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Nahkampf der Giganten

Nahkampf der Giganten

Titel: Nahkampf der Giganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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empfinden.
    Die Minuten zogen sich hin. Im Vorschiff wurden acht Glasen angeschlagen: Wachwechsel.
    Allday kam übers Achterdeck. »Sie haben noch nicht gefrühstückt, Captain«, sagte er besorgt.
    »Hab’ keinen Hunger«, erwiderte Bolitho achselzuckend. Er schimpfte nicht einmal mit Allday, weil dieser ihn beim Nachdenken gestört hatte.
    Eine volle Stunde verstrich, bis die Bramsegel der Schaluppe wieder an der sich nun schärfer abzeichnenden Kimm auftauchten. Caswell enterte in den Großmast auf und balancierte geschickt das leichte Rollen des Schiffes aus.
    »Signal von
Snipe,
Sir.« Er rieb sich die tränenden Augen und versuchte es noch einmal. »Ich kann es nicht genau ausmachen.« Beinahe wäre er abgestürzt, denn ein paar unregelmäßige Wellen hoben die
Hyperion
an. Dann rief er: »Signal lautet: ›Feind in Sicht‹, Sir.«
    Bolitho nahm die Meldung seltsam unbewegt entgegen. »Na schön«, sagte er nur. »Signal an Geleitzug: ›Feind in Sicht – Klar Schiff zum Gefecht‹.«
    Rooke starrte ihn verwundert an. »Aber, Sir, vielleicht wollen sie uns gar nicht angreifen.«
    »Die sind nicht so weit gesegelt, um uns guten Tag zu sagen, Mr. Rooke«, erwiderte er schneidend. Drüben auf der
Justice
wurde es plötzlich lebendig, als die neuen Signale auswehten. »Nein, sie sind hinter den Transportern her.«
    Er blickte sich um: alle Männer auf dem Deck, dessen Planken vom Reinschiff noch naß waren, standen reglos und sahen voller Spannung zu ihm auf. Hier wie auf den anderen Schiffen erwartete man seine Befehle. Gelassen sagte er: »Mr. Rooke, lassen Sie ›Klar Schiff zum Gefecht‹ anschlagen!«
    Zwei kleine Trommeljungen der Marine-Infanterie rannten zum Backborddecksgang, stülpten sich ihre schwarzen Tschakos auf, hängten sich die Trommeln um und nahmen die Schlegel zur Hand. Das ganze Schiff hielt den Atem an, als die beiden, die Gesichter vor Konzentration verzerrt, ihren Wirbel schlugen. Auch die
Harvester
und die beiden Transporter nahmen das Signal auf.
    Bolitho zwang sich, bewegungslos an der Reling stehenzubleiben, während die Matrosen an Deck strömten und die MarineInfanteristen, deren Uniformen in der stärker werdenden Morgensonne so rot wie Blut leuchteten, achtern und oben in den Toppen Stellung bezogen. Unter Deck zeigten dumpfe Hammerschläge beim Abbau der Zwischenwände und sonstige Geräusche, daß das Schiff von einem schwimmenden Heim zu einer tödlichen Waffe umgewandelt wurde. Wieder blickte er auf die ruhige See, aber sie tröstete ihn wenig. Der Morgen war ihm schon verdorben gewesen, ehe die
Snipe
ihre Meldung gemacht hatte.
    Rooke faßte an den Dreispitz. Er schwitzte mächtig. »Schiff ist klar zum Gefecht, Sir.« Dabei fiel ihm wohl ein, daß Bolitho früher nie mit der Zeit zufrieden gewesen war, und er fügte hastig hinzu: »In weniger als zehn Minuten diesmal, Sir.«
    »Gut«, nickte Bolitho ernst.
    »Soll ich Befehl zum Laden geben, Sir?«
    »Noch nicht.« Jetzt endlich fiel ihm sein Frühstück ein, und er verspürte heftigen Hunger. Bestimmt würde er keinen Bissen essen können, aber mit irgend etwas mußte er sich beschäftigen. Er blickte auf das zwischen den Stagsegeln durchscheinende Sonnenlicht und bekam plötzlich Angst. Vielleicht war er heute abend schon tot. Oder er krümmte sich, was noch schlimmer wäre, schreiend unter dem Messer des Schiffsarztes. Hastig leckte er sich die trockenen Lippen und sagte zu den Offizieren: »Sie haben alle gefrühstückt, ich noch nicht. Ich bin im Kartenraum, wenn Sie mich brauchen.« Damit wandte er sich um und schritt langsam zum Niedergang.
    Gossett sah ihm nach und flüsterte bewundernd: »Habt ihr das gesehen, Jungs? Eiskalt wie der Polarwind ist unser Cap’n!«

Wie eine Fregatte
    Midshipman Piper lugte in den Kartenraum, wartete einen Moment, bis er wieder bei Atem war, und meldete: »Empfehlung von Mr. Rooke, Sir: Feind ist jetzt in Sicht.«
    Mit betonter Gelassenheit hob Bolitho den Becher zum Mund und nippte. Natürlich war sein Kaffee eiskalt.
    Ebenso gelassen fragte er: »Und, Mr. Piper? Weiter nichts?«
    Der Knabe schluckte heftig. Er konnte sich kaum vom Anblick seines Kommandanten losreißen, den es überhaupt nicht zu berühren schien, daß die Gefahr plötzlich so nahe gerückt war.
    »Drei Segel, Sir. Zwei Fregatten und ein größeres Schiff.«
    »Ich komme gleich.« Er wartete, bis der Junge hinausgeeilt war, und schob dann das unberührte Frühstück vom Tisch. Mit einem Blick auf die Seekarte wurde

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