Naios Begierde (Hüter der Elemente) (German Edition)
hatte sich Dr. Miller bestimmt gedacht, er könnte einfach den Neuen auf ihren Sessel setzen und was sollte sie tun? Vom Posten der Teamleiterin wieder zurück zur normalen Assistentin?
Nur über meine Leiche
, dachte sie grimmig.
Vielleicht sollte ich mich lieber schon mal nach einem anderen Institut umsehen.
Wer sagt, dass ich nicht woanders hingehen kann?
„Hey! Michelle! Warte!“, erklang Naios Stimme hinter ihr.
Sie ignorierte ihn und ging einfach weiter. Als sie die Halle mit Dragos Becken betrat, hatte Naios sie eingeholt. Das Klicken, als die Tür hinter ihnen beiden ins Schloss fiel, klang unnatürlich laut in ihren Ohren. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust und sie schwankte zwischen den unterschiedlichsten Gefühlen. Eigentlich wollte sie jetzt am liebsten allein sein, um ihren Gefühlsaufruhr unter Kontrolle zu bringen und wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Ihr viel zu verwirrender neuer Kollege war so ziemlich das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte.
„Michelle.“
Naios fasste sie sanft am Arm, doch sie riss sich los und drehte sich zu ihm um. Wütend funkelte sie ihn an. Tief in ihrem Inneren wusste sie, dass es nicht fair war, ihre Wut an ihm auszulassen, dass er nichts dafürkonnte, doch sie schob diesen Gedanken in einen Raum im hintersten Winkel ihres Bewusstseins und verschloss die Tür.
„Was zur Hölle wollen Sie? Dass ich Ihnen dankbar zu Füßen falle, weil Sie mir meinen Job
noch
nicht weggenommen haben?“, brüllte sie ihn an.
„Michelle, ich habe nicht vor, Ihnen Ihren Job wegzunehmen. Weder heute noch zu einem anderen Zeitpunkt. Ich möchte lediglich, dass wir gut zusammenarbeiteten. Es tut mir leid, wenn ich Ihnen gestern Abend zu nahe getreten bin. Ich verspreche Ihnen, dass es nicht wieder vorkommen wird.“
„Ich … ich bin es nicht gewohnt, dass Typen daherkommen und mich einfach packen und vergewaltigen. Noch dazu auf der Arbeit, also entschuldigen Sie bitte, wenn ich ein
bisschen
aufgeregt bin! Mag sein, dass so ein Verhalten in Europa gang und gäbe ist, doch
hier
ist das nicht so!“, empörte sie sich.
Als wenn es dir nicht gefallen hat, wie er dich geküsst hat
, meldete sich eine kleine verräterische Stimme in ihrem Inneren.
„Ich habe Sie nur geküsst, das kann man wohl auch hier in Florida kaum eine Vergewaltigung nennen“, erwiderte er trocken. „Und Sie haben mich zurückgeküsst!“
„Versuchen Sie jetzt nicht, Ihre Vergehen aufzuweichen. Kein anständiger Mann hätte sich solche …
Freiheiten
rausgenommen!“
„Ich habe schon gesagt, dass es mir leidtut. Was soll ich noch tun?“, fragte er leicht ungehalten.
„Wie wäre es damit, dass Sie Ihre Koffer packen und in ein Flugzeug zurück nach Europa steigen?
Das
wäre doch mal eine Maßnahme!“
„Ich bin noch nie vor einer Herausforderung weggelaufen. Und ich lasse mir nicht drohen. Ich bin willens, mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Wenn Sie es nicht sind, dann wird Ihr Boss Ihnen den Fall entziehen. Das wissen Sie genauso gut, wie ich“, erwiderte Naios hitzig, dann fügte er etwas sanfter hinzu: „Ich will Ihnen wirklich nichts Böses. Können wir nicht einfach gestern Abend zu den Akten legen und auch unseren kleinen Streit hier und noch einmal ganz von vorn anfangen?“
Michelle wusste, dass er recht hatte. Sie benahm sich wie eine Zicke und das war eigentlich gar nicht ihre Art. Sie wusste auch nicht, warum sie in seiner Gegenwart immer komplett anders reagierte, als sonst. Er brachte Seiten an ihr zum Vorschein, die sie nicht kannte und die ihr nicht gefielen. Aber sie konnte die Schuld nicht einfach auf ihn abwälzen.
Langsam hob sie den Blick und schaute in sein ernstes Gesicht. Es war ein Fehler, ihm in die Augen zu sehen, das wusste sie. Sobald sie in seinen Blick eintauchte, begann sie sich zu wünschen, er hätte nicht versprochen, sie nie wieder anzurühren. Ganz im Gegenteil wünschte sie sich nichts sehnlicher, als diese sinnlichen Lippen erneut auf ihrem Mund zu spüren. Sie spürte, wie allein der Gedanke daran dazu führte, dass ihre Brustwarzen sich verhärteten und ihr Unterleib zu prickeln begann.
„Küss mich“, forderte sie heiser, ohne zu wissen, warum diese Worte aus ihrem Mund gekommen waren.
Verdammt, was sag ich da? Gott, ich bin so kaputt! Hab ich das wirklich eben gesagt?
Erschrocken über sich selbst wandte sie den Blick ab und starrte auf das Becken, wo Drago seine Runden drehte. Als sie spürte, wie Naios seine Hand unter ihr Kinn legte, um ihr
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