Naked - Hemmungslose Spiele (German Edition)
sein, dass er überhaupt heiratet?“
Es war nicht das erste Mal, dass Alex’ Vater ihn mit so einer Bemerkung herausforderte. Aber dieses Mal antwortete Alex: „Du meinst, weil ich dann keine Schwuchtel bin, richtig?“
John lachte laut. Es war dasselbe falsche Haha, mit dem er uns schon vor dem Essen beglückt hatte. „Keiner meiner Söhne ist ein Schwanzlutscher.“
Mein Blick fand den von Alex, und ich versuchte ihm ein bisschen Kraft zu schicken. Aber das hier war nicht mein Kampf. Es war vermutlich die ganze Zeit gar nicht um mich gegangen. Er schaute seinen Dad mit einem Ausdruck an, der so leer war, dass er plötzlich wie eine Puppe wirkte.
„Wir gehen jetzt. Wir lassen euch dann wissen, wann die Hochzeit ist. Aber erwartet nicht, dass sie in einer Kirche stattfindet.“ Alex blickte mich an. „Komm, Süße. Lass uns von hier verschwinden.“Ich dachte, John würde uns irgendwas hinterherpöbeln, aber niemand sagte auch nur ein Wort, als wir gingen. Nicht mal ein Auf Wiedersehen gab es für uns. Wir gingen in absolutem Schweigen, das erst unterbrochen wurde, als wir das Auto erreichten.
Dann ließ Alex all seinen Frust raus. „Dieses dämliche, beschissene Arschloch!“
Er knallte den Rückwärtsgang rein, und wir fädelten uns in den Verkehr ein. Er umklammerte das Lenkrad so fest, dass seine Finger weiß wurden. Ich sagte nichts, sondern ließ ihn einfach schimpfen. Und ich sagte auch nicht, dass er gerade ziemlich genau so klang wie sein Dad.
Er hielt erst inne, als wir auf dem Parkplatz vom Hotel standen. Dann schaltete er den Motor aus und atmete tief und zittrig durch. Er schaute mich nicht an.
„Es tut mir leid, Olivia. Es tut mir so schrecklich leid.“
Ich streichelte seine Haare und ließ meine Hand zwischen seinen verspannten Schultern ruhen. Drückte ihn mitfühlend. „Schatz, mir ist es egal, wenn dein Dad ein Scheißkerl ist. Wirklich.“
Er blickte mich an. „Er hat mich auflaufen lassen.“
„Ja, das hat er.“ Ich zögerte und dachte an das Gespräch mit seinem Vater im oberen Flur. Ich fragte mich, was wohl passieren würde, wenn ich Alex die anderen Sachen erzählte, die sein Dad gesagt hatte.
„Ich hätte es ihm sagen sollen.“
Ich bearbeitete seine verspannten Schultern. „Was hättest du ihm sagen sollen?“
Alex schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht. Dass er recht hat. Ich bin ein Schwanzlutscher.“
„Das ist aber nicht das Einzige, was du bist.“
Ich zog meine Hand zurück und legte sie in den Schoß. Seine heftigen Atemzüge füllten die Stille zwischen uns, aber ich hatte nichts mehr zu sagen. Ich konnte ihn nicht trösten.
Er warf mir einen knappen Blick zu. „Aber ich liebe dich. Ich will dich heiraten. Das allein zählt.“
Seine Worte gaben mir etwas Auftrieb. „Ja, das ist es, was zählt. Jedenfalls für mich.“
Er nickte, als wären wir zu einer Einigung gekommen. „Gut. Richtig. Scheiß auf ihn. Der alte Mann ist mir echt egal. Er ist ein verfluchter Arsch. Ich hasse ihn.“
Seine Stimme brach. Wieder legte ich die Hand auf seine Schulter. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Alex schüttelte den Kopf, atmete tief durch und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Er lächelte für mich, aber es war ein Lächeln, das seine Augen nicht erreichte.
„Du hast es ihm richtig gegeben, oder?“
Mein Lachen war etwas kratzig. „Ich habe schon früher mit solchen Arschlöchern zu tun gehabt.“
„Tut mir leid.“
„Liebster“, sagte ich ruhig. „Das muss dir nicht leidtun. Weißt du, ich bin froh, dass wir dort waren. Ich habe mich gefreut, deine Schwestern und deine Mom kennenzulernen, und deine Nichten und Neffen. Du kannst nichts dafür, wenn dein Dad so ist, wie er ist.“
„Jetzt kennst du wenigstens den Grund, warum ich um nichts in der Welt wieder herkommen möchte.“
„Also im Ernst, nach dieser Aktion von ihm brauchst du keine anderen Gründe“, versuchte ich ihn zu necken.
Er antwortete nicht, und ich fragte mich unwillkürlich, ob da noch mehr war als sein bigotter, homophober Vater. Aber Alex küsste mich ganz sanft und zärtlich, und ich löcherte ihn nicht weiter.
20. KAPITEL
Montagmorgen, Memorial Day. Als ich aufwachte, war es schon hell und warm. Ich hörte wieder das Rauschen der Dusche, aber als Alex dieses Mal aus dem Bad auftauchte, grinste er breit. Ich vergrub das Gesicht unter dem Kissen. Wir waren gestern noch lange wach geblieben und hatten Dinge getan, die Leute eben in Hotelzimmern taten. Und
Weitere Kostenlose Bücher