Naios Begierde (Hüter der Elemente) (German Edition)
aufhören. Ich weiß nicht wieso, aber sobald ich dich berühre, scheint alle Vernunft bei mir den Bach runter zu gehen.“
Er strich sich über seine kurzen blonden Haare und schenkte ihr ein atemberaubendes Lächeln.
„Du siehst aus, wie eine Frau, die eben verdammt ausgiebig geküsst wurde“, bemerkte er rau.
„Wie?“
Sie holte ihren Handspiegel aus der Tasche und schaute hinein. Er hatte recht. Die Frau, die sie dort sah, war eine Fremde für sie. Ihre Lippen waren feucht und geschwollen, die Augen glänzten und ihre Wangen waren gerötet. Ganz zu schweigen von ihrer ruinierten Frisur und einen kleinen Knutschfleck am Hals.
„Himmel!“, entfuhr es ihr.
„Heute Abend um acht? Ich hol dich ab.“
Sie nickte.
„Bis später“, raunte er und gab ihr einen schnellen Kuss auf die Wange, ehe er fast fluchtartig ihr Büro verließ.
„Wow“, entfuhr es ihr, als sie allein im Büro zurückblieb. „Ich muss den Verstand verloren haben!“
Ja, er ist dir ins Höschen gerutscht
, lästerte ihre innere Stimme.
Sie warf einen erneuten Blick in den Spiegel und stöhnte leise. Mann, sie sah wirklich aus, wie eine wollüstige Schlampe. Sie hob eine Hand und ließ ihre Finger über die geschwollenen Lippen gleiten. Die Erinnerung an Naios Kuss trieb ihr die Röte ins Gesicht und ihr wurde unerträglich heiß. Sie musste heute Abend verdammt vorsichtig sein. Wenn sie nicht sehr gut aufpasste, dann würde sie mit Naios im Bett landen und das würde unweigerlich zu Problemen führen. Vielleicht war es keine gute Idee gewesen, seine Einladung anzunehmen.
Seufzend steckte sie den Handspiegel in ihre Tasche zurück, schnappte sich ihr Handy und die Autoschlüssel und floh aus dem Büro.
***
Naios parkte seinen Wagen in der Tiefgarage seiner Villa, stellte den Motor ab und legte den Kopf mit der Stirn auf das Lenkrad. Seitdem er fluchtartig Michelles Büro verlassen hatte, hatte er den Kuss immer und immer wieder vor seinem geistigen Auge Revue passieren lassen. Es hatte nicht viel gefehlt und er hätte sie auf dem Schreibtisch genommen, ungeachtet der Gefahr, dass man sie entdeckte oder das er es sich mit Michelle verspielte. Bei allem, was heilig war. Er verstand nicht, was mit ihm los war. Noch nie hatte er wegen einer Frau so den Kopf verloren. Er hatte sich sonst immer unter Kontrolle. Nie zuvor hatte es ihn solche Mühe gekostet, einen verdammten Kuss zu beenden. Verdammt noch mal, er sollte in der Lage sein, sie zu küssen, ohne gleich den Verstand zu verlieren. Es hatte ihm wirklich alle Willenskraft gekostet, sie gehen zu lassen. Und das gleich zwei Mal heute! Vielleicht war es ein Fehler gewesen, sie heute zum Essen einzuladen und sie auch noch in seinem Wagen abzuholen. Wenn er schon auf der Arbeit nicht in der Lage war, sich unter Kontrolle zu halten, was sollte erst passieren, wenn sie zusammen in einem Auto fuhren. Er wollte ihr erstes Mal nun wirklich nicht auf der Rückbank eines Autos erleben. Sie hatte Besseres verdient, als das.
Verdammt! Reiß dich zusammen, Kumpel. Du musst heute Abend irgendwie einen kühlen Kopf bewahren. Du musst sie davon überzeugen, dass du kein verdammter Frauenheld bist, der jeder Frau gleich unter den Rock kriecht.
Naios stieg aus dem Auto und fuhr mit dem Fahrstuhl nach oben. Seinen Rucksack in die Ecke pfeffernd schlenderte er direkt ins große Wohnzimmer auf die halbrunde Bar zu. Er brauchte jetzt erst einmal einen Drink. Zielstrebig griff er nach einer Flasche Black Rum und schraubte den Verschluss ab. Er verschwendete weder Zeit noch Gedanken daran, sich ein Glas zu nehmen, sondern trank direkt aus der Flasche. Normalerweise tat er das nicht, doch jetzt brauchte er dringend etwas, dass dieses brennende Feuer in seinem Inneren auslöschte. Und was war besser, als Feuer mit Feuer zu bekämpfen?
Das Telefon klingelte. Er stellte die Flasche auf den Tresen und fischte nach dem Telefon, das am Ende des Tresens lag.
„Ja?“
„Naios?“
„Michelle. Schön, dass du anrufst. Ich hab mir Gedanken gemacht und denke, es wäre vielleicht besser, wenn wir uns beim Restaurant treffen. Ich dachte an
Angelo's
. Kannst du um acht dort sein?“
„Ich habe mir auch Gedanken gemacht“, erklang es vom anderen Ende der Leitung. „Ich denke, wir sollten uns lieber nicht außerhalb der Arbeit treffen. Weißt du, ich fange ungern etwas mit Kollegen an und wir sollten lieber auf freundschaftlicher Basis verbleiben. Es macht alles nur komplizierter, wenn wir miteinander
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