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Nahe Null: [gangsta Fiction]

Nahe Null: [gangsta Fiction]

Titel: Nahe Null: [gangsta Fiction] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Dubowitzki
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stark. Es gibt keinen einzigen vernünftigen Grund, ein Risiko einzugehen, um sie zu retten oder sie zu rächen. Das stimmt alles, das alles ist wahr, aber genau darum - nicht wie alle, unvernünftig, unverzüglich - auf nach Karagly!«
    Jegor verstummte, und daran, wie klingend das Echo seines letzten Wortes in seinem Kopf widerhallte, erkannte er, dass er in seiner Erregung sehr laut gesprochen hatte. Verständnislos sahen ihn an: die errötete Jana; die benachbarten Berühmtheiten, die für die draußen vorm Fenster stehenden Paparazzi posierten; die Kellner, die dort erstarrt waren, wo Jegors Rede sie erwischt hatte, der eine mit einem Tablett, der nächste mit einer Rechnung, der dritte einfach so, alle mit offenem Mund; der Sommelier, der eine Gruppe Rabbiner zum Petrus überreden wollte; der Barkeeper, der für einen namhaften Radiomoderator mit seinen langen Fingern Eiswürfel, zerstampfte Minze, Limonenschnitze und Zitronenschale in den Cocktail tat und das Ganze schließlich mit einem Berg braunen Zuckers überhäufte; die blutjungen Lehrerinnen, die einen Minikredit zum Aufbau eines kleinen Unternehmens aufgenommen, einen Teil davon in Gesichtsbemalung und auffällige Blusen investiert und den Rest für die Bezahlung der Rechnung zurückgelegt hatten, falls aus dem Geschäft nichts werden sollte, und nun zum ersten Mal zwecks Ausübung von Kleinprostitution und Selbst-Zuhälterei (ohne dass sie dies als juristische Person registrieren ließen) hergekommen waren; und alle übrigen Gäste des Almasny, die aufgehört hatten zu kauen und, die Augen auf Jegor gerichtet, erstarrt waren und zu rufen schienen: Na, das ist ja eine schöne Bescherung!
    »Der Kerl legt ja los«, wunderte sich ein Unbekannter rechts. Von der Bar her ertönte anonymer Solo-Beifall, der jedoch sofort wieder abbrach. In einer entfernten Ecke wieherte jemand mit armenischem Akzent los. Die Rabbiner lehnten den Petrus ab. Die Kellner kamen in Bewegung. Abdallah schluchzte auf. Der Radiomoderator setzte sich zu den Lehrerinnen. Die Celebreties und Models plapperten drauflos, wer wo Urlaub gemacht hatte und wo er in diesem Monat Urlaub machen würde, wo im nächsten und ob man die Nanny, die Leibwächter und Köche mit in die Karibik, mit nach Sardinien nehmen sollte oder ob es besser und billiger sei, an Ort und Stelle Einheimische zu engagieren, usw. usw. usw.
    Jegor und Jana verließen das Restaurant. Sie rannten fast die Straße entlang, keuchend vor Begehren. Als sie sich im Lift verriegelten, waren sie schweißnass, als hätten sie sich unterwegs bereits geliebt. Sie zogen sich sofort aus, nicht viel, nur so weit, dass er in sie eindringen konnte. Zusammengeschweißt fuhren sie hoch zu seiner Wohnung. Ohne sich voneinander zu lösen, suchten sie nach dem Schlüssel, öffneten die Tür, purzelten in den Flur. Sie zogen sich ganz aus und klatschten so lange und süß gegeneinander, dass Jegor ebenfalls der Gedanke kam, dass er ihr nicht zufällig Blumen geschenkt hatte. Als sie fertig waren, wollte er zu ihr schon etwas sagen wie »ich liebe dich«, doch sie sprang auf, als hätte sie sich verbrüht: »O Gott, wir haben Abdallah im Restaurant vergessen.« - »Nicht wir - du. Beruhige dich, er läuft schon nicht weg, ich rufe an.« Jegor wählte die Nummer des Restaurants. »Alles okay. Er ist noch dort, sitzt da und frisst kein Brot. Entschuldige. Sie sagen, sie können ihn nach Hause bringen, und wir sollen dazu noch eine Torte bestellen oder ein Buffet für zwei. Wohin sollen sie ihn bringen, die Adresse?« - »Ich hole ihn selbst ab.« - »Die Adresse.« Jana nannte sie. »Aber sie haben doch keinen Schlüssel, und es ist keiner da, der aufmacht, ich hab doch gesagt, ich hatte heute keinen, bei dem ich ihn lassen konnte.« Jegor, allmählich etwas gereizt, schlug vor: »Wir lassen den Kellner herkommen, geben ihm den Schlüssel, sie liefern ihn nach Hause und bringen den Schlüssel hierher zurück. Eine, anderthalb Stunden alles in allem.« - »Nicht nötig, es reicht.« Jana zog sich in soldatischem Tempo an, schniefte ganz unmilitärisch und verschwand, heftig gegen die Tränen anzwinkernd. Jegor ging ins Internet, um nachzusehen, was für Wetter in Karagly herrschte und wie man am schnellsten hinkam.
     

33
    Aus dem schnell hereingebrochenen warmen und nicht sehr schwarzen Dunkel drang Antonina Pawlownas Stimme herauf. Mit dieser Stimme hatte sie an Sommerabenden mit der Nachbarin geschwatzt. Herd und Lampe wurden ausgeblasen, und

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