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NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition)

NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition)

Titel: NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heracles
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für ihre Firma war so groß, dass sie die externen News über einen Bekannten im NAM-Tech-PR-Office noch vor der Veröffentlichung auf ihre Folie gefüttert bekam.
    »Tiberius Sorrce?«, fragte sie leise. »Also
hier
haben sie ihn hingesteckt.«
    Sie begann zu ahnen, dass etwas äußerst Bedrohliches für die Firma im Gange war. Etwas, das die Chefetagen ganz weit oben beunruhigen musste. Unbedacht sprach sie es aus.
    »Also hat Sorrce diese Kreaturen auf uns gehetzt. Er hat das Kommando in der Forschungsstation mit Gewalt an sich gerissen und stellt sich gegen die Firma ...«
    »Nein, das ist Unsinn«, unterbrach Sol sie. »Das ist es, was alle glauben. Aber ich kenne ihn. Also ... ich kenne seine
Arbeit
. Er ist ein vernünftiger Mensch. Ein Wissenschaftler! Einer von der alten Generation.«
    »Er hat schon bei Trans-Humaine Probleme gemacht«, antwortete sie. »Was meinst du, warum sie ihn aus seiner eigenen Firma rausgeschmissen haben?«
    »Rausgeschmissen? Nein, das glaube ich nicht! Vielleicht ist er unbequem geworden. Vielleicht ist er für seine Ideen eingetreten und wollte sich nicht von geldgierigen Konzernbossen ausbeuten lassen. Was weiß ich? Aber ...« Er stockte kurz und dachte nach. »... aber wenn es einen Menschen gibt, dem ich noch ein bisschen Vernunft in dieser kranken Welt zutraue, dann ist es Tiberius. Er ist ein Genie. Er
hat
diese Monster nicht erschaffen!«
    Sara sagte nichts. Sie trat ein Stück zurück und lehnte sich an die Wand. Dann schloss sie die Augen.
    Es ist einfach zu viel für uns
, dachte sie.
Wir wissen gar nichts. Wie können wir uns da auf etwas festlegen?
    Sie spürte ihren Atem und sie spürte die Stille, die aus dem Nebel kam.
    Ich bin überzeugt davon, dass Sorrce hinter dieser Sache steckt. Aber wie kann ich das wissen? Vielleicht brauchen wir einfach einen klaren Feind? Vielleicht habe ich ihn nun gefunden? Ich möchte wissen, wen Sol gefunden hat …
    »Wer von euch hat eigentlich den Deckenpilz zuerst bemerkt?«
    Was für eine sinnlose Frage
, schalt er sich in Gedanken.
    »Nicci«, sagte Sara. »Sie ist in sowas schneller als ich.«
    Eine unangenehme Pause drängte sich zwischen sie, während derer Sara sich innig danach sehnte, die Kälte abzuschütteln, die den ganzen Raum ergriffen zu haben schien. Sol hingegen versank in der Stille und fragte sich wieder und wieder, wie vergeblich all die Worte, die sie gewechselt hatten, eigentlich waren.
    »Sie ist ziemlich gut darin. Für eine Wissenschaftlerin meine ich.«
    Sol sah zu ihr hoch, und das nervöse Flackern des Raumes hinterließ Phantombilder in seinen Augen.
    Was für ein seltsamer Blick,
dachte sie.
    Dann drängten sie sich aneinander, umarmten sich, legten ihre Last auf die Schultern des anderen und fühlten das leise Zittern, das sie beide erfüllte. Eine rauschende Wärme zog kleine Zirkel um sie herum und breitete sich aus wie ein schützender Mantel. Ihr Atem, zuerst hektisch und asynchron, glich sich an, und das Heben und Senken ihrer beider Körper spielte ein Spiel, das eine zauberhafte Ruhe brachte. Nachdem sie sich wieder gelöst hatten, war vieles leichter.
    Sie verließen den Raum, der die Trennung, den Horror und die funkelnde Hoffnung gebracht hatte, und betraten den neuen Knoten.
    Die weißen Nebelschwaden hatten sich still und heimlich verzogen. Als sie die Bänke mit eingetrockneten, rötlichen Flecken, die Regale mit verdreckten, strohgefüllten Käfigen und die Arsenale mit blanken, unheilvollen Metallkonstrukten erblickten, erinnerten sie sich daran, für welche Nutzung die Module auf Level 2 vorgesehen waren: Test- und Versuchsanlagen.
    Stumm gingen sie an Geräten vorbei, die ihnen grob und archaisch vorkamen. Dann passierten sie einige oktogonale Kästen, die aus aufgebessertem Acrylglas bestanden und isolierte Gummiarme hatten, mit denen man in das Innere hineingreifen konnte. Erst in der Mitte des Raumes, der in ein helles, strahlendes Licht gehüllt war, sahen sie die Textilkonstruktion, die wie ein Ganzkörperanzug für einen mittelgroßen Menschen ausgelegt war. Sie hatte Arme, Beine, einen Torso und einen Kopf, und sie war offenbar dafür gedacht, wie eine zweite Haut auf jemanden aufgeschnallt zu werden.
    Der Sinn dieses Artefakts wurde ihnen auf der Stelle klar, als Sol die ledrige Außenhaut anfasste, die nach Schlange aussah, und erschrocken zurückzuckte. Die statische Entladung lenkte seine Hand in eine 90 Grad Stellung und hielt sie dort, bis er die Gewalt über seine

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