Naked - Hemmungslose Spiele (German Edition)
mich gefühlt habe, als ich die ersten Male versucht habe, irgendwas mit Dans Familie zu machen. Ich wollte einfach perfekt zu ihnen passen. Sie sprachen diese Geheimsprache, sie hatten … Traditionen. Geschichten darüber, was sie als Kinder in den Ferien gemacht haben. Meine Familie hat so was nicht wirklich, so ein inniges Zusammengehörigkeitsgefühl, weshalb es mich anfangs ziemlich eingeschüchtert hat.“
Ich stellte die Schüssel auf den Küchentisch und hörte aufmerksam zu. Aus dem Esszimmer drang Gelächter. „Das kann ich mir vorstellen.“
Elle lachte leise. „Na ja, also einen Weihnachtsschinken kann ich zubereiten. Aber wie kann man damit angeben, wenn die Eltern deines Freundes jüdisch sind? Ich brauchte also irgendwas, um sie zu beeindrucken. Sie sind nicht besonders religiös, aber sie luden mich zum Pessach ein, und ich beschloss, ihnen Matzebällchensuppe zu kochen. Also, mit Matzebällchen ist es so eine Sache, Olivia. Es gibt nämlich die sogenannten Schwimmer und die Taucher. Und ich habe Taucher gemacht.“
Wir lachten gemeinsam. „Was passierte dann?“
„Oh, sie haben alle brav aufgegessen, und keiner hat sich beklagt, dass die Klößchen nicht auf der Suppe schwammen. Ich habe mich natürlich schrecklich geschämt, aber Dans Familie hatsich einfach auf eine ganz liebe Art über mich lustig gemacht, so wie sie eben auch miteinander umgehen. Sie gaben mir das Gefühl, willkommen zu sein. Und nach diesem Seder-Abend wusste ich, dass ich Dan tatsächlich heiraten konnte. Deshalb ist Pessach schon immer etwas Besonderes für mich gewesen. Auch wenn ich bis heute nicht gelernt habe, Schwimmer zu machen.“
„Dafür hast die jetzt eine ganz eigene schöne Geschichte zu erzählen“, sagte ich.
Elle schaute mich überrascht an. Dann lächelte sie wieder. „Ja, ich glaube, du hast recht! Komm, noch fertiger werden die Kartoffeln nicht, sie verbrennen höchstens. Bist du bereit, wieder reinzugehen?“
Ich nahm die Guacamole und folgte ihr in das Esszimmer, in dem Familie und Freunde auf uns warteten.
Ich war ganz kribbelig, und das hatte nichts mit dem Wein zu tun, den ich zum Essen getrunken hatte. Ich war länger geblieben, als ursprünglich geplant, ich hatte viel gelacht und mit meinen neuen Freunden geredet. Ich hatte gefragt, ob ich mir eine Haggada ausleihen dürfe, um sie zu Hause zu lesen, und Elle hatte mir noch ein paar andere Bücher mitgegeben. Ich fuhr heim und summte „Dayenu“.
Alex’ Wagen stand auf dem Parkplatz, als ich heimkam, aber da ich die Hände mit den Büchern und den in Alufolie eingepackten Resten voll hatte, klopfte ich auf dem Weg nach oben nicht an seine Tür. Ich packte das Essen in meinen Kühlschrank und stapelte die Bücher neben das Bett, weil ich hier meistens abends noch las.
Mein Leben hatte sich heute verändert, zum Besseren. Alles an diesem Abend fühlte sich irgendwie richtig an, richtiger als alles andere in letzter Zeit. Die Gebete hatten für mich Sinn ergeben. Die Geschichte hatte zu mir gesprochen. Ich war mir noch nicht sicher, was ich daraus machen wollte. Ich wusste nur, da hatte sich eine Tür für mich geöffnet. Zum ersten Mal konnte ichglauben, dass ich auf dem richtigen Weg zu mir war.
Ich stieg in die Dusche und ließ von dem Dampf und der Hitze die Knoten in Nacken und Schultern lösen. Ich war auf einmal todmüde. Außerdem fiel mir ein, dass ich morgen früh rausmusste, um noch ein paar Stunden im Büro zu arbeiten, bevor ich zu Foto Folks ging. Ich hielt mein Gesicht in den Wasserstrahl, verzichtete darauf, mir die Beine zu rasieren, spülte die Seife ab, stieg aus der Dusche und wickelte mir ein Handtuch um.
Ich kam aus dem Badezimmer und schrie entsetzt auf, als eine Gestalt sich abrupt zu mir umdrehte. „Scheiße, Alex!“
Sein pinkfarbenes Hemd stand am Hals offen, und die kakifarbene Hose war ordentlich gebügelt. Dazu trug er einen Gürtel. Er trug die Haare zurückgegelt oder hatte sie schneiden lassen, so genau konnte ich das nicht erkennen. Ich sah seine Jacke, die über der Rückenlehne meiner Couch lag. Und ich konnte den scharfen Geruch von Gras riechen.
Ich machte einen Schritt nach hinten.
„Du bist zu Hause.“ Alex klang nicht high. Er bewegte sich auch nicht so, als wäre er zugedröhnt. Er zitterte aber, so viel konnte ich erkennen.
„Was zum Teufel machst du hier?“ Ich drückte eine Hand auf meine Brust und spürte das Hämmern meines Herzens. „Du hast mich total erschreckt.“
„Tut
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