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Nahkampf der Giganten

Nahkampf der Giganten

Titel: Nahkampf der Giganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Flecken und den zersplitterten Planken, vorbei an den Rudergasten, die genau auf den Kompaß und den Stand jedes einzelnen pockennarbigen Segels achteten. An der Kajütentür sagte er leise: »Versprechen Sie mir, daß Sie sich hinlegen.«
    Sie wandte sich um und blickte ihm forschend in die Augen.
    »Müssen Sie schon gehen?« Doch dann zuckte sie leicht die Schultern, oder vielleicht war sie auch nur erschauert. »Das war eine dumme Frage. Ich weiß ja, was Sie zu tun haben. Alle oben warten auf Sie.« Ihre Geste bei diesen Worten umfaßte das ganze Schiff und jeden Mann an Bord. Schüchtern berührte sie seinen Arm und schloß: »Ich habe vorhin den Ausdruck Ihrer Augen gesehen und verstehe Sie jetzt besser.«
    Von oben hörten sie einen Ruf: »Captain, Sir, die
Harvester
bittet um Erlaubnis, für die Bestattungen beizudrehen!«
    »Erteilt!« rief Bolitho zurück. Sein Blick war noch immer auf das Gesicht des Mädchens gerichtet, und sein Verstand wehrte sich dagegen, an die tausend Dinge zu denken, die seiner harrten. Endlich sagte er: »Sie haben uns heute sehr geholfen. Ich werde das nicht vergessen.«
    Er wandte sich um, der Sonne zu, und hörte noch ihre leise Erwiderung: »Ich auch nicht, Captain!«

Ein guter Offizier
    Sir Edmund Pomfret stand neben dem großen Heckfenster in seiner Tageskajüte, sorgfältig den einfallenden grellen Sonnenschein meidend. Während des ganzen Berichts hatte er die gleiche Stellung beibehalten: breitbeinig, die Arme auf der Brust verschränkt, Bolitho den Rücken zuwendend, so daß dieser weder des Admirals Gesicht sehen noch dessen Stimmung erraten konnte. Die
Hyperion
hatte erst die Transporter und dann die schwer beschädigte
Harvester
in die schützenden Arme des Naturhafens einlaufen lassen und dann in der Morgenfrühe unterhalb der Bergfestung Anker gewo rfen. Bolitho hatte eigentlich erwartet, sofort auf die
Tenacious
gerufen zu werden; doch aus Gründen, die nur Pomfret kannte, hatte er bis sieben Glasen der Vormittags wache warten müssen, ehe das kurze Signal »Kommandant unverzüglich an Bord« auf dem Flaggschiff erschien.
    Jetzt, als Bolitho die ausführliche Beschreibung seiner Verteidigung des Konvois abschloß, fühlte er sich so müde und schlapp, als hätte er ein Schlafmittel eingenommen; daher konnte er seinen Worten so distanziert zuhören, als beträfen sie jemand anderen. Pomfret hatte ihn nicht gebeten, Platz zu nehmen. Außer ihm war noch ein rotgesichtiger Infanterie-Oberst in der Kajüte, den Pomfret kurz als Sir Tonquil Cobban, Kommandeur der auf Cozar stationierten Soldaten, vorstellte. Jedoch war Pomfret ebenfalls stehengeblieben, und trotz seiner breitbeinigen Positur und der unbewegten Schultern wirkte er nervös und gereizt.
    »So haben Sie also die
Snipe
verloren, wie?« fragte er unvermittelt.
    Es klang wie eine Anklage, doch Bolitho erwiderte nur müde: »Wenn ich noch ein weiteres Begleitschiff gehabt hätte, Sir, dann wäre es vielleicht anders gekommen.«
    Ungeduldig riß Pomfret den Kopf hoch. »Wenn, wenn! Die ganze Zeit höre ich immer nur ›wenn‹!« Etwas ruhiger fuhr er fort: »Und Ihre eigenen Verluste?«
    »Sechzehn Tote und sechsundzwanzig Verwundete, von denen die meisten wohl durchkommen werden.«
    »Hm.« Langsam wandte Pomfret sich um und trat an seinen Schreibtisch, auf dem eine große farbige Seekarte lag. Lässig sagte er: »Ich hätte noch ein paar Tage auf Sie gewartet, aber dann wäre ich auch ohne Nachschub abgesegelt.« Er warf Bolitho einen forschenden Blick zu. »Ich habe Nachricht von Lord Hood. Seine Truppe ist in Toulon gelandet, und ich habe Befehl, St. Clar einzunehmen.«
    »Jawohl, Sir.« Auf diese Nachricht hatte Bolitho gewartet, doch nun, da sie kam, erschien sie ihm wie eine Wende zum Negativen. Er wußte, daß Pomfret und der Colonel ihn genau beobachteten, und gab sich Mühe, seine Gedanken in Zaum zu halten. Er fragte: »Wünschen Sie, daß ich nochmals mit den Stadtvätern verhandle, Sir?«
    Pomfret runzelte die Stirn. »Keineswegs. Ich war in Ihrer Abwesenheit nicht faul und habe alles fest in der Hand, das kann ich Ihnen versichern.« Er wandte sich mit einem flüchtigen Lächeln dem Oberst zu. »Die
Frogs
müssen sich jetzt anständig benehmen, eh?«
    Nun erst sprach der Colonel. Er hatte eine dumpfe, dröhnende Stimme und trommelte sich bei jedem Wort auf den tadellosen Uniformrock. »Jawohl, bei Gott! Da General Carteau auf Toulon marschiert, haben unsere neuen Alliierten in St. Clar gar keine

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