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Nahkampf der Giganten

Nahkampf der Giganten

Titel: Nahkampf der Giganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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sich etwas, und er sah zwei Gestalten an Deck kommen und nach Lee hinübergehen. Die eine war Cheney, fest in ihren langen Mantel gehüllt, die Kapuze überm Haar; die andere war ihr Bruder, der beim Dinner in der Offiziersmesse als Begleitung fungiert hatte; vermutlich war er über die plötzliche Beliebtheit, die ihm die Anwesenheit seiner Schwester verschaffte, höchst erfreut.
    Seton erblickte den einsamen Bolitho und sagte rasch: »M-muß gehen. H-hab’ in einer Stunde W-wache!« Er verschwand eiligst unter Deck, und das Mädchen wandte sich um. Bleich hob sich sein Gesicht vor der dunklen See ab. »Gute Nacht, Captain!« Sie hob flüchtig die Hand und stützte sich dann gegen den Mast, denn die
Hyperion
nahm eben wieder eine steil anrollende Welle. »Das war ein sehr netter Abend.«
    Sie wandte sich zur Kampanje, doch Bolitho rief rasch: »Äh – Miss Seton!« Sie hielt inne und drehte sich wieder um. »Ich, äh, fragte mich gerade, ob Sie sich in der Kajüte auch wohl fühlen?«
    In der Dunkelheit leuchtete ihr Lächeln auf. »Danke sehr, Captain, durchaus.«
    Bolitho fühlte, daß er tatsächlich rot wurde, und geriet in Wut über seine eigene Dummheit. Was hatte er sich bloß dabei gedacht?
    Doch sie fuhr gelassen fort: »Fast tut es mir leid, daß wir bald am Ziel sein werden.«
    Zögernd ging Bolitho über das trennende Deck zu ihr hinüber und sagte: »Darüber habe auch ich mir schon Gedanken gemacht. Cozar ist eigentlich kein passender Ort für ein Lady.«
    »Ich weiß, Captain.« In ihrer Stimme lag weder Zurückweisung noch Feindseligkeit.
    Dalby kam rasch übers Deck und starrte die beiden verwundert an. »Brassen zur Nacht gesichert, Sir«, meldete er.
    Wütend fuhr Bolitho herum. »Verschwinden Sie, Mr. Dalby!« knurrte er und wandte sich wieder dem Mädchen zu. Es hielt die Hand vor den Mund und schüttelte sich vor unterdrücktem Lachen.
    »Der Arme! Sie haben ihn zu Tode erschreckt!« Doch gleich nahm sie sich wieder zusammen. »Ich kann mir nicht vorstellen, warum Ihre Leute Sie so mögen. Sie sind doch furchtbar streng!«
    Bolitho wußte nicht, was er sagen sollte. »Ich wollte ihn nicht…« setzte er an, doch kam er sich so blöd vor, daß er mit verlegenem Grinsen abbrach. »Bitte um Entschuldigung, Miss Seton«, brachte er schließlich zustande, »ich will versuchen, mich zu bessern.«
    Sie nickte nur. »Dann gehe ich jetzt in meine Kajüte, Captain«, sagte sie.
    Bolitho folgte ihr einen halben Schritt. »Vielleicht könnten wir gelegentlich zusammen essen?« Er war furchtbar verlegen, und um es noch schlimmer zu machen, war er sich dessen auch bewußt.
    »Vielleicht noch bevor wir in Cozar sind?«
    Einen gräßlichen Augenblick dachte er, sie würde ihren Sieg dadurch krönen, daß sie so tat, als habe sie nichts gehört. Doch dann blieb sie, anscheinend nachdenklich, neben dem Ruder stehen.
    »Das wäre sehr nett, Captain. Ich will es mir morgen überlegen.« Und damit verschwand sie. Mit Augen, die wie helle Glasmurmeln glitzerten, starrten die beiden Rudergasten ihren völlig verwirrten Kommandanten an.
    Bolitho war das gleichgültig. Er freute sich über alle Maßen; und was irgendeiner seiner Leute von ihm denken mochte, kümmerte ihn in diesem Moment merkwürdigerweise überhaupt nicht.
    Am nächsten Morgen war Bolitho schon sehr früh auf und hatte sich besonders sorgfältig rasiert und gekleidet. Das war allerdings nichts Ungewöhnliches; denn obwohl er Sonnenuntergänge auf See liebte, faszinierte und belebte ihn die Morgenfrühe noch mehr. Die Luft atmete sich frischer, und die See war in der bleichen Morgensonne noch ohne jede Bösartigkeit.
    Er ging aufs Achterdeck und postierte sich an der Reling. Geschäftig liefen die Matrosen auf dem Oberdeck hin und her, arbeiteten mit Schwabber und Bimsstein und übertönten mit ihren vergnügten Zurufen das stete Klappern der Lenzpumpe.
    Rooke hatte, während Bolitho sich rasierte, um Erlaubnis ersucht, die Bramsegel zu setzen, und der Anblick der schimmernd weißen Leinwand hoch oben erfüllte ihn gerade heute mit besonderer Freude. Überhaupt war er hochzufrieden. Das Schiff benahm sich ausgezeichnet, und die Männer waren viel vergnügter als früher. Beim Gedanken an den Vorabend empfand er allerdings kurz eine schmerzliche Ungewißheit. Das Mädchen würde das Schiff sehr bald verlassen. Hoffentlich ging diese neue Atmosphäre von Kameradschaft und Zusammengehörigkeit nicht mit ihm von Bord.
    Aber er wußte genau, daß er mit

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