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Naked - Hemmungslose Spiele (German Edition)

Naked - Hemmungslose Spiele (German Edition)

Titel: Naked - Hemmungslose Spiele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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schon nicht so schlimm für dich werden“, sagte sie und lachte. „Ich bin eindeutig die Verrückteste in meiner Familie, und du liebst mich.“
    „Ich bin mir sicher, es wäre großartig. Aber ich kann mir einfach im Moment keine vier Tage freinehmen.“
    „Ja, ja, die Arbeit. Na ja, dann ein anderes Mal. Du weißt, du bist jederzeit willkommen. Hey, und vielleicht feierst du nächstes Jahr schon dein eigenes Pessach.“
    „Ha, so wird’s sein.“
    Also ging ich allein.
    Ich wusste nicht, was man beim Seder so trägt, und entschied mich nach einigem Grübeln für einen zimtfarbenen Rock, meine kniehohen Lederreitstiefel und eine weiche cremefarbene Seidenbluse. Ich hatte meine Haare erst am Morgen gewaschen, die Dreadlocks wieder eingedreht und dann zurückgebunden und zu einem dicken Knoten im Nacken aufgesteckt. Ich fand mich zu schick, aber es wäre vermutlich schlimmer, wenn ich zu schäbig gekleidet war.
    Nun stand ich also auf dem Bürgersteig vor dem kleinen Steinhaus und blickte hinauf. Das Haus sah aus wie alle anderen indieser Straße. Aus den vorderen Fenstern fiel Licht, und die Veranda war erleuchtet. Ich nahm die Geschenktüte mit der Flasche Wein von einer Hand in die andere.
    Ich hatte meine Mom anrufen müssen, um sie beim Wein um Rat zu fragen. Sie schien hin und her gerissen zwischen ihrer unbändigen Freude, dass ich freiwillig einen jüdischen Feiertag beging, und ihrem Kummer, dass ich das nicht bei ihr tat. Zu ihrer Ehre muss ich aber einräumen, dass sie nichts in der Richtung sagte. Sie nannte mir nur die Namen einiger koscherer Pessach-Weine. Zum Schluss fragte sie: „Sind das nette Leute, zu denen du gehst?“
    „Nett genug, um mich zum Seder-Abend in ihr Haus einzuladen, Mom.“
    „Du weißt, du könntest jederzeit auch zu uns kommen, Olivia.“
    Natürlich wusste ich das. Aber sagte nicht, warum ich das bisher immer vermieden hatte, und sie fragte nicht weiter nach. Wir beendeten das Gespräch in seltener Eintracht.
    Die Haustür öffnete sich, und ein gut aussehender Mann mit strohblonden Haaren stand vor mir.
    „Olivia?“
    „Hallo! Ja.“ Ich zögerte, weil ich mir nicht sicher war, ob ich ihm die Hand geben durfte oder ob das ein Affront gewesen wäre.
    „Dan Stewart.“ Er löste das Problem, indem er mir seine Hand reichte.
    „Liebling, wir haben noch einen Gast.“ Dan betrat vor mir die hell erleuchtete Küche und drückte die dunkelhaarige Frau an der Spüle an sich.
    Sie drehte sich um, trocknete sich die Hände an einem Geschirrtuch ab und lächelte. „Hi. Ich bin Elle. Du musst Olivia sein? Komm mit ins Esszimmer. Ich habe gerade den Braten aus dem Ofen geholt, damit er abkühlen kann, während wir schon mal anfangen.“Ich sah Chad sofort. Er saß mit seinem Lebensgefährten Luke und der gemeinsamen Tochter Leah beisammen. Sie lachte und saß auf dem Schoß einer älteren Frau, die Elle so ähnlich sah, dass es nur ihre Mutter sein konnte. Dans Mom Dotty saß am anderen Ende des Tisches und plauderte mit Marcy und Wayne, einem jungen Paar mit einem Kleinkind. Dan stellte mich allen vor, dann klingelte es schon wieder. Elle entschuldigte sich und verschwand.
    Ich war erleichtert, weil ich nicht der einzige Gast war, der nicht zur Familie gehörte. Allerdings schien ich der einzige Sozialfall zu sein. Chad umarmte und begrüßte mich aber so freudig, als gehörte ich schon lange dazu. „Ich freu mich, dass du kommen konntest“, raunte er mir ins Ohr.
    „Okay, ihr Lieben! Lasst uns anfangen, damit wir bald essen können“, sagte Elle vom Fußende des Tisches. „Wir machen jetzt das, was wir gerne Seder light nennen …“
    „Was bedeutet, dass wir schneller zum Essen kommen“, unterbrach Dan sie.
    Sie warf ihm einen ernsten Blick zu. „Was bedeutet, dass wir die wichtigen Teile durchgehen, ohne alles ein Dutzend Mal zu wiederholen.“
    „Und damit schneller zum Essen kommen“, wiederholte Dan. „Aber bitte streich nicht die vier Becher Wein aus dem Programm!“
    „So was würde ich doch niemals tun!“ Sie wirkte leicht echauffiert, warf ihm aber gleichzeitig einen Blick voller Liebe zu.
    Ich hatte neben Elles Mutter Platz genommen. Marcy saß mit ihrem Baby gegenüber. Wir gingen die einzelnen Schritte des Seder durch, und alles war tatsächlich sehr kurz und unterhaltsam. Zumindest für die meisten von uns. Mrs Kavanagh neben mir umklammerte ihre Haggada, also das Gebetbuch, so fest, dass ihre Finger weiß wurden. Während der Gebete sagte sie kein

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