Namibia
19. Jh. (1850–70) überfielen Nama (Topnaar und Swartboois) die Kaokoveld-Herero und raubten ihnen die meisten ihrer Rinder. Da diese nach den Raubzügen auf andere Weise für ihren Lebensunterhalt sorgen mussten, wurden sie abwertend Tjimba oder Tjimba-Herero genannt. Tjimba bedeutet übersetzt „Erdferkel“ und spielt darauf an, dass diese verarmten Herero keine Rinder mehr besaßen und deshalb gezwungen waren, „wie die Erdferkel“ im Boden „herumzuwühlen“, um so an
Veldkost
zu gelangen. Die Kaokoveld-Herero waren den nach Norden strebenden Nama weit unterlegen, da sie keine europäischen Waffen besaßen. Als die Raubüberfälle nicht enden wollten, flüchtete um 1870 ein großer Teil dieser Herero über den Kunene nach Angola. Dort lebten andere Herero-Völker, die sie aufnahmen. Da sie nichts mehr besaßen, mussten sie sich in Angola anfangs die lebensnotwendige Nahrung erbetteln. Daraufhin gab man ihnen eine Bezeichnung, die sie von nun an behielten:
Himba
– Bettler. Viele Himba kehrten später aus Angola über den Kunene ins Kaokoveld zurück.
Die Zahl der Himba schätzt man heute in Namibia auf 5000, und in Angola leben noch etwa 3000. Die Himba im Kaokoveld besitzen schätzungsweise 60 000 Rinder.
Während die anderen Herero-Stämme unter kolonialem Einfluss christianisiert wurden, konnten sich die Himba ihre ursprüngliche Lebensweise bisher weitestgehend bewahren. Die herkömmlichen Traditionen werden in Kleidung, Schmuck und Haartracht sichtbar, die meist rituelle Bedeutung haben. Vor der Kolonialzeit folgten noch alle Herero diesen Traditionen. Dass die Himba bis heute an alten Traditionen festhalten konnten, liegt zum einen an der Abgeschiedenheit des Kaokoveldes, zum anderen an der hermetischen Abrieglung dieses Gebietes durch die südafrikanische Armee bis zur Unabhängigkeit Namibias.
Die Frauen spielen bei den Himba eine zentrale Rolle. Die Gesellschaft ist vorrangig matrilinear. So wie bei den anderen Herero-Gruppen gibt es aber auch bei den Himba das Prinzip der doppelten Abstammungsrechnung, das beim Abschnitt über die Herero bereits beschrieben wurde. Im Glauben der Himba erbt man das Blut von der Mutter und die spirituellen Eigenschaften vom Vater.
Ein Himba- Dorf besteht aus mehreren kreisrunden Hütten. Sie werden aus gestampftem Lehm und Kuhdung gebaut, wobei der Boden meist mit Fellen ausgelegt ist. Männer sind tagsüber kaum im Dorf zu sehen. Sie sind auf der Suche nach Weidegründen und Wasser oder als Hirten mit ihren Herden unterwegs. Manchmal entfernen sie sich auch tage- und wochenlang von ihren Familien, wenn sie auf der Suche nach Nahrung für ihre Herden bis an den Rand der Namib ziehen müssen.
Die Hauptnahrung der Himba ist heute Maismehl gekocht mit Sauermilch. Zu besonderen Anlässen wird eine Ziege geschlachtet, in ganz seltenen Fällen eine Kuh.
Alles, was in den Augen der Himba unrein ist, wird aus dem Dorf verbannt und nach draußen verlegt. Zu diesen „Unreinheiten“ gehören nicht nur das Töten eines Tieres, sondern auch Beschneidungszeremonien und die erste Blutung eines Mädchens. Von diesem Zeitpunkt an wird ein Mädchen bei den Himba für heiratsfähig gehalten. Auch Geburten finden außerhalb des Dorfes an einem wenige hundert Meter außerhalb gelegenen Platz statt. Nach der Geburt werden Mutter und Neugeborenes ins Dorf zurückgebracht, wo sie etwa eine Woche unter einem Windschutz neben der Haupthütte leben. In einer rituellen Feierstunde stellt der Häuptling das Kind am Heiligen Feuer den Geistern seiner Vorfahren vor. Anschließend wird ein Ochse geschlachtet. Bevor dieses Ritual zelebriert wurde, darf der Vater sein Kind nicht anfassen.
Die Himba haben wie die Herero eine schwarze Hautfarbe. Die rotbraun glänzende Farbschicht stammt von zerstoßenen, ockerfarbenen Steinen (Roteisenstein). Das Pulver wird mit Tierfett zu einer Hautcreme vermischt und von Männern und Frauen am ganzen Körper aufgetragen. Diese Creme schützt sie vor Sonnenbrand und Austrocknen und dient zugleich als Moskitoschutz.
Je nach Geschlecht und Alter feiern die Himba verschiedene Zeremonien und durchlaufen unterschiedliche Initiationsriten. Manche äußeren Merkmale der Himba weisen außerdem auf einen bestimmten Status hin. So entsprechen die unterschiedlichen Haartrachten bestimmten sozialen Stufen wie der Pubertät, dem heiratsfähigen Alter oder dem Status als verheiratete Frau oder verheirateter Mann. Jungen haben zunächst einen Tonsurhaarschnitt und
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