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Nahkampf der Giganten

Nahkampf der Giganten

Titel: Nahkampf der Giganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Pferdeknecht im ›Goldenen Löwen‹ in Plymouth, habe aber bei Captain Turner angeheuert, um meinem Vaterland besser zu dienen.« Doch da fiel sein Blick auf den Stoß Papiere auf Bolithos Tisch, und er sprach hastig weiter: »Also – ich hatte ein bißchen Ärger mit einem Zimmermädchen, Sir. Da war’s schon besser so.«
    Bolithos Lächeln wurde breiter. Anscheinend fürchtete Gimlett, sein früherer Herr könnte irgendwo den wahren Grund seines Anheuerns schriftlich niedergelegt haben. »So waren Sie also mit Captain Turner nur in Westindien? Und nicht mit ihm an Land, bei ihm zu Hause?« Diese letzte Frage stellte er, weil Gimlett ihn so verständnislos ansah.
    »Nein, Sir.« Seine Augen huschten durch die geräumige Kajüte.
    »Dies hier war sein Zuhause, Sir. Er hatte keine Familie, bloß das Schiff.« Wieder schluckte er, als habe er schon zuviel gesagt.
    »Kann ich abräumen, Sir?«
    Bolitho nickte nachdenklich und trat wieder ans Fenster. Das war die bisher beste Erklärung. Unter Turner war die
Hyperion
eine schwimmende Behausung geworden, eher ein Lebensraum als ein Kriegsschiff. Und ihre Besatzung, seit drei Jahren ohne Feindberührung oder sonstige große Härten fern von England, war vermutlich ebenso unvorbereitet auf die Anforderungen, die Blockade und Krieg an sie stellen würden.
    Zweimal im Lauf des Tages war Quarme, der Erste Offizier, bei Bolitho gewesen, um zu melden, wie es voranging. Auf Bolithos beiläufige Fragen hatte er mehr oder weniger zugegeben, daß Turner zwar ein guter Kapitän gewesen war, aber keine Initiative entwickelt hatte. Jedoch war es schwierig herauszufinden, was Quarme wirklich dachte. Er war achtundzwanzig Jahre alt, ruhig, verschlossen, und machte den Eindruck eines Mannes, der auf seine Chance wartete. Daran mochte er durchaus recht tun – überall wurden Schiffe in Dienst gestellt, und es gab bereits Ausfälle durch Tod und Verwundung. Wenn nichts dazwischenkam, konnte Quarme noch in diesem Jahr ein eigenes kleines Kommando erhalten. Bolitho war zuerst stutzig geworden, weil Turner keine Beurteilung des Leutnants hinterlassen hatte, die ihn für dergleichen qualifizierte. Inzwischen aber hatte er sich ein Bild von seinem Vorgänger gemacht, und es begann ihm zu dämmern, daß Turner wahrscheinlich gewünscht hatte, das Schiff und alles an Bord, einschließlich der Offiziere, möge so bleiben, wie es war. Eine einleuchtende, aber egoistische Haltung.
    Es gab noch einen weiteren Faktor in Turners Persönlichkeit, der ihm zu schaffen machte. Unter den privaten Papieren, die Quarme nach Turners Tod geöffnet hatte, fand sich so etwas wie ein Testament. Es enthielt ein paar Legate an einige entfernte Verwandte – aber was Bolitho auffiel, war das sauber geschriebene Kodizill am Schluß: »… und dem nächsten Kommandanten dieses Schiffes hinterlasse und vermache ich alle meine Möbel und Ausrüstungsgegenstände, meinen Weinvorrat und meine persönliche Habe in der aufrichtigen Hoffnung, daß er alles auch weiterhin zu seinem und des Schiffes Nutzen verwenden möge.«
    In der Tat ein merkwürdiges Vermächtnis. Erst wollte Bolitho alles durch Allday einpacken und in die Garnison bringen lassen. Aber dann hatte er es sich anders überlegt, denn in seiner Ungeduld, zur
Hyperion
zu stoßen, hatte er England in höchster Eile verlassen und führte – abgesehen von seinen Uniformen und einigen wenigen privaten Habseligkeiten – nichts mit sich, was das Leben an Bord eines Linienschiffes erleichtern konnte. Nun, während er sich in der großen Kajüte umsah, war er doch nicht ganz mit dieser Lösung zufrieden. Es war, als hätte er Turner, indem er auf dessen ausgefallenen Wunsch einging, die Möglichkeit gegeben, noch an Bord zu bleiben. Er mochte tot und bestattet sein, aber hier in der Kapitänskajüte schien das Gedenken an ihn fast in der Luft zu hängen, als sei er noch persönlich gegenwärtig.
    Wieder klopfte es, und diesmal war es Quarme. Er trug den Hut unterm Arm, und über seine dienstlich-gemessene Miene spielten Sonnenreflexe. »Offiziere wie befohlen in der Messe versammelt, Sir«, meldete er. Noch während er sprach, wurden an Deck vier Glasen der Nachmittagswache angeschlagen – er mußte wohl draußen vor der Tür auf den richtigen Moment gewartet haben.
    »Recht so, Mr. Quarme. Ich bin bereit.« Er nahm den Uniformrock von der Stuhllehne, rückte die Halsbinde zurecht und zog ihn an. »Ich bin mit dem Logbuch fertig, Sie können es

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