NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition)
ging immer wieder zum Newsfeed, der an der Wand blinkte, während der Wissenschaftler den behandschuhten Arm hob und auf die Decke über ihr deutete. Als schließlich die lianenartigen, mit NAM-Rezeptoren bestückten Schläuche herabfielen, sie umschlungen und einwickelten wie ein Haufen wild gewordener Dschungelschlangen, konnte auch Sol nichts mehr für sie tun, weil sich dicke, metallische Platten direkt vor ihn geschoben hatten, die eine undurchdringbare Mauer zwischen ihm und der Wissenschaftlerin bildeten.
Bevor er reagieren konnte, befand er sich in einer Mühle kleiner, rotierender Körper, die um ihn herum kreisten und den Widerstand, zu dem er sich noch gar nicht hatte durchringen können, brachen. Etwas Rotes glitt in sein Blickfeld, aber nur kurz. Da! Schon wieder. Inmitten des oszillierenden Schleiers, der sich um ihn gelegt hatte, sah er rote Punkte an seinen Händen und seinen Armen, die zu Tropfen wurden. Er begann zu taumeln, während sich unter ihm feinster Blutnebel wie gesprüht am Boden sammelte. Die stechenden Blicke des Weißen waren vor ihm, und er bemerkte verzweifelt wie etwas in seinem Auge versagte, das Gesicht des anderen zu akkomodieren. Als er es schaffte, griff plötzlich schreckliche Angst nach ihm.
Was haben sie vor?
Die Angst wurde betäubt, als die endogenen Morphine durch seinen Körper strömten, um den Schmerz auf natürliche Weise zu lindern. Etwas wie eine Trance bettete sein Bewusstsein auf warme Wolken.
»Sorrce wird sprechen«, hörte er eine ferne, sanfte Stimme, die wie ein Echo in seinem Kopf erschallte.
Alles wird gut
, dachte er.
Ich treffe Tiberius und alles wird gut ... er ... er wird mir alles erklären …
Dann wich der Schleier für einen Moment von seinen Augen, so dass er sein Umfeld registrieren konnte.
Sara ist nicht hier ... nicht bei mir ...
Und daraufhin lachte ihm die gähnende Leere aus vollem Halse ins Gesicht.
Ich werde es nicht überleben ...
III
08:10:00 - CORPORATE NETWORK NAM-TECH - 08:10:00 UTC
[Broadcast All Internal]
Mittwoch, 11. Oktober 2090. Der heutige Tag markiert den Höhepunkt einer kontinuierlichen und wohlwollenden Beziehung zwischen NAM-Tech als Firma und Nordamerika als nationale Vereinigung. Präsident DeSamparo hat den »Nutzungsvertrag« für Sicherheitskräfte / Truppenteile unserer Firma unterzeichnet. In einem internen Spitzengespräch zeigte sich Boss Nathan begeistert über diese Entwicklungen und ermutigte alle Mitarbeiter und Kollegen, die gute Arbeit weiter aufrecht zu erhalten. Ungeachtet der aktuellen Informationslage bezüglich des Schweizer Forschungsstandortes Marie Jouvance sind alle Bereiche von NAM-Tech vollständig einsatzbereit.
Die Mobilisierung wird so gut wie keine Zeit in Anspruch nehmen. Für all diejenigen, deren treue Kollegen und engste Verwandte in Krisengebieten eingesetzt sind: Lassen Sie ihnen – ohne Vernachlässigung Ihrer Aufgabe – Ihre volle, mentale Unterstützung zukommen! Der Einsatz als Techniker, im Bereich Sicherheit oder als Medicator vor Ort ist von großer Bedeutung und nicht zu hinterfragen. Vergessen Sie also nicht, dass Loyalität zur Firma höchste Priorität hat und vor der Loyalität zu nationalen Befehlshabern, sozialen Kontakten und einzelnen Interessengruppen steht! NAM-Tech ist Ihre Heimat, NAM-Tech ist Ihre Familie und NAMTech ist Ihre Überzeugung. Unsere Führung entscheidet zum Wohl der Firma und zum Wohl jedes einzelnen. Die Technologie hat Vorrang!
Unsere Forschung schreitet voran!
[/Broadcast]
08:10:00 - CORPORATE NETWORK NAM-TECH - 08:10:00 UTC
01 _ Marie Jouvance Outpost [Knoten 0]
In den seligen Sekunden, in denen Sol erwachte, wurde ihm zum ersten Mal seit langer Zeit bewusst, was seine Aufgabe war. Nie hatte er es klarer gesehen: Freiheit finden! Er musste dieser alptraumhaften Station entfliehen, bevor sie ihn ganz vereinnahmte. Er musste die anderen finden – er musste Sara finden – und sie befreien. Sie war gefangen und vielleicht war er ihre einzige Chance. Diese Gedanken schwirrten in seinem Kopf herum ... und dann kam er zu sich.
Seine Sinne schienen gestört zu sein. Er fühlte sich, als hinge er im fahlen Schein eines fremden Raumes, ohne zu wissen, wo oben oder unten war. Er konnte nichts erkennen. In seinem Kopf formten sich verrückte Bilder von monsterhaften Maschinen und ächzenden Apparaten, die ganz in seiner Nähe zu sein schienen. Doch er konnte nichts erkennen und alles war still.
Eine Zeitlang
Weitere Kostenlose Bücher