NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition)
vor, wie es sein musste, in einem Körper zu stecken, der halb organisch und halb mechanisch funktionierte ... und dann Schritt für Schritt alle Funktionen, die Natur und Technik zur Verfügung gestellt hatten, zu verlieren. Etwas hinderte ihn daran, diese Gedanken zu Ende zu denken.
Klack!
Sara Cobrique nahm die Hand von Sols Schulter und das Flackern begann. Sie hatte das Gefühl, dass der Raum um sie enger wurde, und dass aus den dunklen Ecken glatte, glänzende Metallschläuche wuchsen, die sich teleskopartig entfalteten, um kalt und unerbittlich auf die zwei einzigen Menschen zuzugleiten, die noch geblieben waren. Es war das Ende eines kindhaften Traumes, in dem sie sich mit dem Duft von elektrischen Rosen umgeben an die schützenden Schalen aus Hartplastik geschmiegt hatte. Sie wusste nicht, ob der Mann, der da hockte, dieselben Gefühle hatte, aber irgendetwas tief in ihr drin versuchte ihr zu sagen, dass er sein ganzes Leben lang schon das Ende dieses schönen Traumes gesehen und gefürchtet hatte.
»Es ist tot«, sagte sie leise. »Es wird dir nichts mehr tun.«
Sol schien erst langsam aus einer tiefen Starre erwachen zu müssen, bis sein Blick sich zögernd von den zusammengesunkenen Gliedern der Kreatur lösen konnte.
»Ich hätte nie geglaubt, dass sie zu so etwas fähig sind«, sagte er bitter.
»Bist du denn sicher, dass das hier von NAM-Tech gebaut wurde? Es könnte auch sein, dass die, die uns Widerstand leisten, die Schöpfer dieser ... dieser Monster sind.«
»Nein«, sagte Sol. »Nein, das glaube ich nicht. Ich wüsste nicht, was sie damit erreichen wollten.«
»Es sind Aufständische. Ich weiß zwar auch nicht, was sie wirklich wollen, aber offenbar versuchen sie, der Firma zu schaden ... sie versuchen ...«
Sie spürte, wie sinnlos ihr all das vorkam. Die Firma – die Aufständischen – wer von denen war denn nun gut und wer war böse?
Die Frage drängte sich ihr immer stärker auf, bis sie schließlich fragte, um zumindest
etwas
klar zu stellen.
»Wer zum Teufel hat diese Kreaturen denn nun gebaut?«
Sol seufzte.
»NAM-Tech war es.«
»Woher weißt du das? Wieso sollten sie das tun?«
»Ich habe mit Nathan darüber gesprochen. Oder besser gesagt: er hat mir unsere Mission erklärt, und in einem winzigen Nebensatz hat er mich über die Umstände gerade so viel wissen lassen, wie er für nötig hielt. Mir hat es gereicht.«
»
Mir
reicht es aber nicht. Das alles überzeugt mich nicht.«
»Es ist ganz einfach. Versuche, NAM für militärische Zwecke zu nutzen, gab es schon vor Jahren. Doch damals war noch niemand sonderlich interessiert daran, einen Haufen Geld in eine Idee zu stecken, die Schraubenmuttern zum Fliegen bringen sollte. Erst seitdem der Ressourcenkrieg entbrannt ist, gibt es die Förderung. Und Boss Nathan ist nicht dumm. Er hat Jahre darauf verwendet, einen Abnehmer zu finden, der nach seinen Produkten fragt und quengelt. Was glaubst du, wie unbefriedigend er es fand, dem einfachen Volk seine Ware aufdrängen zu müssen?«
»Aber das ist Unsinn! Es wird keinen Krieg geben! Das ist doch bloß das, was die Medien verbreiten, um Panik zu machen. Wer weiß, vielleicht steckt noch mehr dahinter – man muss sich anschauen, wer daran verdient. Aber das ist nur heiße Luft. Wir haben das Divisions-Abkommen der Länder. Es wird keinen Krieg geben!«
»Der Krieg ist schon in vollem Gange«, gab Sol zurück. »Die Aktionen laufen unter dem Mantel von Diplomatie und Spionage. Bisher ist noch kein Wort an die Öffentlichkeit gedrungen, aber die Lage steht kurz vor der Eskalation. Wer weiß, vielleicht ist sie schon dadurch eskaliert, dass wir hier abgestürzt sind ...«
»Du meinst, es handelt sich bei den Aufständischen gar nicht um unsere eigenen Mitarbeiter, sondern um Spione?«
»Das weiß ich nicht. Aber es scheint mir die einzige Erklärung zu sein.«
Sol überlegte kurz, ob er ihr alles sagen sollte, was er wusste ... aber er stoppte seine Überlegungen, als er merkte, dass seine Gedanken zunehmend düster wurden.
Am Ende nützt uns all das Gerede nichts. Alle Worte werden vergeblich sein. Alles vergeblich.
»Man hat mir gesagt,
wer
der Anführer der Aufständischen sein soll. Vielleicht hast du schon von ihm gehört. Als er damals zu NAM-Tech gewechselt hat, gab es einen riesigen Tumult. Die BNF waren voll davon.«
»Wer denn?«
»Er heißt Sorrce.«
Sara wusste sofort, um wen es sich handelte. Sie verschlang die BNF wie kein anderer Mitarbeiter. Der Eifer
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