. Keine gesellschaftlichen Meinungen, keine Trinksprüche auf die Gesundheit, keine verbreiteten Vorurteile. Unter uns, auch als ich zum ersten Mal tötete, den Alten damals, habe ich das getan, um nicht zu sein wie alle. Erst später habe ich erfahren, dass das alle machen. Zumindest viele. Wenn nicht eigenhändig, dann leben sie von denen, die es eigenhändig tun, oder pflegen unter deren Schutz ihren Humanismus.
    So viele Jahre habe ich verkehrt herum gelebt und erst jetzt begriffen, dass es nicht um Protest geht, dass nicht der Teufel des Widerspruchs mich reitet. In Wirklichkeit verstehe ich lediglich, dass die üblichen Straßen, die Wege, auf denen sich Menschenmengen entlangwälzen, die Trajektorien sind, die auf bekannten Umlaufbahnen zum Tod führen. Mit Sicherheit. Ob du Buchhalter bist, Minister, Philatelist, Militär, Schornsteinfeger oder Schriftsteller. Ob du häusliche Behaglichkeit schätzt, Preference am Samstag, Fußballgeschwätz, Urlaube im August, Beförderungen. Ob dir nahegeht, was >Fürstin Marja Alexejewna sagen wird<, dir das Lob deines Chefs wichtig ist, die Bewunderung deiner Geliebten. Bist du mit zwanzig Student, mit dreißig ein junger Spezialist, mit vierzig ein energischer Boss, mit fünfzig ein hochgeachteter Leiter, mit sechzig ein Räsoneur und Lehrer, mit siebzig ein verehrter Possenreißer und mit achtzig auch noch irgendetwas Anständiges, dann bist du ein glücklicher Mensch. Läuft nicht alles so glatt oder ganz und gar nicht glatt, aber im selben Koordinatensystem, bist du unglücklich. Die Glücklichen wie die Unglücklichen sind sterblich. Das heißt, alle bekannten Strecken führen in den Abgrund.
    Also handelte ich entgegengesetzt und wollte nicht sein wie alle, allein deshalb, weil ich, wenn ich lebte wie alle, auch würde sterben müssen, denn alle, die lebten wie alle, starben. Wenn ich nicht lebte wie alle, würde ich das vielleicht nicht müssen. Das war nicht erwiesen, aber immerhin eine Hoffnung. Vielleicht führte ja ein Weg, den noch niemand gegangen war oder den es noch gar nicht gab, am Tod vorbei. Vielleicht war das Nichtsein nur eine Grube, die sich umgehen ließ. Oder ein Berg - dann gab es einen Pass. Oder ein Komet, dann gab es einen anderen Himmel. Vielleicht nimmt sich jede neue Generation nur deshalb vor, die Welt umzumodeln und anders zu leben als die Väter, um zum Licht zu gelangen, um nicht wie sie in die Finsternis zu gehen. Geh nicht den Weg, den alle gehen, denn dort bist du garantiert verloren. Geh den Weg, den kaum jemand geht oder gar niemand - wer weiß, vielleicht bringt er dich dorthin, wo es keine Zeit mehr gibt. Wo immer Licht herrscht.
    Darum habe ich nie jemandem Blumen geschenkt. Und darum fliege ich morgen nach Karagly, zu deinem Struzki, direkt in die Fänge der Chasaren. Quia absurdum.
    Plaksa hat mich verlassen, ja, sie hat mich nie geliebt, mich betrogen, mich nie im Geringsten geschätzt. Ich hasse sie und halte diesen meinen Hass manchmal für Liebe, so stark ist er, so

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