Naios Begierde (Hüter der Elemente) (German Edition)
alles in die Hand nahm, doch es beunruhigte sie auch zutiefst. Sie hatte immer alles schön unter Kontrolle gehabt, seitdem sie auf eigenen Füßen stand. Auch mit Brian hatte sie immer alles unter Kontrolle gehabt. Er hatte nie eine Gefahr für sie dargestellt. Sie war diejenige gewesen, die alles bestimmt hatte, sogar die wenigen Küsse, die sie ausgetauscht hatten. Sie vermutete, dass Brian, als er noch gesund gewesen war, gerne mehr gehabt hätte, als nur harmlose Küsse. Doch er hätte nie gewagt, den ersten Schritt zu tun. Er hatte wohl darauf gewartet, dass sie es tat. Zuerst hatte sie die Ausrede gehabt, dass sie ihn erst besser kennenlernen wollte, dann wollte sie bis zur Ehe warten und dann war er krank geworden.
Charly begrüßte sie schwanzwedelnd im Wohnzimmer und sie gab ihm seine Wurst. Glücklich rannte er mit seiner Belohnung davon, um sie hinter der Couch in Ruhe zu verspeisen. Michelle sah ihm kopfschüttelnd hinterher und machte es sich dann in einem Sessel bequem. Um sich abzulenken, schaltete sie den Fernseher ein und zappte durch die Programme.
Wenig später kam Naios mit einem Tablett ins Wohnzimmer und stellte es vor sie auf den Couchtisch. Sie starrte auf das riesige Frühstück. Normalerweise aß sie recht wenig zum Frühstück, manchmal sogar gar nichts und gerade heute schien sich ihr Magen regelrecht verknotet zu haben, sodass sie absolut keinen Hunger hatte. Wie sollte sie nur all das Essen hinunter bekommen. Naios hatte ihr Rührei mit Speck gemacht, dazu zwei Scheiben gebutterten Toast, ein paar scheiben Tomate und Gurke, ein Glas Orangensaft und Kaffee.
„Danke“, sagte sie und blickte ihn hilflos an.
Naios zog einen Sessel heran und setzte sich neben sie. Als sie nach dem verlockend duftenden Kaffee greifen wollte, fasste er nach ihrem Handgelenk und hielt es fest. Erschrocken sah sie zu ihm auf. Sein strenger Blick ließ ihr Herz heftiger klopfen.
„Erst isst du etwas“, sagte er bestimmt.
Michelle nickte.
Er ließ ihr Handgelenk los und reichte ihr den Teller und Besteck. Sie setzte sich in ihrem Sessel zurück, den Teller auf dem Schoß und schaute flehendlich zu Naios hinüber.
„Ich kann das wirklich nicht alles essen. Ich krieg so viel essen nicht runter, ehrlich.“
„Wir werden sehen. Iss!“, antwortete er unbeirrt.
Michelle nahm die Gabel und fing an zu essen. Als sie den ersten Bissen Rührei runtergeschluckt hatte, fing ihr Magen an zu knurren.
„Siehst du?“, bemerkte Naios. „Du musst essen. Na komm schon. Oder soll ich dich doch lieber füttern?“
Der Gedanke, von ihm gefüttert zu werden bekam auf einmal etwas sehr Intimes in Michelles Gedanken und sie verspürte ein warmes Gefühl in ihrem Inneren. Seufzend nahm sie einen weiteren Bissen und bald hatte sie die Hälfte aufgegessen.
„Kann ich jetzt Kaffee haben?“, fragte sie mit einem vorsichtigen Blick auf Naios, der sie nicht aus den Augen ließ.
Er nickte und reichte ihr den Becher.
Dankbar nahm sie den duftenden Kaffee entgegen und trank ein paar Schlucke. Sie wollte protestieren, als Naios ihr den Becher wieder aus der Hand nahm, doch ehe ein Wort aus ihrem halb geöffneten Mund herauskam, hatte Naios ihr ein Stück Tomate zwischen die Lippen geschoben. Ihre Blicke trafen sich, als seine Finger kurz ihre Lippen berührten. Michelles Herz fing wieder an, zu rasen. Nervös kaute sie die Tomate und schluckte gerade rechtzeitig, ehe seine Hand sich ihr mit einem Stück Gurke erneut näherte. Brav öffnete sie ihren Mund und er legte die Gurke auf ihre Zunge, ihren Blick noch immer festhaltend. Sie hatte nie einen erotischeren Augenblick erlebt, als diesen. Nicht einmal die heißen Küsse, die sie ausgetauscht hatten, hatten so ein erotisches Potenzial gehabt. Ein Stück Tomate oder Gurke nach dem anderen fand seinen Weg in ihren Mund. Jedes Mal, wenn er ihr etwas in den Mund schob, wurde er etwas dreister, verweilte länger mit seinem Finger auf ihrer Unterlippe, strich mit dem Daumen darüber und ließ sie die ganze Zeit nicht aus den Augen. Michelle fragte sich, ob er dasselbe Kribbeln spürte, wie sie.
Als sie das letzte Stück gegessen hatte, lächelte er zufrieden. Er legte seine Hand an ihre Wange und ließ seinen Daumen über ihren Mundwinkel streichen. Sie erschauerte unter der Berührung und wartete atemlos darauf, dass er sie küssen würde. Langsam erhob Naios sich aus dem Sessel und kniete sich vor sie, ihre Schenkel sanft, aber bestimmt auseinander drückend. Sie zitterte,
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